Kreuzfahrt

Eine Kreuzfahrt-Reise ans südliche Ende der Welt

Mit Motorbooten gehen die Gäste der „Stella Australis“ auf Walbeobachtungs-Touren.

Mit Motorbooten gehen die Gäste der „Stella Australis“ auf Walbeobachtungs-Touren.

Am Kap Hoorn, dem südlichsten Punkt des irdischen Festlands vor Beginn der Antarktis, wirst du mit Handschlag begrüßt. „Buenos dias“, sagt Victor Arviagada auf Spanisch zu jedem der Besucher. Seine Söhne Eric (13) und Nicolas (8) machen artig mit.

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Der Marineoffizier wohnt an einem der einsamsten Plätze der Welt: Für ein Jahr lebt er mit seiner fünfköpfigen Familie im Leuchtturmhaus auf Kap Hoorn. Heute gibt es viel Besuch. Die „Stella Australis“ hat angelegt – das einzige Kreuzfahrtschiff weltweit mit Erlaubnis für Landgänge zu den Naturschutzgebieten im chilenischen Patagonien.

Am Kap Hoorn herrschen raue Bedingungen, umso freundlicher werden dort die Menschen begrüßt: Marineoffizier Victor Arviagada heißt jeden Ankömmling per Handschlag willkommen. Arviagada und seine Familie halten am südlichsten Ende des Festlands für ein Jahr die Stellung.

Am Kap Hoorn herrschen raue Bedingungen, umso freundlicher werden dort die Menschen begrüßt: Marineoffizier Victor Arviagada heißt jeden Ankömmling per Handschlag willkommen. Arviagada und seine Familie halten am südlichsten Ende des Festlands für ein Jahr die Stellung.

Swimmingpool? Tennisplätze? Was auf Kreuzfahrtschiffen üblich ist, suchst du auf diesem Schiff vergebens. Nicht einmal Fernseher gibt es in den Kajüten, und auch auf Internet müssen die Gäste komplett verzichten, alle Wege an Bord ohne Aufzug zurücklegen.

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Den Begriff Kreuzfahrt hört das Management aber ohnehin nicht gern. Expeditionsschiff ist der gern gebrauchte Begriff für die Abenteuerreisen durch Feuerland und Patagonien. „A once-in-a-lifetime-experience“ (eine einmalige Erfahrung im Leben) heißt die Parole. Und das ist tatsächlich nicht nur Werbesprech: Wer auf diesem Schiff eincheckt, der hat tatsächlich Zugang zu Naturerlebnissen, die in Patagonien und in der argentinischen Provinz Tierra del Fuego sonst nur bei einsamen Kajaktouren, mit eigener Yacht oder Kleinflugzeug erlebbar sind.

Keine Kreuzfahrt, sondern eine „Once-in-a-lifetime-experience“: Die Reise mit der „Stella Australis“.

Keine Kreuzfahrt, sondern eine „Once-in-a-lifetime-experience“: Die Reise mit der „Stella Australis“.

Das Wasser spritzt über die Gummikante der fünf kleinen Zodiac-Schlauchboote, mit denen die Besatzung die Passagiere täglich zu mindestens einer Exkursion an Land bringt. Alle tragen Schwimmwesten, werden immer wieder auf die Sicherheitsvorkehrungen beim Einsteigen hingewiesen, denn die See kann rau sein hier am Südende der Welt.

Trotzdem wird kaum jemand nass bis auf die Haut: Wer solch eine Tour bucht, ist mit passender Kleidung ausgestattet. Viele Hobbyornithologen und -geologen sind dabei, Gletscherfans und Weltenbummler. „Wir haben sehr interessierte und informierte Gäste an Bord“, sagt Kapitän Jaime Iturra, der seit 12 Jahren auf der Brücke der „Australis“ arbeitet.

In Zodiac-Schlauchbooten werden Reisende zu Exkursionen an Land gebracht.

In Zodiac-Schlauchbooten werden Reisende zu Exkursionen an Land gebracht.

Schon der erste Stopp nach dem Ablegen in Punta Arenas am Südende Patagoniens hält Beeindruckendes für die Gäste bereit. Eine felsige Landzunge in der riesigen Magellanstraße, ringsherum schwappt Pazifikwasser durch die fjordartigen Kanäle. Interessant ist, was hier nicht ist. „Vor zehn Jahren befand sich hier ein Gletscher“, sagt Guide Luciano Galvez Martínez, der die deutschsprachige Gruppe beim Landgang führt.

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Um 15 Kilometer sei das Eis seitdem zurückgegangen, ein sichtbares Zeichen der Erderwärmung. Und weil es dort, wo einst Eis war, zunächst kein Leben gab, lässt sich an den freigelegten Stellen die Erdgeschichte im Zeitraffer beobachten. Erst ist nur Fels und Geröll, dann erobern Flechten die Felsen, dann Mose, später Gräser, dann Sträucher und höhere Vegetation und schließlich die Tierwelt.

Der erste Landgang: Eine felsige Landzunge, die noch vor zehn Jahren von Gletschereis bedeckt war.

Der erste Landgang: Eine felsige Landzunge, die noch vor zehn Jahren von Gletschereis bedeckt war.

Und Tiere haben Sie reichlich hier. Charles Darwin war 1834 fasziniert vom Artenreichtum Patagoniens. Hier reiften die ersten Erkenntnisse, auf denen er später seine Evolutionstheorie aufbaute.

Magellanpinguine zum Beispiel, diese kleinen, flugunfähigen Flügeltiere, die von 300 Federn pro Quadratzentimeter Fell warm gehalten werden. Riesige Kolonien gibt es auf der Isla Magdalena und in der Ainsworth-Bucht – mindestens eines dieser Ziele steuert die „Stella Australis“ während jeder Tour an.

