Streiks an fünf deutschen Flughäfen: Was Betroffene tun können
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Wegen des Streiks muss an den Flughäfen Düsseldorf, Hamburg und Köln mit zahlreichen Ausfällen gerechnet werden.
© Quelle: imago images/Sven Simon
In den Osterferien war Ruhe, doch nun ist es wieder so weit: An den Flughäfen Köln/Bonn, Düsseldorf und Hamburg wird seit der Nacht zu Donnerstag gestreikt, in Stuttgart startet der ganztägige Warnstreik am Freitag – auch am Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden gibt es ab Freitag Streiks. Flugreisende müssen bis in die Nacht zu Samstag beziehungsweise zu Sonntag mit Verspätungen und Flugausfällen rechnen. Aufrufe für andere Flughäfen könnten noch folgen, das kündigte Wolfgang Pieper, Verdi-Verhandlungsführung, gegenüber dem reisereporter an.
Beschäftigte im Luftsicherheitsbereich legen Arbeit nieder
Zum Streik aufgerufen sind Beschäftigte im Luftsicherheitsbereich, die in der Fluggastkontrolle, der Personal- und Warenkontrolle und in Servicebereichen tätig sind. Der Streik soll in Hamburg, Düsseldorf und Köln 48 Stunden lang andauern, von der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag bis zur Nacht von Freitag auf Samstag – in Stuttgart nur ganztägig am Freitag. Am Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden wird von der Nacht von Freitag bis zur Nacht auf Sonntag gestreikt.
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Die Gewerkschaft Verdi fordert für die Beschäftigten Zeitzuschläge für Nacht-, Samstags-, Sonntags- und Feiertagsarbeit sowie eine bessere tarifliche Regelung zur Entlohnung von Überstunden. Bislang gab es bei den Verhandlungen mit dem Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen allerdings keinen Durchbruch. Deswegen will Verdi nun den Druck weiter erhöhen.
Welche Flüge fallen an den Flughäfen aus?
Am Flughafen Hamburg werden am Donnerstag und Freitag alle Abflüge gestrichen, das betrifft insgesamt mehr als 300 Flüge an beiden Tagen, wie der Flughafen mitteilte. Landungen sollen zwar möglich sein, allerdings wird es auch hier zu Ausfällen kommen. Am Donnerstag wurden einige Landungen abgesagt. Auch am Freitag müssen Ankünfte ausfallen, nach Angaben des Airports seien das 47 von 157 geplanten Landungen.
Die Reisenden wurden gebeten, Kontakt zu ihrer Fluggesellschaft aufzunehmen und nicht zum Flughafen zu kommen. Um die ausgefallenen Flüge zu kompensieren, rechnet der Airport mit zahlreichen Umbuchungen auf Samstag und die folgenden Tage. Insgesamt seien fast 80.000 Reisende betroffen. Diese sollten sich unbedingt mit ihrer Fluggesellschaft oder dem Reiseveranstalter in Verbindung setzen.
An den Flughäfen Düsseldorf und Köln/Bonn wird der Betrieb aufrecht erhalten werden. Reisende müssen allerdings mit langen Wartezeiten und Flugausfällen rechnen. In Düsseldorf werden Reisende gebeten so wenig Handgepäck wie möglich mitzunehmen, sie sollten sich bei ihrer Airline oder ihrem Reiseveranstalter erkundigen, ob der Flug von Düsseldorf oder Köln wie geplant stattfinden kann.
In Köln finden fast 170 am Donnerstag geplante Flüge nicht statt. Auch in Düsseldorf gibt es erhebliche Beeinträchtigungen, knapp 200 der geplanten Flüge seien annulliert oder auf andere Flughäfen verschoben worden. Für Freitag rechnen die Airports erneut mit vielen Ausfällen. Teilweise wurden einige Flüge an die Airports Münster-Osnabrück oder Paderborn-Lippstadt verlegt. Insgesamt werden in Düsseldorf, Hamburg und Köln/Bonn am Donnerstag und Freitag etwa 700 Flüge ausfallen, das teilte der Flughafenverband ADV mit.
Verdi hat für Freitag auch zu einem Streik am Flughafen Stuttgart aufgerufen. Abflüge werden nach Angaben des Airports an diesem Tag keine stattfinden können. Auch bei Landungen müssen Flugreisende mit erheblichen Einschränkungen und Absagen rechnen. Der Flughafen rät allen Reisende sich bei ihrer Airline oder ihrem Reiseveranstalter zu informieren. Für den Freitag waren ursprünglich mehr als 200 Flüge geplant.
Am Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden finden ebenfalls Streiks statt. Verdi teilte am Donnerstag mit, dass die Arbeitsniederlegung dort zwei Tage dauern wird, von Freitag bis in die Nacht von Samstag auf Sonntag. Es wird auch hier mit längeren Wartezeiten und Flugausfällen gerechnet.
Wie komme ich an einen neuen Flug?
Ab einer Verspätung von drei Stunden haben Reisende Anspruch auf Alternativbeförderung. Bei einem Streik sind die Fluggesellschaften verpflichtet, zum nächstmöglichen Zeitpunkt einen Ersatztransport zu organisieren.
Reisende können aber auch selbst kostenlos bei ihrer Airline umbuchen oder komplett stornieren. Das ist online möglich, zum Beispiel über die Buchungsseite der Fluggesellschaft.
Für innerdeutsche Flüge, die aufgrund des Streiks nicht durchgeführt werden können, besteht die Möglichkeit, das Flugticket in einen Fahrschein der Deutschen Bahn umzuwandeln.
Wichtig ist, dass die Fluggästinnen und Fluggäste die Belege für Zugtickets oder andere Beförderungsmittel aufbewahren, damit sie ihrer Airline die Kosten in Rechnung stellen können.
Haben Reisende Anspruch auf Entschädigung?
Da die Airline nicht für die voraussichtlichen Einschränkungen im Flugverkehr verantwortlich ist und keinen Einfluss darauf hat, muss sie betroffenen Reisenden keine Entschädigung zahlen.
Wichtig zu wissen: Die EU-Fluggastrechte gelten für alle Flüge, die in der Europäischen Union starten. Und sie greifen für alle Flüge, die in der EU landen – allerdings gibt es in diesem Fall eine Bedingung: Die Airline muss ihren Sitz in der EU haben. Wer etwa mit einer US-amerikanischen Airline von New York nach Frankfurt fliegt, bekommt bei einer langen Verspätung keine Entschädigung. Andersherum schon.
Am Flughafen gestrandet: Wer zahlt Verpflegung und Unterkunft?
Wird ein Flug annulliert oder verspätet er sich, muss sich die Fluggesellschaft immer um wartende Fluggästinnen und Fluggäste kümmern.
Ab einer Verspätung von zwei Stunden erhalten sie kostenlose Mahlzeiten und Getränke am Airport, oftmals werden Restaurantgutscheine verteilt.
Zudem muss die Airline zwei Telefonate oder die Versendung von zwei E‑Mails ermöglichen – beispielsweise, indem sie einen kostenlosen WLAN-Zugang zur Verfügung stellt.
Wenn der Alternativflug erst am nächsten Tag stattfindet, muss die Airline eine Übernachtung in einem Hotel mittlerer Klasse und den Transport zur Unterkunft organisieren.
Reisereporter