20 Influencer in Türkei abgezockt: Pässe geklaut, kein Hotel
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Rund um die Hafenstadt Antalya reiht sich ein türkisfarbener Strand an den anderen – für die Influencer sind solche Traumfotos erst mal Geschichte. (Symbolfoto)
© Quelle: imago images/robertharding
Reisepässe weg, kein Fünf-Sterne-Luxus-Hotel und ein gefälschtes Rückflugticket: Das Fazit des vermeintlichen Traumurlaubs an der türkischen Küste passt so gar nicht in das so perfekt anmutende Leben von Reise-Influencern.
20 aus Deutschland kommende Instagrammer, Blogger und Fernseh-Sternchen wurden Opfer einer fiesen Betrugsmasche und erlebten einen echten Horror-Trip. Darunter waren Reality-TV-Promi Natalia Oasada (bekannt aus „Adam sucht Eva“) und Fashion-Kitchen-Bloggerin Ann-Christin Weber.
Wie konnten sie auf die gefakte Reise hereinfallen – und was lernst du daraus für deinen nächsten Urlaub?
Deutsche Influencer werden auf Luxus-Reise in die Türkei eingeladen
Kooperationen und Gratis-Reisen als Marketing: Das ist Alltag im Leben eines Influencers. Genau deshalb machte sich die Bloggerin Anna IX, die zu den 20 abgezockten Influencern gehört, wohl auch keine Gedanken, als sie vor gut vier Wochen von einem Reisebüro eine Anfrage erhielt. Auf ihrem Blog teilt sie ihre Geschichte.
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Auf ihrem Blog veröffentlichte Anna die Mail des Reiseveranstalters.
© Quelle: anna-ix.com
Das Unternehmen „Constantino Tour“ versicherte in der Mail, alle Kosten für die einwöchige Reise nach Antalya und Istanbul zu übernehmen.
Im Anhang machten es mit dem Programm auf den luxuriösen Türkei-Urlaub neugierig: Abholung und organisierte Transfers zu den Hotels, am Hotelstrand sonnen, abends feiern, auf der Kreuzfahrt Luxus genießen – sogar ein Fotoshooting für den eigenen Instagram-Feed stand auf dem Plan.
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Jeder Tag der Türkei-Reise war bereits vom Veranstalter durchgeplant.
© Quelle: anna-ix.com
Reisebüro „Constantino Tour“ wirkt auf Influencer zunächst seriös
Bevor sie einwilligte und den Vertrag für die Reise unterschrieb, prüfte sie die Website der Agentur „Constantino Tour“ auf Echtheit: Telefonnummer, Adresse, Impressum wirkten auf sie „seriös“.
Anna startete am 4. Mai mit dem Flieger von Düsseldorf nach Antalya. Auf Instagram nahm sie ihre knapp 150.000 Follower schon ganz aufgeregt auf die Reise mit.
Influencern werden nach Landung die Reisepässe abgenommen
In Antalya wurden sie von drei Frauen mit dem Schild „Constantino Tour“ empfangen. Diese machten auf Anna einen ziemlich gestressten Eindruck, man habe ihre Freundin Natalia darum gebeten, den Reisepass für den Check-in am Hotel abzugeben, um vor Ort Zeit zu sparen. Letztlich gab Anna jedoch den Frauen ihren Reisepass – so wie auch einige andere der insgesamt 20 Influencer.
Mit ihrem Gepäck verließen sie den Flughafen und stiegen in den wartenden Reisebus, in dem weitere Urlauber saßen. Von den besagten drei Frauen – keine Spur. Anna checkte bei Abfahrt mit dem Handy die Route, legte es aber nach wenigen Minuten weg.
Bei einem zweiten Blick aufs Handy stellte sie nach zehn Minuten Busfahrt fest: Es ging in die falsche Richtung! „Alle Alarmglocken haben bei mir im Kopf geleuchtet und ich bekam Panik“, lässt sie den Moment Revue passieren.
