Streik an Flughäfen am 27. März: Was Reisende wissen müssen
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Am 27. März werden die deutschen Flughäfen bestreikt.
© Quelle: imago images/localpic
Es ist soweit! Heute, den 27. März, werden deutschlandweit die Flughäfen bestreikt. Die Gewerkschaft Verdi hatte in den letzten Wochen immer wieder an vielen deutschen Flughäfen zu Warnstreiks aufgerufen, betroffen waren jedoch meist nur wenige Airports gleichzeitig. Jetzt kommt es jedoch anders, am Montag wird fast der gesamte deutsche Flugverkehr betroffen sein.
Streik an den deutschen Flughäfen: Was Reisende wissen müssen
Da fast alle Flughäfen in Deutschland von dem Streik betroffen sind, müssen Reisende davon ausgehen, nicht fliegen zu können. Besonders ärgerlich ist das für Menschen, die dann in den Urlaub fliegen wollen – immerhin beginnen in Niedersachsen und Bremen am 27. März schon die Osterferien.
Ob wirklich alle Flüge ausfallen, welche alternativen Verkehrsmittel sich anbieten und welche Entschädigungsansprüche Reisende haben, erfährst du in dieser Übersicht.
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Übersicht
- Streik an den deutschen Flughäfen: Was Reisende wissen müssen
- Wie lange dauert der Streik?
- Welche Flughäfen werden bestreikt?
- Fliegt mein Flugzeug vielleicht trotz Streik?
- Wie komme ich an einen neuen Flug?
- Was ist mit meinem Gepäck?
- Habe ich bei Streiks Anspruch auf Entschädigung?
- Was sind alternative Verkehrsmittel?
- Am Flughafen gestrandet: Wer bezahlt Verpflegung und Unterkunft?
Wie lange dauert der Streik?
Der Streik an den Flughäfen wird den gesamten 27. März andauern, er beginnt um 0 Uhr und endet in der Nacht von Montag auf Dienstag. Allerdings ist damit zur rechnen, dass es auch nach dem Ende des Streiks weiterhin zu Flugausfällen und Verspätungen im Betrieb der Airports kommen wird.
Welche Flughäfen werden bestreikt?
Da Verdi alle Beschäftigten von Bund und Kommunen sowie die Beschäftigten der Bodenverkehrsdienste und der Luftsicherheit zum Streik aufgerufen hat, wird der Streik voraussichtlich fast alle Flughäfen in Deutschland betreffen. Keinen Streikaufruf gibt es an den Flughäfen BER, Münster/Osnabrück,Frankfurt-Hahn, Saarbrücken, Memmingen und Erfurt-Weimar.
Am Frankfurter Flughafen wird es keine regulären Passagierflüge geben. „Alle Aufgaben, die einen vollumfänglichen Flugbetrieb ermöglichen“, seien wegen des Streiks ausgesetzt, teilte die Betreibergesellschaft Fraport bereits am Donnerstag mit. Man bitte Betroffene, von einer Anreise abzusehen. Es wird auch keine Zwischenstopps am größten deutschen Flughafen geben. Ursprünglich seien etwa 1170 Flüge mit circa 160.000 Menschen geplant gewesen. Reisende müssten außerdem auch am Dienstag noch mit längeren Wartezeiten rechnen, sagte ein Sprecher des Flughafens.
Am Hamburger Flughafen werden von Sonntag 22 Uhr bis Montag 22 Uhr keine Abflüge möglich sein. Der Flughafen teilte am Freitag mit, dass die Sicherheitskontrolle für die Passagiere geschlossen werden müsse. „Weil die Fluggäste die bestreikte Kontrollstelle nicht passieren können, werden alle geplanten 147 Abflüge gestrichen oder finden ohne Passagiere statt“, heißt es weiter. Betroffene werden gebeten, Kontakt zu ihrer Fluggesellschaft aufzunehmen und nicht zum Flughafen zu kommen. Auch bei den Ankünften seien Flugstreichungen zu erwarten. Für Montag seien insgesamt rund 299 Flüge mit mehr als 35.000 Passagieren geplant gewesen. Um die ausgefallenen Flüge zu kompensieren, sei mit Umbuchungen auf Dienstag und die nachfolgenden Tage zu rechnen.
