Ägypten

Ägypten mal anders erleben: Auf den Spuren der Nubier

Der Tempel von Philae gegenüber der Insel Bigeh ist ein Zeugnis der nubischen Kultur in Oberägypten.

Der Tempel von Philae gegenüber der Insel Bigeh ist ein Zeugnis der nubischen Kultur in Oberägypten.

Während er über sein Land blickt, erinnert sich Mohamed Beshir: „Als ich 2000 ankam, war hier nichts.“ Mittlerweile sind 22 Jahre vergangen – und hier, im Westen der Stadt Assuan im Süden Ägyptens, hat sich einiges getan. Es gibt Wasser, Strom, ein großes Haus mit offenem Innenhof und viel Grün.

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Doch der Weg dahin war weit: „2005 bekamen wir die Erlaubnis, das Land zu behalten, und wir bauten unser Dorf auf. 2011 kam die Revolution und man nahm uns alles“, erzählt Beshir. Der Mann und seine Familie gaben trotzdem nicht auf und fingen 2015 von vorn an – mit einer besonderen Mission.

Mohamed Beshir ist Nubier. Die nubische Kultur hat schon im alten Ägypten ihre Spuren hinterlassen. Die Sprache können die Nachfahrinnen und Nachfahren heute nur von denen lernen, die sie noch sprechen können. „Geschrieben werden kann sie nicht mehr“, sagt Beshir.

Mohamed Beshir möchte die Kultur seiner Vorfahren bewahren.

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Nubische Kultur entwickelte sich parallel zu der ägyptischen

Das einstige Nubien wird zwischen Assuan, im Osten bis zum Roten Meer, südlich bis in den Sudan und westlich bis zur libyschen Wüste verortet. Die Kultur entwickelte sich einst parallel zu der des alten Ägypten, findet in den Geschichtsbüchern bis heute jedoch kaum Beachtung. Und das, obwohl in der 25. Dynastie sogar 75 Jahre lang nubische Pharaonen Ägypten regierten.

Viele Jahrhunderte später hatten sich die Nubierinnen und Nubier westlich von Assuan gut eingerichtet. Doch der Bau des großen Assuanstaudammes, der im Januar 1960 begann, zerstörte die Heimat zahlloser Nubierinnen und Nubier.
Ägypten entschied sich damals für den Bau der Staumauer, um die jährlichen Nilhochwasser kontrollieren zu können. Die waren für die fruchtbaren Lande entlang des Flusses essenziell. Das Problem war nur, dass auf eine Flut mehrere trockene Jahre folgen konnten. Mit dem Aufstauen des Wassers wollte man diese überbrücken.

Bau des Assuan-Staudamms änderte vieles

Laut Ägyptologe Adel Edrees mussten 200.000 Nubierinnen und Nubier und 55 Dörfer für den Bau weichen. „Wir akzeptierten den Plan für den Staudamm, weil Ägypten diesen brauchte. Es fühlte sich trotzdem an, als wurden unsere Wurzeln zerstört“, sagt er rückblickend. Nicht nur die Nubierinnen und Nubier mussten umziehen, auch ganze Tempel wurden versetzt. Edrees berichtet von 18 nubischen Monumenten, die vor dem Wasser in Sicherheit gebracht werden mussten. Dazu gehören Abu Simbel und der Tempel von Philae.

Nubian Eco Village soll Kultur vermitteln

Mohamed Beshir hat sich von all seinen Rückschlägen nicht entmutigen lassen und an seiner Mission festgehalten. Nun steht er in seinem Dorf, das er Nubian Eco Village getauft hat. Seine Vision: die nubische Kultur erhalten, konservieren und die Besucher mit der nubischen Gastfreundschaft willkommen heißen. Beshir kann dabei auf einen reichen Erfahrungsschatz zurückgreifen, schließlich arbeitet er bereits seit 1974 in der Tourismusbranche.

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Im Nubian Eco Village steht die Handwerkskunst der nubischen Nachfahren zum Kauf bereit.

Im Nubian Eco Village steht die Handwerkskunst der nubischen Nachfahren zum Kauf bereit.


2015 begann er nicht nur mit seinem Projekt Nubian Eco Village, er setzt sich seitdem auch für nachhaltigen Tourismus in Ägypten ein – und geht mit gutem Beispiel voran: Alles in seinem Dorf wird aus Naturmaterialien gebaut, Obst und Gemüse werden vor Ort angebaut. Die Dächer der Häuser sind wie eine Kuppel geformt, was wie eine natürliche Klimaanlage wirkt. Außerdem verwenden Beshir und seine Kollegen kein Einwegplastik.

Touristinnen und Touristen können hier einen Tag lang die nubische Kultur kennenlernen, gemeinsam mit den Frauen singen und tanzen, traditionelle Gerichte probieren und die bunte Handwerkskunst, bestehend aus Körben, Untersetzern, Taschen und Schmuck, erwerben.

