„Miles Cry Club“: Sind wir im Flugzeug emotionaler?
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Manche Menschen werden über den Wolken von ihren Emotionen überrollt. (Symbolfoto)
© Quelle: unsplash.com/Luke Porter
„Forrest Gump“ hast du schon so oft gesehen, aber es kann nie oft genug sein. Bei deinem letzten Langstreckenflug hast du ihn dir wieder angeschaut, und plötzlich kullerten die Tränen bei Szenen, die dich sonst nie so emotional ergriffen haben. Fühlst du dich angesprochen? Da bist du nicht allein. Denn angeblich sind wir über den Wolken emotionaler.
Menschen weinen im Flugzeug schneller als auf dem Sofa
Eine Studie des Londoner Gatwick-Flughafens aus dem vergangenen Jahr zeigte, dass 15 Prozent der Männer und sechs Prozent der Frauen bei Filmen, die sie über den Wolken schauen, eher weinen als auf dem heimischen Sofa.
Das stützt eine Studie von Virgin Atlantic Airways aus dem Jahr 2011: Damals gaben 55 Prozent der Passagiere an, dass sie im Flugzeug stärkere Emotionen verspüren. 41 Prozent der Männer gaben zu, ihre Tränen hinter Decken zu verstecken.
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Es gibt mehrere Theorien, warum das so sein könnte. Einige deuten darauf hin, dass Passagiere im Flieger durch den begrenzten Raum und die enorme Flughöhe verstärkte Emotionen spüren. Andere Theorien untersuchen physische Veränderungen des Körpers während des Fliegens. Wieder andere sehen Alkoholkonsum im Flieger als entscheidenden Faktor. Doch der britische Forscher Dr. Paul Wicks sagt nun: Quatsch.
Neue Studie: „Miles Cry Club“ ist ein Mythos
Für seine Studie „No Tears in Heaven“ befragte Wicks online mehr als 1.000 Menschen, die in den letzten zwölf Monaten einen Film im Flugzeug geschaut hatten. Davon gaben 25 Prozent an, beim Filmeschauen im Flugzeug zu weinen. 22 Prozent sagten, sie würden es auch auf dem heimischen Sofa tun. Kein signifikanter Unterschied also. Auch Höhe oder Alkohol seien keine Einflussfaktoren.
Vielmehr liege es an der Auswahl: „Wenn du im Flugzeug bist, suchst du dir vielleicht andere Filme aus. Wenn Leute dann emotional reagieren, kann es daran liegen, weil sie Filme dieser Art sonst nicht anschauen“, sagt Wicks gegenüber „The Sun“.
Laut Wicks Studie sind „Die Frau des Zoodirektors“, „Okja“, „Lion“, „La La Land“ und „Moana“ die Filme, die Passagiere im Flugzeug am ehesten zum Weinen bringen. Gründe dafür können emotionale Erlebnisse vor dem Flug sein. Manche Passagiere würden an Bord auch Filme gucken, die ihnen im normalen Alltag peinlich wären.
Airline warnt vor emotionalen Filmen
Ob es nun wissenschaftlich erklärbar ist oder nicht, die Fluggesellschaft Virgin Atlantic hat auf das Phänomen reagiert. Wenn du dir dort ein Drama, eine Liebesgeschichte oder andere emotional aufgeladene Filme aussuchst, wird dir vor dem Film eine Warnung angezeigt: „Der folgende Film enthält Szenen, die sensible Zuschauer zum Weinen, Schluchzen, Brüllen oder Meckern bringen können. Bitte melden Sie sich bei der Crew, wenn Sie ein Taschentuch oder eine Schulter zum Ausweinen brauchen.“
Auf ihrem Blog erklärt Virgin Atlantic, dass es zwar keine Beweise für eine gesteigerte Emotionalität im Flugzeug gibt. Die Airline handele aber nach ihren Erfahrungen: „Viele unserer Passagiere sind gerade auf dem Weg in ein großes Abenteuer, in die Flitterwochen oder treffen Verwandte nach Jahren wieder. Gesteigerte Emotionen sind also vorprogrammiert“, erklärt Flugbegleiterin Carly Swaine.
Wenn du also das nächste Mal im Flugzeug sitzt und dir die Tränen in die Augen steigen, weil Simbas Vater stirbt oder Forrest Gump seine große Liebe verliert – lass die Tränen laufen. Dein Herz ist aber auch nicht aus Eis, wenn es dich nicht berührt.
Reisereporter