Sightseeing & Kultur

Andalusiens unbekannte Geheimnisse

Das Castillo de Burgalimar in Baños de la Encina gehört zu den eindrucksvollsten Monumenten der maurischen Herrschaft in Südspanien.

Das Castillo de Burgalimar in Baños de la Encina gehört zu den eindrucksvollsten Monumenten der maurischen Herrschaft in Südspanien.

Stolz thront sie auf einem Hügel über dem Örtchen Baños de la Encina am Fuß der Sierra Morena. Ockerfarben leuchtet ihre mächtige, aus Mörtel und gestampftem Lehm gefertigte Wehrmauer im Licht der flirrenden Abendsonne. Fast scheint es, als huschen Bogenschützen zwischen den zahllosen Zinnen der Festung hin und her und als erschallen arabische Laute von den 15 Türmen. Das Castillo de Burgalimar aus dem 10. Jahrhundert ist bis heute ein Faszinosum.

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Burg zeugt von einem Kampf der Kulturen

Das mittelalterliche Bollwerk im Nordosten Andalusiens versetzt nicht nur eingefleischte Fans von Burgen ins Staunen, ist es doch das älteste Kastell in ganz Spanien. Es ist bis heute steinernes Zeugnis eines sich über Jahrhunderte erstreckenden Konflikts zwischen Mauren und Spaniern, zwischen Islam und Christentum, zwischen Morgenland und Abendland, eines – wie einige heute sagen würden – vergangenen Kampfes der Kulturen.

Das ellipsenförmige Castillo de Burgalimar steht auf einem Hügel über dem Örtchen Baños de la Encina am Fuß der Sierra Morena.

Das ellipsenförmige Castillo de Burgalimar steht auf einem Hügel über dem Örtchen Baños de la Encina am Fuß der Sierra Morena.

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Als die ellipsenförmige Burg 1225 von christlichen Streitkräften unter Ferdinand III. von Kastilien erobert wurde, hatte sich das Blatt bereits zugunsten der Reconquista im Kampf um die Rückeroberung der iberischen Halbinsel gewendet.

Spätestens seit der Schlacht bei Las Navas de Tolosa dreizehn Jahre zuvor war das muslimische Al-Andalus auf dem Rückzug. Doch bis zum endgültigen Sieg der christlichen Ritter, der in der Eroberung Granadas 1492 gipfelte, verlor die Reconquista an Schwung und begann die neuen Grenzen zu sichern.

An der Route der Nasriden

Und zwar genau hier, entlang der heutigen Route der Nasriden, wie sich die letzte maurische Dynastie auf spanischem Boden nannte. „Wiedereroberte Städte wie Baeza, Úbeda und Jaén im Norden der heute autonomen Region Andalusien erlebten damals einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung, den später monumentale Bauwerke krönten“, erzählt Reiseführerin Carmen Segovia.

„Jaén erhielt den Titel ‚Wächter und Verteidiger der Könige von Kastilien‘ und wurde zur Sperrspitze zur Eroberung von Granada.“

Und nicht nur das: Die neue Macht protzte mit allem, was sie hatte. Stararchitekten wie Andrés de Vandelvira konnten zeigen, was sie draufhatten. Kein Wunder, dass Baeza, Úbeda – beide seit 2003 Weltkulturerbe – sowie die Provinzhauptstadt Jaén heute außergewöhnliche Kathedralen, eine Vielzahl von Adelspalästen, Klöstern, Kirchen oder Burgen beherbergen. Gemeinsam bilden sie ein unvergleichliches Dreieck der spanischen Renaissance.

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Dom von Jaén war Vorbild für viele andere

Wer einmal vor dem Dom von Jaén steht, wird begeistert sein. Die wuchtigen Türme des dreischiffigen Gotteshauses strecken sich 62 Meter in den Himmel. Im Innern beeindruckt ein Chor aus Nussbaumholz und in der Kapelle wird ein hochverehrtes Schweißtuch aufbewahrt, was das Antlitz von Jesus zeigen soll und noch heute Tausende Pilgerinnen und Pilger in die Stadt lockt.