Reisebus fährt in falsche Richtung – Influencer realisieren den Fake
Aber auch nach der zweistündigen Fahrt in Richtung Alanya glaubten sie und die anderen Influencer noch immer an ein Missverständnis. Der Busfahrer habe die drei Frauen vom Flughafen angerufen und sich erkundigt, diese sollen ihm versichert haben, dass alles korrekt sei.
Als die Influencer jedoch im Bus feststellten, dass nahezu alle nicht mehr im Besitz ihrer Reisepässe waren, wurden sie nervös und versuchten, die Reiseagentur telefonisch zu erreichen. Ohne Erfolg, die Nummer war tot. Die Erkenntnis kam erst, als auch die angeblich gebuchten Hotels und die Airline nichts von einer Reservierung durch „Constantino Tour“ wussten.
„Wir haben festgestellt, dass alles Fake ist und dass ‚Constantino Tour‘ nicht existiert“, berichtete Anna.
Reiseveranstalter betrügt Influencer: Rückflug auf eigene Kosten
In Alanya konnte die Nachtwache der Polizei zunächst nicht helfen, weshalb die Influencer auf eigene Faust ein Hotel für die Nacht buchten. Bei der Polizeistelle konnten sie erst am nächsten Tag eine Aussage machen, dort meldeten sie die Reisepässe als gestohlen und bekamen ein Formular zur Ausreise.
Um alle weiteren Übernachtungen sowie den Rückflug mussten sich die Influencer selbst kümmern. Für einen Urlaubspost hat es vor der Rückreise aber doch noch gereicht, mittlerweile ist die Gruppe wieder zurück in Deutschland.
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Tipps: Betrugsmasche schon vor Abreise erkennen
Ob der Betrug schon im Voraus hätte auffliegen können, sei dahingestellt. Auf den ersten Blick wirken die Webseiten der Fake-Reiseveranstalter täuschend echt. Kontaktmöglichkeiten sowie ein Impressum sind ein Muss.
Prüfe die Adressen gegen und teste die angegebenen Telefonnummern. Im Fall von Anna hätte ein Anruf bei den gebuchten Hotels und der Airline vor Reiseantritt den Schwindel aufdecken können.
Stutzig machen sollten dich auch umständliche Formulierungen und Rechtschreibfehler – diese gab es auch im aktuellen Fall.
Von Schnäppchenpreisen solltest du dich nicht blenden lassen. Und: Gib nie deinen Reisepass in fremde Hände! Mach bereits zu Hause eine Kopie von deinem Ausweisdokument – diese kannst du zum Beispiel beim Check-in vorlegen, und sie hilft dir auch im Falle eines Verlustes des Originalpasses. Außerdem empfiehlt es sich, ein weiteres Ausweisdokument (Personalausweis) einzupacken.
Reisepass im Ausland geklaut: Was tun?
Egal ob Diebstahl, verlegt oder verloren: Beim Verlust deines Reisepasses solltest du so wie die Influencer-Gruppe sofort zur örtlichen Polizei gehen. Bist du dir sicher, dass er geklaut wurde, solltest du nicht nur den Verlust als solches melden, sondern auch noch Anzeige erstatten.
Danach erhältst du eine polizeiliche Verlustanzeige, mit dieser kannst du dir bei einer deutschen Auslandsvertretung (Botschaft oder Generalkonsolulat) einen sogenannten Reiseausweis als Passersatz ausstellen lassen und sogar einen vorläufigen Reisepass beantragen. Genaueres erfährst du über das Auswärtige Amt.
Die Daten werden dann von Interpol und dem Schengener Informationssystem erfasst, illegale Geschäfte mit deinem Reisepass sollen so verhindert werden. Mit der Kopie der polizeilichen Verlustmeldung solltest du dann auch noch zurück in Deutschland zur Polizei gehen und den Reisepass erneut als gestohlen melden.
Reisereporter