Außergewöhnliche Reisende

Weltreise-Tagebuch: Das echte „Pura Vida“ in Costa Rica

Fand am Ende doch noch das wahre „Pura Vida“: Leo am Strand in Costa Rica

Fand am Ende doch noch das wahre „Pura Vida“: Leo am Strand in Costa Rica

Ich bin in Costa Rica. Dieser Satz sollte hier eigentlich nicht stehen, denn, wer sich erinnert: Nach Nicaragua stand die Karibikinsel Guadeloupe auf meiner Liste. Selbstverständlich sind jedoch auch die durchdachtesten Pläne manchmal dazu da, geändert zu werden. Weltreise-Routen sind da keine Ausnahme.

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Nachdem ich in Nicaragua schon ein wenig mittelamerikanische Luft geschnuppert hatte, bin ich das Gefühl nicht losgeworden, dass ich die Kultur nicht so recht zu greifen bekam. Also beschloss ich, diesem Teil der Welt noch ein wenig mehr Zeit zu schenken. Die Flüge waren schnell umgebucht und so landete ich plötzlich in Nicaraguas Nachbarland Costa Rica – die Karibik muss warten.

Meine erste Anlaufstelle ist Santa Teresa, ein Surferörtchen auf der Nicoya-Halbinsel, das mir empfohlen wurde. Santa Teresa ist mal wieder eins dieser Dörfer, die sich vom Fischerort zum Surfer-Hotspot entwickelt haben und nun auf dem besten Weg sind, ein reiner Touristenort zu werden.

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Das Einzige, was das noch verhindert, ist die wirklich schlechte, ungeteerte Straße, die durch den Ort führt und nur im Schritttempo befahrbar ist. So gerne ich mich hier wohl fühlen und verweilen würde, irgendwie fasziniert es mich nicht. Denn mal ehrlich: War man in einem von diesen Orten, war man quasi schon in jedem. 

Schneller als geplant geht es also weiter, von Santa Teresa nach Montezuma, angeblich ein Hippie-Ort, der nur so sprüht vor Bohème und entspanntem Vibe. Mein Urteil: völlig überbewertet! Ein paar Straßenhändler verkaufen alle den selben (immerhin selbstgemachten) Schmuck, es gibt ab und zu Life-Musik und einmal die Woche eine Feuershow am Strand. Länger als zwei Tage findet man hier aber keine sinnvolle Beschäftigung. 

Also packe ich meinen Rucksack spontan wieder zusammen und reise mit den öffentlichen Bussen und der Fähre so weit, wie ich an dem Tag noch komme: nach Jacó. Alles, was ich zu dieser Stadt sagen kann, ist: Wenn man sie irgendwie vermeiden kann, sollte man das tun!

Um 5.30 Uhr klingelt mein Wecker, um 6 Uhr stehe ich an der Haltestelle und sitze eine halbe Stunde später im Bus nach Dominical. Was mich immerhin positiv überrascht, ist, dass der Transport mit den öffentlichen Verkehrsmitteln wirklich gut klappt und günstig ist. Das ist in Costa Rica viel wert, denn Shuttles kosten oftmals um die 100 US-Dollar.

Dominical gefällt mir ganz gut. Es hat eine ähnlich schlechte Straße wie Santa Teresa, ist aber noch wesentlich kleiner und ein wenig verschlafen. Ein paar Tage gönne ich mir hier in einem Yoga-Retreat und die Frau, die dort arbeitet, bestätigt mir meinen Eindruck von Costa Rica: Immer mehr Amerikaner ziehen hierher, kaufen Land und treiben damit die Preise enorm in die Höhe.

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Das ist auf der einen Seite interessant, da es viel über die politische Lage in den USA aussagt... einige Leute verlassen tatsächlich spezifisch deshalb ihre Heimat. Auf der anderen Seite ist es sehr tragisch, denn die „Ticos“ – so nennen sich die Einheimischen hier – können sich dadurch selbst kein Haus mehr leisten. Wenn man mit den Locals in Dominical spricht, sagen alle dasselbe: Wenn die Straße geteert wird, ist es vorbei.

Ich reise weiter nach Uvita und lande leider in einem dieser Hostels, die es hier viel zu oft gibt. Eins, in dem die Musik nie aufhört, die Matrazen schlecht sind, das Essen auch, die Gäste meist betrunken und alles viel zu teuer. An solchen Orten wird Reisen schnell zu einem Wettbewerb und die Konversationen sind immer die gleichen: Wer die meisten Länder bereist hat, gewinnt. 

Nach einer schlaflosen Nacht suche ich das Weite – mal wieder. Langsam fühle ich mich mehr, als wäre ich auf der Flucht als auf Reisen. Ich will nicht undankbar sein und nur zu meckern steht niemandem gut, aber ich bin ehrlich: Bisher ist Costa Rica mehr Schein als Sein. Alle sprechen von „Pura Vida“, dem puren Leben, aber es kommt mir vor wie eine leere Floskel. Als Tourist muss man sich mit der Oberfläche zufrieden geben, wirklich tief kommt man nicht, egal wie sehr man sich anstrengt.

Ich bin verzweifelt. Irgendwo muss es doch einen Ort geben, an dem man noch ein Stück echtes Costa Rica erleben kann... Und gerade als ich denke, vielleicht ist es an der Zeit, nach Hause zu fliegen, bringt mich ein Zufall (oder eine glückliche Fügung) in den Süden, in den letzten Zipfel „Costa Rica“, der schwer erreichbar und kaum erschlossen ist. Dort liegt, am Ende einer holprigen Straße, ein Dorf namens Punta Banco. Dahinter kommen nur noch ein paar Hügel und Panama. 

Hier ticken die Uhren langsam. Die Menschen grüßen sich noch auf der Straße. Auch wenn ich hier ganz offensichtlich fremd bin, werde ich überall herzlich empfangen. Obwohl ich kein Spanisch spreche und die Leute kein Englisch, verstehe ich die Ticos hier – denn sie nehmen sich Zeit, sie erklären mit Händen und Füßen und alles in ihren Augen strahlt mich an. Hier fliegen Papageien über den Dschungel und ein Faultier chillt im Baum, der Strand ist scheinbar endlos und wild und an jeder Ecke findet man einen versteckten Wasserfall in dem man baden kann.

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In einer Nacht darf ich die Tortugas-Patrouille – freiwillige Helfer aus der Dorfgemeinschaft, die sich für den Schutz von Meeresschildkröten einsetzen – begleiten und erleben, wie eine Schildkröte ihre Eier am Strand legt. Was für ein wahnsinnig berührendes Erlebnis. Es ist fast zu schön, um wahr zu sein.

An meinem letzten Tag gehe ich auf einen fünfstündigen Ausritt, ein Highlight, das ich mir für das Ende meiner Reise aufsparen wollte. Es geht über Stock und über Stein durch den Dschungel, wir überqueeren Flüsse und Hügelketten und können vom höchsten Punkt nach Panama rüber gucken – hier ist im wahrsten Sinne des Wortes das letzte Fleckchen echtes Costa Rica.

Als wir schließlich wieder am Strand ankommen und rasten, holt unser Guide Wilberth eine Trinkflasche und Schnapsgläser aus seiner Satteltasche und schenkt jedem ein Gläschen Rum ein. Das hat Stil. Beim Anstoßen zwinkert er mir zu und sagt: Pura Vida. „Pura Vida!“ sage ich und weiß endlich, was das wirklich bedeutet.

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