Das Bauwerk mit dem wohlklingenden Namen Maria Himmelfahrt diente als Inspiration für die Kathedralen in den Kolonien der neuen Welt – in Mexiko-Stadt, Havanna auf Kuba und Cuzco in Peru.

Die wuchtigen Türme der Kathedrale von Jaén strecken sich 62 Meter in den Himmel.

Die wuchtigen Türme der Kathedrale von Jaén strecken sich 62 Meter in den Himmel.

Mitten in der quirligen Altstadt von Jaén wurden zudem unter dem Villadompardopalast gut erhaltene arabische Bäder entdeckt, die wie römische Thermen angelegt und in Europa einzigartig sind.

Prächtige Gebäude in Baeza

In der gut 17.000 Einwohnerinnen und Einwohner zählenden Kleinstadt Baeza, die nur 50 Kilometer von Jaén entfernt liegt und über ein geschlossenes Altstadtensemble verfügt, ist es vor allem der Jabalquinto-Palast, der Besucherinnen und Besuchern ins Auge sticht. Er vereint Stile der Gotik, der Renaissance und des Barocks zugleich.

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Mit seinen steinernen Spitzen, Wappenschilden, Schlingen, Giebelchen sowie angedeuteten Türmchen und Zinnen an der Fassade entwickelt er eine dekorative Pracht, die seinesgleichen sucht.

Historische Adelswappen prangen an zahlreichen alten Häusern und Palästen der Provinz.

Historische Adelswappen prangen an zahlreichen alten Häusern und Palästen der Provinz.

Und steht man dann in Úbeda auf der herrschaftlichen Plaza de Santa Maria, einem der schönsten Plätze Spaniens, richten sich die Blicke auf die Sacra Capilla de El Salvador del Mundo, das größte in Spanien errichtete private Mausoleum zu Ehren von Francisco de los Cobos, des Sekretärs von Kaiser Karl V.

Er gilt als Mäzen der spanischen Renaissance. „Kaum jemand hatte so viel Einfluss und Geld wie er“, erklärt Segovia. Die Wände sind voller Goldschmuck, Kunstkenner sind verzückt.

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Köstliche Kekse aus dem Kloster

Nur ein paar Schritte entfernt gibt es das Franziskanerinnenkloster Santa Clara. Die Nonnen sind quasi unsichtbar. Außer bei medizinischen Notfällen und Wahlen verlassen sie ihr Gemäuer nie. „Aber sie backen toll“, verrät die Reiseführerin und zeigt, wie man ihr Gebäck probieren kann. Zunächst einmal klingelt man an einer alten, drehbaren Warenausgabe, wartet, bis jemand von den Nonnen sich meldet. Anschließend ordert man eine bestimmte Gebäcksorte, legt ein paar Münzen ins Drehfach und wartet, bis von innen ein Karton mit den herrlichen Klosterkeksen erscheint.

Olivenhaine, wohin du blickst

Und das Gebäck kann man gut gebrauchen, denn außer den Städten lockt die Natur entlang der historischen Straße der Nasriden. Nichts ist hier natürlich so präsent wie die schier endlosen Olivenhaine. Allein in der Provinz Jaén wird fast die Hälfte des spanischen Olivenöls hergestellt, das sind mehr als 20 Prozent der globalen Produktion.

„Nicht zu Unrecht wird Jaén daher als Welthauptstadt des Olivenöls bezeichnet“, sagt Soleda Gallardo, Marketingchefin der namhaften Olivenmühle Oro Bailén in Villanueva de la Reina. Wer etwas über Olivenvielfalt, ihre Verarbeitung und ihren Geschmack erfahren will, ist hier bei einer Führung genau richtig.

Migas ist eine beliebte Spezialität

Etwa 66 Millionen Olivenbäume wachsen in der Provinz – vor allem der Sorten Picual und Royal. Und es gibt kaum ein Gericht, für das die Andalusier kein Olivenöl nutzen. Seien es kalte Gemüsegerichte wie Pipirrana, Eintöpfe mit frittierten Bohnen und Auberginen, sei es mariniertes Rebhuhn, der Encebollado mit Tomaten und Kabeljau sowie die gebratene Schweinslende Lomo de Orza. Oder eben das beliebte Migas.

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Koch Jose Carlos bereitet gern das traditionelle Gericht Migas zu.

