#MeToo: So oft werden Flugbegleiterinnen belästigt
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Flugbegleiterinnen in den USA werden häufig sexuell belästigt. (Symbolfoto)
© Quelle: imago/Itar-Tass
68 Prozent der befragten amerikanischen Flugbegleiter und Flugbegleiterinnen gaben an, während ihrer Arbeit schon einmal sexuell belästigt worden zu sein. Trotz der aktuellen #MeToo-Debatte, sagen ebenfalls 68 Prozent, dass es keine Bemühungen seitens ihres Arbeitgebers gibt, das Problem zu thematisieren.
18 Prozent der befragten Flugbegleiter wurden 2017 begrabscht
Die Umfrage wurde von der amerikanischen Vereinigung der Flugbegleiter AFA durchgeführt. 80 Prozent der Befragten sind weiblich, 20 Prozent männlich. Das entspricht der Geschlechterverteilung unter Flugbegleitern in den USA. Im vergangenen Jahr wurden 35 Prozent der Befragten verbal belästigt.
Sie beschrieben die Kommentare der Fluggäste unter anderem als „schmutzig, unerwünscht oder anzüglich“. Einige erlebten es sogar, dass sie um „sexuelle Gefallen“ gebeten wurden. Die meisten Flugbegleiter gaben an, dass sie nach solchen Kommentaren weitere Interaktionen mit dem Passagier vermieden.
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Andere gaben an, die Kommentare zu ignorieren oder davon abzulenken. Noch schlimmer: 18 Prozent aller Flugbegleiter und Flugbegleiterinnen wurden im vergangenen Jahr an den Brüsten, am Hintern oder im Schritt begrabscht.
Auch bei dieser Art von Belästigung steht das Vermeiden weiterer Interaktionen mit dem Passagier an erster Stelle der Reaktionen.
Immerhin: An zweiter Stelle kommen die Befragten, die Passagiere mit ihrem Verhalten konfrontieren. Darüber, wie oft die Vorfälle bei den Airlines gemeldet werden, gibt die Umfrage keine Auskunft.
Sexuelle Belästigung auch bei deutschen Airlines Thema
Die Lufthansa sagte dem reisereporter, dass sie keine Statistiken darüber veröffentliche, wie häufig Meldungen über sexuelle Belästigung oder sexistische Kommentare bei ihr eingingen. Das Thema scheint aber große Bedeutung bei der Airline zu haben.
Dem reisereporter sagte der Konzern, er beschäftige sich intern intensiv mit dem Thema und gehe Meldungen immer nach. Seit 1. Juni gibt es zudem zwei externe, unabhängige Vertrauenspersonen als Ansprechpartner für Mitarbeiter der Lufthansa Group, die sexuell belästigt wurden.
„Je mehr Mitarbeiter sich Gehör verschaffen, desto geringer wird die Hemmschwelle für andere Betroffene, sich ebenfalls zu äußern. Deshalb haben wir externe Vertrauenspersonen gewonnen, an die sich Betroffene wenden können“, sagt Dr. Bettina Volkens, Vorstand Personal und Recht der Deutschen Lufthansa AG.
Außerdem überarbeitet die Airline bereits bestehende Ausbildungs- und Schulungsinhalte für Mitarbeiter zum Thema sexuelle Belästigung. Condor führt nach eigenen Angaben keine gesonderten Statistiken über sexuelle Belästigungen.
Flugbegleiter würden in ihrer Ausbildung aber im Umgang mit „verschiedenen Herausforderungen an Bord“ geschult. Im Mittelpunkt stehe dabei die Deeskalation. „Klar ist, dass sexuelle Belästigung und Übergriffe keinen Platz an Bord unserer Flüge oder an irgendeinem anderen Ort hat“, sagte ein Pressesprecher dem reisereporter.
Trotzt ein Passagier den Crew-Anweisungen: Zwischenlandung
Sollte ein Fluggast den Anweisungen der Crew keine Folge leisten, könne der Kapitän eine Zwischenlandung durchführen und ihn vom Flug ausschließen. Condor überprüfe jeden gemeldeten Zwischenfall. „Neben einer Anzeige muss der Passagier auch damit rechnen, in Zukunft von Flügen mit uns ausgeschlossen zu werden“, so ein Sprecher der Airline.
Auch bei Tuifly werden Flugbegleiter auf Probleme mit Passagieren vorbereitet, nicht aber explizit auf sexuelle Belästigungen durch Passagiere, so ein Sprecher gegenüber dem reisereporter. Solche würden auch selten gemeldet. Häufiger seien zum Beispiel handgreifliche Gemenge im Flugzeug oder Vorfälle mit Betrunkenen.
„Wenn ein Flugbegleiter eine sexuelle Belästigung meldet, wird das aber zur Anzeige gebracht“, sagt der Sprecher. Außerdem werde der Passagier von zukünftigen Flügen ausgeschlossen.
Die Airline Eurowings wollte sich nicht zum Thema äußern und verwiesen auf die Muttergesellschaft Lufthansa Group. Ebensowenig gab Germania Auskunft, die Airline verwies auf den Bundesverband der Deutschen Luftfahrtindustrie. Auch dort liegen aber keine Statistiken zum Thema sexuelle Übergriffe auf Flugbegleiter vor, teilte ein Sprecher dem reisereporter mit.
Reisereporter