Hilfsprogramm unterstützt das Projekt

Doch die Pandemie hat das Projekt in Schwierigkeiten gebracht. Umso dankbarer ist Beshir, dass er auf ein deutsches Hilfsprogramm aufmerksam geworden ist. Finanziert wird das Programm über eine Covid-Soforthilfe des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Die Tui Foundation sucht die Unternehmen, die unterstützt werden, gemeinsam mit der Berliner Nichtregierungsorganisation Empact, die vor allem Start-ups unterstützt, in einem mehrstufigen Auswahlverfahren aus.

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Alle Auserwählten erhalten einmalig 9000 Euro und sechs Monate lang Unterstützung durch Mentorinnen und Mentoren. Mit ihnen gemeinsam finden sie heraus, wie sie ihr Unternehmen besser für den Tourismusmarkt aufstellen können.

Gutes Marketing soll mehr Reisende locken

„Für das Programm werden nur junge Unternehmen, die nicht älter als zehn Jahre sind, ausgesucht. Außerdem sollten sie in ihrem Konzept soziale und nachhaltige Aspekte verankert haben“, sagt Alexander Panczuk, Geschäftsführer der Tui Care Foundation. Das Nubian Eco Village hat die Unterstützung hauptsächlich in Marketing investiert. Mit neuem Logo und durchdachter Werbung will es künftig mehr Touristinnen und Touristen anlocken.

Mit den typischen Wassertaxis auf dem Nil ist die Insel Bigeh gut zu erreichen.

Mit den typischen Wassertaxis auf dem Nil ist die Insel Bigeh gut zu erreichen.


Die Nubier haben ein enges Verhältnis zum Nil, wie alle Menschen, die entlang des fruchtbaren Stroms leben. Deshalb gehört auch eine Bootsfahrt auf einer traditionellen Feluke – einem Segelschiff, das schon seit Hunderten Jahren auf dem Nil genutzt wird – zum ganzheitlichen Erleben der nubischen Kultur. Der Fluss ist in Assuan sehr breit und wird von zahlreichen kleineren und größeren Inseln durchbrochen. Diese sogenannten Katarakte sind seichte Abschnitte des Nils, die schon in der Antike angelegt wurden, um Stromschnellen zu erzeugen und den Fluss befahrbar zu machen.

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Insel Bigeh liegt im Nil

Manche Steininseln sind so groß, dass sie die Heimat von Tempeln oder Dörfern geworden sind. Eines davon liegt auf der Insel Bigeh im ersten Katarakt. Derzeit ist es hauptsächlich eine Lodge für Reisende, die hier in klassischen und einfachen nubischen Lehmhäusern übernachten können. Doch eigentlich ist Bigeh das Heimatdorf vieler Nubier. Aufgrund von Fluten und letztendlich auch wegen des Dammbaus mussten die Familien aufs Festland ausweichen, doch ihre Häuser stehen noch heute auf der Insel. Einige leben bereits wieder hier und arbeiten in der Eco Nubia Lodge.

Taha Abdallah Abady ist der Besitzer des Landes auf Bigeh. „Ich bin hier geboren, das ist mein Leben“, sagt er. Sein Traum sei es, dass alle ehemaligen Bewohner hierher zurückkehren und ihre Lodge weiter ausbauen können.
Ähnlich wie im Nubian Eco Village wird auch hier das Obst und Gemüse selbst angebaut und darauf geachtet, dass kein Essen verschwendet wird.

Taha Abdallah Abady ist Landbesitzer auf der Insel Bigeh.

Taha Abdallah Abady ist Landbesitzer auf der Insel Bigeh.

Die frisch geernteten Zwiebeln, Auberginen und Zucchini werden zu köstlichen Tahines in steinernen Gefäßen verarbeitet, die Hibiskusblüten zur Limonade. Serviert werden die traditionellen Gerichte auf der ­Terrasse der Lodge – mit Blick auf den Tempel von Philae, einem der zahlreichen Relikte nubischer Kultur.

Tipps für deine Reise nach Ägypten

Anreise: Von mehreren Flughäfen in Deutschland gibt es Direktflüge nach Kairo. Von Kairo starten mehrere Flüge pro Tag in die 700 Kilometer südlich gelegene Stadt Assuan. Der Flug ­dauert etwa eineinhalb Stunden.

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Einreise: Deutsche benötigen ein Visum. Das ­Visum bekommt man am Flughafen in Kairo für etwa 50 Euro, man kann es allerdings vorab auch online beantragen.

Währung: In Ägypten zahlt man mit dem Ägyptischen Pfund. 20 Pfund sind umgerechnet ungefähr ein Euro. In Kairo gibt es überall Geldautomaten, bei denen sich problemlos Geld abheben lässt. Bargeld ist die bessere Wahl als eine ­Kreditkarte.

Unterkünfte: Die Lodge Eco Nubia auf der Insel Bigeh in ­Assuan kann über booking.com gebucht werden und ist dort als Unterkunft für nachhaltiges Reisen aufgeführt. Es gibt drei Dreibettzimmer und sieben Zweibettzimmer ab 84 Euro pro Nacht. Es ist eine Überfahrt mit dem Wassertaxi nötig.

  

Die Reise wurde unterstützt von der Tui Care Foundation. Über Auswahl und Ausrichtung der Inhalte entscheidet ­allein die Redaktion.

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