Am Flughafen München wird bereits am Sonntag gestreikt, an beiden Tagen wird „kein regulärer Passagier- und Frachtverkehr“ stattfinden können. Das teilte der Airport am Donnerstag mit. Wer an diesen Tagen einen Flug geplant habe, solle sich mit seiner Airline in Verbindung setzten. Eine Anreise zum Flughafen sei sinnlos. Insgesamt seien an beiden Tagen mehr als 1500 Flüge geplant gewesen – betroffen seien rund 200.000 Passagierinnen und Passagiere.
Am Flughafen Stuttgart wird es ebenso keinen regulären Flugbetrieb geben, das erklärte der Airport am Freitag. Alle Reisenden sollten sich unbedingt mit ihrer Airline in Verbindungen setzen.
Am Flughafen Bremen fallen am Montag alle Flüge von und nach Bremen aus, das teilte eine Sprecherin am Freitag mit. Reisende werden gebeten sich mit ihrer jeweiligen Airline in Verbindung zu setzten.
Am Flughafen Hannover sind „erhebliche Beeinträchtigungen zu erwarten“, das teilte der Airport auf seiner Webseite mit. „Wir bitten alle betroffenen Passagiere, Kontakt mit ihrer Fluggesellschaft oder ihrem Reiseveranstalter aufzunehmen“, heißt es weiter.
Am Düsseldorfer Flughafen sind 330 Flüge mit rund 37.500 Passagieren geplant. Am Montagmorgen wurden laut Flugplan fast alle Flüge annulliert. Es wird Reisenden geraten, sich direkt bei der Airline zu informieren, ob der Flug stattfindet. Der Streik würde hier wahrscheinlich bis in den frühen Dienstagmorgen andauern.
Am Dortmunder Flughafen findet wegen des geplanten Streiks kein Flugbetrieb statt. Es waren ursprünglich 46 Flüge mit rund 7000 Passagieren geplant, so der Flughafen.
Am Flughafen Köln/Bonn wird ebenfalls mit massiven Beeinträchtigungen gerechnet. „Hier ist alles dicht. Das ist jetzt ein ökologischer Flughafen“, sagte der Verdi-Gewerkschaftssekretär Frank Michael Munkler. Eigentlich sind für Montag 176 Passagierflüge geplant gewesen.
An den Flughäfen in Leipzig und Dresden rechnet die Mitteldeutsche Flughafen AG mit großen Auswirkungen für Reisende. Alle innerdeutschen Flüge sind gestrichen worden. Die übrigen Flüge anderer Gesellschaften sollten bestehen bleiben. Passagierinnen und Passagiere sollten sich unbedingt vorab bei den Airlines informieren.
Der Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden geht von längeren Wartezeiten aus, da das Personal an den Sicherheitskontrollen streiken soll. Mit Flugausfällen rechnete der Baden-Airport aber nicht.
Die am Nürnberger Flughafen stationierten Rettungsflieger sind vom Warnstreik am Montag nicht betroffen. So seien Rückholaktionen von im Ausland erkrankten oder verunglückten Deutschen weiter möglich, sagte ein Flughafensprecher am Morgen. Der normale Passagierverkehr finde dagegen nicht statt. „32 Verbindungen sind gestrichen worden.“
Fliegt mein Flugzeug vielleicht trotz Streik?
Da es sich um einen flächendeckenden Streik in mehreren Arbeitsbereichen der Flughäfen handelt, wird es am 27. März wohl so gut wie keine Ausnahmen im zivilen Flugverkehr geben. „Es wird im gesamten Bundesgebiet zu starken Verzögerungen bis hin zum Erliegen der Verkehrsdienste in allen genannten Bereichen kommen“, kündigt die Gewerkschaft kompletten Stillstand an.
Der Flughafenverband ADV geht davon aus, dass Hunderttausende Passagierinnen und Passagiere betroffen sein werden. „Rund 380.000 Geschäfts- und Privatreisende werden ihren Flug nicht antreten können“, so der Verband am Donnerstag. Das ganze Land werde vom internationalen Luftverkehr abgeschnitten.
