Warum diese bekannte Statue auf Martinique kopflos ist
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Kopflos und mit Blut befleckt, so steht sie da, die Statue von Napoleons ersten Frau Joséphine.
© Quelle: Landmeedchen
In der Hauptsaison gehen manchmal mehrere Kreuzfahrtschiffe pro Tag im Hafen von Fort-de-France vor Anker. Die Massen strömen aus und besuchen meist als Erstes die bunten Gassen oder das nahe gelegene Fort.
Gegenüber dem Fort liegt der Zentralplatz. Hier steht, ein bisschen versteckt unter einem Baum, aber auf einem stattlichen Sockel, eine Statue von Joséphine de Beauharnais. Die auf Martinique geborene Dame war die erste Ehefrau von Napoleon.
Schon von Weitem bilden sich Sorgenfalten auf der Stirn der Besucher, wenn sie sich der Statue nähern. Hier stimmt etwas nicht! Das wallende, aus weißem Stein gemeißelte Gewand ist mit roter Farbe, die wie Blut aussieht, bekleckert, und ein wichtiges Teil fehlt der guten Joséphine: ihr Kopf!
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Zu Lebzeiten wurde Joséphine zunächst vergöttert, weil sie sich ihren Weg an die Spitze des französischen Reiches und an Napoleons Seite gebahnt hatte. Die Aufmerksamkeit, die Martinique dadurch zuteilwurde, war immens. Später wurde sie dann stark bemitleidet, weil Napoleon sie nach 14 Jahren Ehe für eine jüngere Dame verließ.
Im Laufe der Jahrhunderte wandelte sich das Bild von Joséphine, denn sie stellte sich als Sklaventreiberin heraus. Im Jahr 1783 gab es auf Martinique 60.000 Sklaven.
Nach einem Bürgerkrieg stimmte die französische Konvention im Geiste der französischen Revolution von 1794 schließlich für die Abschaffung der Sklaverei. Dieser Beschluss hielt nicht lange, denn Napoleon selbst führte im Jahre 1802, angeblich auf Drängen seiner Frau Joséphine, die nicht auf Sklaven verzichten wollte, die Sklaverei wieder ein. Vollkommen abgeschafft wurde sie letztlich am 22. Mai 1848.
Kopflose Joséphine: Ein Mahnmal der Sklaverei
Eine Morgens Anfang der 1990er-Jahre spazierten die Einwohner von Fort-de-France am Zentralplatz entlang und sahen die enthauptete, mit Blut befleckte Statue von Joséphine. Wer hinter dieser Tat steckt, wurde nie aufgedeckt. Was aber auch daran liegt, dass nie wirklich nachgeforscht wurde.
Tatsächlich hegt bis heute niemand die Absicht, die Statue zu reparieren oder zu entfernen. Joséphine ist somit nicht nur ein Denkmal, sondern vielmehr auch ein Mahnmal, das an die vielen Sklaven erinnert, die hier auf Martinique ihrerzeit gequält und ausgenutzt wurden.
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