Neue Designs: Sehen so die Flugzeugkabinen der Zukunft aus?
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Das Großraumkabinenkonzept „Explorer“ der Lufthansa: Sieht so die Flugkabine der Zukunft aus?
© Quelle: Lufthansa
Die Knie stoßen an den Vordersitz und das dröhnende Gelächter der angetrunkenen Sitznachbarn klingelt in den Ohren – einige Unannehmlichkeiten einer Flugzeugreise würden wohl die wenigsten von uns vermissen. Und tatsächlich könnten verkrampfte Beine und laute Kabinen demnächst der Vergangenheit angehören.
Das verspricht zumindest die Shortliste der Crystal Cabin Awards 2022. Seit März sind die 24 Finalistinnen und Finalisten bekannt, die im Wettbewerb im Juni mit kreativen Ideen für die Zukunft der Luftfahrt antreten. Neben Komfort und Digitalisierung spielt in diesem Jahr auch das Thema Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle.
Mehr Komfort in der Kabine
Im Fokus der Konzepte steht der Innenraum des Fliegers. Die Airlines wollen möglichst viele Passagiere in einem Flugzeug unterbringen und wer ab und zu fliegt, weiß: Beinfreiheit ist deswegen oft knapp. Mit vielen der nominierten Konzepte soll der begrenzte Raum in der Flugzeugkabine besser genutzt werden, zum Beispiel durch faltbare Elemente.
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Dazu gehört unter anderem das experimentelle Sitzkonzept „Air Sleeper“ der Millennium Group. Jeder Passagier bekäme dabei einen Sitz, der zu einem flachen Bett zusammengeklappt werden kann – und zwar auf mehreren Ebenen und mit verschiedenen Konstellationen.
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Beim Airsleeper können die Sitze zu einem Bett zusammengeklappt werden.
© Quelle: MMillenniumm
Das Konzept „NeXtGC“ vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) erinnert mit gegenüberliegenden Dreier-Sitzreihen dagegen an ein Zugabteil. Der Stauraum für Handgepäck wandert von den Gepäckfächern unter den Sitz. Damit könntest du schneller ein- und aussteigen, statt im Gang auf Passagiere zu warten, die ihr Gepäck verstauen.
Eine Strategie für „schwebende Möbel“ haben das Designunternehmen Teague und das Luftfahrtunternehmen Nordam entwickelt. In ihrem Konzept „Elevate“ werden Kabinenmöbel nicht am Boden befestigt, sondern an der Seitenwand und im Gang.
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Die „schwebenden Möbel“ werden nicht am Boden befestigt.
© Quelle: Teague/Nordam
Damit wollen sie für mehr Komfort in den schmaleren sogenannten Single-Aisle-Flugzeugen sorgen, teilt der Veranstalter des Wettbewerbs mit.
Konzepte für sichere Reisen in der Luft
Wie viele Branchen hat die Sorge vor Ansteckungen in der Corona-Pandemie auch die Luftfahrt beschäftigt. Einige der Nominierten haben deswegen an Ideen gearbeitet, mit denen sie die Ausbreitung von Corona und anderen Viren reduzieren wollen.
Das Air Shield vom Unternehmen Pexco Aerospace in Zusammenarbeit mit Teague will dazu zwischen den Passagierräumen einen speziell entwickelten Luftstrom leiten.
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Das Air Shield soll die Luftströmung in Flugzeugen verbessern.
© Quelle: Pexco Aerospace/Teague
Das Reinluftsystem „Vientum“ von Weigele Aerospace dagegen setzt auf Techniken, die schon in Schulklassen eingesetzt werden, um das Ansteckungsrisiko zu senken.
Brandgefährlich, im wahrsten Sinne des Wortes, ist im Flugzeug ein Brand im Frachtcontainer. Der kann zum Beispiel entstehen, wenn sich fehlerhafte Lithium-Ionen-Batterien in digitalen Geräten entzünden. Ein feuerfester Container von Safran Cabin verschafft der Crew sechs Stunden Zeit, um sicher zu landen.
Mehr Recycling, weniger Abfall
Auch Themen wie Nachhaltigkeit und Umweltschutz gehen an der Flugbranche nicht vorbei. Laut Veranstalter haben in diesem Jahr besonders viele Teilnehmende Beiträge eingereicht, die den Abfall und das Gewicht an Bord reduzieren sollen.
Der Airspace Food Scanner von Airbus Operations soll zum Beispiel mithilfe von künstlicher Intelligenz erfassen, welche Lebensmittel die Passagierinnen und Passagiere essen. So soll das Catering-Angebot besser an die Nachfrage angepasst werden und es sollen weniger Lebensmittel im Mülleimer landen.
Andere Unternehmen entwickeln nachhaltige Innenausstattung beispielsweise aus recycelten Lederabfällen oder Polstern. Recaro Aircraft Seating dagegen bewirbt sich mit einem Sitztischsystem zum Stecken, das aus nachhaltigen und leichten Materialien besteht.
Das Unternehmen mit Sitz in Schwäbisch Hall geht davon aus, dass dank des reduzierten Gewichts bei der Einführung in 50 Flugzeugen jährlich rund 1000 Tonnen CO₂ eingespart werden könnten.
Flugzeugkabine wird zum digitalen Raum
Digitale Angebote sollen das Reisen im Flugzeug angenehmer machen. Das Unternehmen ACM Aircraft Cabin Modification zum Beispiel will eine aktive Geräuschunterdrückung direkt in die Kopfstütze einbauen.
Störende Geräusche wie die lauten Gespräche der Sitznachbarn oder der Fluglärm sollen laut den Entwicklern damit um immerhin drei Dezibel sinken – gute Nachrichten, wenn du empfindlich auf Lärm reagierst oder im Flieger gerne ein Nickerchen machen möchtest.
Die Gentex Corporation hat sich mit einem biometrischen Iris-Scanning-System beworben. Wenn die Crew das Flugzeug betritt, soll sie so identifiziert werden können. Außerdem könnte das System in die Sitzlehne integriert werden, damit du an Bord auf dich zugeschnittene Medien- oder Shoppingangebote bekommst.
Ins Rennen geht auch das nach Angaben der Veranstalter „weltweit erste E-Shopping-Erlebnis an Bord eines Inflight-Entertainment-Systems“.
„Krishop on Krisworld“ wurde unter anderem von Singapore Airlines entwickelt. Als Passagier sollst du damit im Flieger in Echtzeit mit einer Kreditkarte einkaufen können und den Lieferort bestimmen – entlang deiner Reiseroute oder auch zu Hause.
Reisereporter