Der Anbieter Tuifly sagte, man werde versuchen möglichst viele Urlaubsflüge umzubuchen oder zu verschieben. „Wir schauen, was umzubuchen ist, was an Ausweichflughäfen dargestellt werden kann oder was auch an einem Tag später denkbar wäre“, hieß es am Freitag.
Wie komme ich an einen neuen Flug?
Ab einer Verspätung von drei Stunden haben Reisende Anspruch auf Alternativbeförderung. Bei einem Streik sind die Fluggesellschaften verpflichtet, zum nächstmöglichen Zeitpunkt einen Ersatztransport zu organisieren.
Reisende können aber auch selbst kostenlos bei ihrer Airline umbuchen oder komplett stornieren. Das ist online möglich, zum Beispiel über die Buchungsseite der Fluggesellschaft.
Was ist mit meinem Gepäck?
Sollten Flüge stattfinden, kann es dennoch zu Verzögerungen in der Gepäckabfertigung kommen. Heißt: Gegebenenfalls müssen Koffer nachgeliefert werden.
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Bei Streiks an Flughäfen geht auch schnell mal das Gepäck verloren.
© Quelle: imago images/Manngold
Habe ich bei Streiks Anspruch auf Entschädigung?
Durch die Streiks werden viele Reisende ihr Ziel nicht wie geplant erreichen. Bei Verspätungen von über drei Stunden oder Ausfällen haben betroffene Passagierinnen und Passagiere grundsätzlich Anspruch auf eine Entschädigungszahlung von 200 bis 600 Euro, je nach Flugstrecke. So sieht es die Europäische Fluggastrechteverordnung (EG 261) vor.
Außergewöhnliche Umstände wie Unwetter oder medizinische Notfälle können bewirken, dass die ausführende Airline von der Kompensationspflicht befreit wird. Angekündigte wie unangekündigte Streiks bei der Airline gehören nicht dazu.
Doch im aktuellen Fall haben Reisende schlechte Karten: „Da es sich um einen Streik des Boden- beziehungsweise Flughafenpersonals handelt, haben betroffene Passagiere in der Regel keinen Anspruch auf eine Entschädigung“, so Julián Navas vom Fluggastrechteportal „Airhelp“.
Diese Streiks liegen nicht im Einflussbereich der Fluggesellschaft. Eine Ausnahme gelte, wenn auch das Personal am Check-in, welches von der Airline gestellt wird, streike.
Was sind alternative Verkehrsmittel?
1. Zug: Die am nächsten liegende Option ist bei einem Streik der Flughäfen normalerweise der Zug, allerdings wird die Deutsche Bahn am 27. März ebenfalls bestreikt. Die Arbeit legen ebenso die Beschäftigten der Unternehmen Transdev, AKN, Osthannoversche Eisenbahnen, Erixx, Vlexx, Eurobahn, Ostdeutsche Eisenbahngesellschaft (Odeg) sowie Die Länderbahn nieder. Andere private Anbieter nehmen an den Streiks nicht teil, das heißt, diese Züge sollten fahren. Da die Bahnen jedoch ebenfalls das Streckennetz der Deutschen Bahn benutzen, kann es zu Verzögerungen und Verspätungen kommen.
Teilweise fahren auch Bahnunternehmen aus anderen Ländern in Deutschland. Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) teilten am Freitag jedoch mit, dass es keinen „grenzüberschreitenden Nah- und Fernverkehrszüge geben“ wird. Das betreffe auch Nachtzüge mit deutschen Streckenabschnitten. Auch die grenzüberschreitenden Züge aus Tschechien werden nicht nach Deutschland fahren, das kündigte die Staatsbahn Ceske Drahy (CD) an.
2. Fernbus: Die Fahrt dauert länger, aber ein Fernbus ist in einigen Fällen durchaus eine Alternative zum Flugzeug. Mit Flixbus kannst du in mehr als 1000 Städte in Europa reisen – andere Anbieter sind Blablacar Bus, Eurolines und Pinkbus. Wenn du etwas Sitzfleisch hast, kannst du dich sogar bis nach Lissabon, Barcelona, Rom, Mailand oder Ankara chauffieren lassen.