Koch Jose Carlos bereitet gern das traditionelle Gericht Migas zu.

„Dafür werden Weißbrotkrumen, geschmortes Gemüse, scharfe Chorizowurst, Knoblauch, Paprika und natürlich Olivenöl in einer großen Pfanne vermengt und geröstet. Früher ein Arme-Leute-Essen, heute ein Renner in vielen Küchen der Provinz“, sagt Koch Jose Carlos. Er muss es wissen, denn man sieht ihm an, dass er seinen Beruf liebt.

Naturpark unterscheidet sich vom Rest Andalusiens

Die Energie des Essens wird man brauchen, wenn es in den größten Naturpark Andalusiens geht. Die Sierras de Cazorla, Segura y Las Villas unterscheiden sich fundamental vom Rest der Provinz Jaén und brechen mit der eintönigen Landschaft der Olivenhaine. Hier entspringt der größte Fluss Andalusiens, der Guadalquivir. Die Berge kratzen hier bereits an der 2000er-Marke.

Die gebirgigen und waldreichen Sierras de Cazorla, Segura y Las Villas, hier mit Statue auf einem Parkplatz, sind so ganz anders als das ansonsten von Olivenhainen geprägte Andalusien.

Die gebirgigen und waldreichen Sierras de Cazorla, Segura y Las Villas, hier mit Statue auf einem Parkplatz, sind so ganz anders als das ansonsten von Olivenhainen geprägte Andalusien.

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Während im Sommer die Temperaturen auf 45 Grad Celsius steigen, fallen sie im Winter bis auf minus 15 Grad ab. Die Landschaft ist geprägt von ausgedehnten Pinien- und Eichenwäldern, die schon Holz für die spanische Armada lieferten. Steinadler und Gänsegeier beherrschen den Luftraum, während auf dem Boden Mufflons, Steinböcke sowie Rot- und Damhirsch Jägerinnen und Jäger aus ganz Europa anlocken.

Mufflons gehören zum eindrucksvollen Tierbestand im Naturpark nahe der Stadt Cazorla.

Mufflons gehören zum eindrucksvollen Tierbestand im Naturpark nahe der Stadt Cazorla.

400 Kilometer Wanderwege

„Die Landschaft ist von 400 Kilometern Wanderwegen durchzogen“, verrät Naturparkführer Juan Questa, der auch Geländewagentouren durch den Naturpark anbietet. Zu den schönsten Abschnitten zählt ohne Zweifel der Sendero Rio Borosa. Der gut ausgeschilderte Weg entlang des gleichnamigen Flusses führt vorbei an Wasserfällen, hinweg über alte Steinbrücken und Holzstege sowie zwischen steil abfallenden Felswänden hindurch.

Hier im wilden Teil der Provinz Jaén endet die Route der Nasriden – ein Reiseweg abseits der touristisch ausgetretenen Pfade zwischen Sevilla, Cordoba und Granada. Aber genauso wert, entdeckt zu werden.

Tipps für deine Reise nach Andalusien

Anreise: Iberia und Lufthansa fliegen direkt von Frankfurt am Main und Berlin nach Madrid in Spanien. Von dort geht es per Flugzeug nach Granada-Jaén, Malaga oder Sevilla. Alternativ von Madrid weiter mit dem Zug nach Úbeda oder Baeza oder mit dem Auto über die A 44. Die A 316 verbindet Jaén, Baeza und Úbeda.

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Beste Reisezeit: Den Norden Andalusiens sollte man am besten im Frühjahr oder Herbst besuchen, da die Städte dann bei angenehmen Temperaturen zwischen 17 und 26 Grad Celsius erkundet werden können. Im Sommer steigen die Werte oft auf mehr als 30 Grad, während es im Winter bei teils unter zehn Grad frisch werden kann. In höheren Lagen kann auch Schnee fallen.

Unterkünfte: In Jaén, Úbeda sowie in Cazorla am gleichnamigen Naturpark gibt es komfortable Paradores in historischen Gebäuden (Doppelzimmer ab 135 Euro pro Nacht).

Die Reise wurde unterstützt vom Spanischen Fremdenverkehrsamt. Über Auswahl und Ausrichtung der Inhalte entscheidet allein die Redaktion.

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