Eigene Art: Die Magellanpinguine sehen kaum Menschen. Sie sind deshalb so wenig scheu, dass sie sich aus nächster Nähe beobachten lassen.

Eigene Art: Die Magellanpinguine sehen kaum Menschen. Sie sind deshalb so wenig scheu, dass sie sich aus nächster Nähe beobachten lassen.

Fast zum Berühren nahe kommen die Zodiacs an die Brutstätten der Kormorane. Albatrosse umkreisen das Schiff und hinterlassen beim Aufsteigen aus dem Wasser meterlange Anlaufspuren auf den Wellen. Ein Spektakel unberührter Natur und begehrtes Fotomotiv – ebenso wie die faule Seekuh auf einer Steininsel, das ewige Wettrennen ganzer Delfinfamilien mit den Zodiacs oder das langsame Vorbeiziehen von Walen, die prustend ihre Fontänen hochwerfen. Noch ist die Natur ziemlich unberührt am Südende der Welt.

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Und dann das Gletschereis. Blau schimmernd und mit beeindruckender Kraft schiebt es sich von den bis zu 2.700 Meter hohen Gipfeln der südlichen Andenkordillere hinab. Im Beagle-Kanal, benannt nach dem Expeditionschiff Darwins, reiht sich ein Gletscher an den anderen. Sie tragen die Namen der Entdeckernationen von Niederlande bis Italien – ein deutscher ist auch dabei.

Im Beagle-Kanal reiht sich ein Gletscher an den anderen.

Im Beagle-Kanal reiht sich ein Gletscher an den anderen.

Höhepunkt der Reise aber ist der Pia-Gletscher. Umherschwimmende Eisschollen kündigen davon, wie aktiv der Gletscher ist, mit welcher Wucht er seine Masse ins Wasser drückt. Geschickt steuern die Zodiacs durch das vom Gletscherabrieb türkisfarbene Wasser.

Beim Landgang gibt es Exkursionen in verschiedenen Schwierigkeitsgraden. Aufstiege führen durch morastige Wildnis und über felsige Partien zu Aussichtspunkten, von denen sich die Schönheit der Gletscherlandschaft bewundern lässt. Und immer wieder kündigen wütendes Grollen und lautes Knacken im Inneren vom bevorstehenden Kalben.

Doch bei dieser Expedition beginnt der Eisbruch erst, als alle wieder an Bord sind und das Schiff sich klarmacht zur Abfahrt. Dann aber ist das dumpfe Rumpeln bis zum Schiff zu hören, als hausgroße Eismassen gen Wasser stürzen.

Der Pia-Gletscher ist der Höhepunkt der Reise

Der Pia-Gletscher ist der Höhepunkt der Reise

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An den Abenden und zwischen den Expeditionen gibt es Vorträge. Die „Stella Australis“ gleicht einer schwimmenden Universität: mit kleiner Bibliothek, mit viel Anschauungsmaterial – und mit Guides, die als Dozenten an südamerikanischen Universitäten forschen und an Bord ihr Wissen vermitteln. Über Gletscherwissenschaft etwa. Über die Reisen der Entdecker, die vor 500 Jahren die Magellanstraße und Feuerland durchquerten. Über Kap Hoorn, wo 800 havarierte Schiffe auf dem Grund liegen sollen und 10.000 Seeleute ihr Leben ließen.

Aber auch über die Ethnien der Ureinwohner, die tausende Jahre lang Strategien zum Überleben in der rauen Natur Patagoniens und Feuerlands angesammelt hatten, dann aber von wenigen Generationen ausgewanderter Europäer bestialisch ausgerottet wurden. Eine einzige, letzte Frau vom Stamm der Yámana lebt noch, aber Abuela Cristina Calderón ist 88 Jahre alt und hat keine Kinder. „Helfen Sie uns, wenigstens die Natur für unsere Kinder und Enkel zu erhalten“, sagt Expeditionsleiter Mauricio Álvarez am Ende eines Vortrags. Die Reisenden am Südende der Welt applaudieren.

Und dann trifft man sich wieder an Deck und fachsimpelt über Vögel und Fische, über die beste Fototechnik oder das nächste Reiseziel. Und abends sitzen die Passagiere gemeinsam an der Bar. Die gibt es natürlich auf der „Stella Australis“ – das ist dann doch so wie auf jedem guten Kreuzfahrtschiff.

Tipps für die Kreuzfahrt zum Kap Hoorn

Beste Reisezeit: Auf der südlichen Erdhalbkugel ist in unserem Winter Sommerzeit. Angenehmste Reisezeit ist daher von Dezember bis März: Die Temperaturen können tagsüber zweistellig werden. Auch die See um Kap Hoorn ist im Sommer ruhiger.

Reise & Preise: Die „Stella Australis“ ist ein kleines Kreuzfahrtschiff mit 100 Kabinen (210 Betten). Es ist nicht barrierefrei. Eine Fünftagestour von Punta Arenas durch die Magellanstraße über Kap Hoorn nach Ushuaia kostet zwischen etwa 1.800 und 6.000 Euro pro Person – die preiswertesten Kabinen sind aber sehr lange im Voraus ausgebucht. Die Flüge von und nach Punta Arenas (Chile) und Ushuaia (Argentinien) sind separat zu buchen, etwa mit Iberiaüber Madrid und Santiago beziehungsweise Buenos Aires.

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Der Veranstalter: Das Unternehmen Australis unterstützt Forschungs- und Naturschutzprojekte in Patagonien und Feuerland als Gegenleistung dafür, dass es die exklusiven Landgangrechte im Naturschutzgebiet besitzt. Derzeit ist ein zweites Schiff im Bau, das 2018 in Betrieb genommen wird.

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