Es besteht natürlich auch die Gefahr von Staus auf der Autobahn, hinzu kommt, dass der Streik am 27. März auch die Autobahngesellschaft betrifft. Damit könnte es beispielsweise zu Tunnelsperrungen kommen. Hier solltest du dich vor Abfahrt unbedingt informieren.
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Fernbusse wie zum Beispiel von Flixbus können bei einem Streik am Flughafen eine Alternative sein.
© Quelle: imago images/Michael Gstettenbauer
3. Fahrgemeinschaften: Oldschool, aber eigentlich ganz logisch: Handy raus, die Kolleginnen, Kollegen oder Freunde, Freundinnen anrufen – und sich eine Autofahrt zum Ziel kostentechnisch teilen, Gespräche und Spaß inklusive. Wahrscheinlich eher etwas für Reisende, die zu einem Geschäftstermin müssen, als für den Weg in den Urlaub.
4. Mitfahrgelegenheiten: Kein Auto und auch keine Kolleginnen, Kollegen oder Freunde, Freundinnen am Start, die dich mitnehmen können? Dann such doch nach einer Mitfahrgelegenheit – bei Streiks eine gute Alternative. Denn Reisende können hier flexibel und schnell mit anderen Menschen in Kontakt kommen. Anbieter sind zum Beispiel Blablacar, Mitfahren und Drive2day.
Bei Streiks haben Reisende oftmals sogar mehr Auswahl als sonst. Denn wenn die Nachfrage steigt, dann steigt meist auch das Angebot.
5. Mietwagen: Wenn du kein Auto zur Verfügung hast, ist auch ein Mietwagen natürlich eine Option, die gibt es zum Beispiel bei Europcar und Sixt. Allerdings schießen die Preise für Mietautos bei Streiks naturgemäß in die Höhe. Stichwort: Angebot und Nachfrage.
Denn in solchen Fällen suchen mehr Menschen nach einer Alternative, das Angebot an Mietwagen ist aber begrenzt. „Wenn nur begrenzte Kapazitäten im Angebot sind und diese stark nachgefragt sind, dann steigen die Preise“, erklärt Ulf Sonntag, Leiter der Marktforschung am Institut für Tourismusforschung in Nordeuropa.
Eine extrem günstige Alternative sind Überführungsfahrten, zum Beispiel bei Movacar. Dort kannst du einen Wagen für den Preis von einem Euro mieten – und bringst ihn von einem vereinbarten Punkt A zu einem Punkt B. Warum das so günstig geht? Du übernimmst dabei quasi den Job von bezahlten Diensten, die Autos für Mietwagen-Firmen zu verschiedenen Stationen bringen.
7. Taxi: Das ist eher etwas als Ersatz für die Kurzstrecke – und wenn du das nötige Kleingeld hast. Statt in der Zentrale anzurufen, lieber am nächsten Taxistand mit den Fahrern ins Gespräch kommen und einen Festpreis für die Strecke aushandeln. Wenn du noch Mitfahrende findest, ist die Taxifahrt dann gar nicht mehr so teuer.
8. Fähre: Funktioniert natürlich nicht überall. Aber besonders im Mittelmeerraum oder in Skandinavien sind (Nacht-)Fähren eine echte Alternative zum Flugzeug. Infos und mögliche Routen findest du beispielsweise unter Ferrylines oder Aferry.
Am Flughafen gestrandet: Wer bezahlt Verpflegung und Unterkunft?
Wird ein Flug annulliert oder verspätet er sich, muss sich die Fluggesellschaft immer um wartende Flugreisenden kümmern.
Ab einer Verspätung von zwei Stunden erhalten sie kostenlose Mahlzeiten und Getränke am Airport, oftmals werden Restaurantgutscheine verteilt.
Zudem muss die Airline zwei Telefonate oder die Versendung von zwei E‑Mails ermöglichen – beispielsweise, indem sie einen kostenlosen WLAN-Zugang zur Verfügung stellt.
Wenn der Alternativflug erst am nächsten Tag stattfindet, muss die Airline eine Übernachtung in einem Hotel mittlerer Klasse und den Transport zur Unterkunft organisieren.
Reisereporter