Weltfrauentag: Diese Frauen haben das Reisen verändert
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Frauen reisen heute viel unabhängiger durch die Welt als früher.
© Quelle: imago images/Westend61
Einfach in ein Flugzeug steigen, um die Welt reisen, sich dabei sicher fühlen und jeden erdenklichen Beruf ausüben – was für uns heute selbstverständlich ist, war längst nicht immer so. Erst seit 1958 dürfen Frauen in Deutschland den Führerschein ohne Erlaubnis ihres Mannes machen, erst seit 1977 dürfen sie ohne Erlaubnis ihres Mannes arbeiten und seit 1992 dürfen sie auch Berufe ergreifen, in denen nachts gearbeitet wird.
Doch wo wären wir heute, wenn nicht mutige Frauen in der Geschichte aufgestanden wären, sich eingesetzt und für die Frauenrechte gekämpft hätten? Weltweit gibt es Hunderte und Tausende von Frauen, die als Vorbilder dienen – auch, wenn es ums Reisen geht. Pilotinnen, Weltenbummlerinnen und Bergsteigerinnen – wir stellen dir fünf außergewöhnliche Frauen vor, die das Reisen oder unsere Haltung zum Reisen verändert haben.
Nina Sedano: Die am weitesten gereiste deutsche Frau
Turkmenistan – es war das große Ziel. Ein Land, von dem viele nicht einmal wissen, dass es existiert, sollte das Ende der großen Reise von Nina Sedano werden. Es war das 193. Land, das sie betreten hatte, damals am 30. September 2011. Nina Sedano aus Frankfurt am Main war damit die erste Frau Deutschlands, die alle 193 Staaten der Vereinten Nationen bereist hat.
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Ende 2002, damals schon mit 90 bereisten Ländern auf ihrer Liste, kündigte sie und startete die Weltreise, die sie zur Rekordhalterin machte – das erste Ziel damals: die Ukraine. 46 Jahre alt war Nina Sedano, als sie Turkmenistan erreichte, und damit die jüngste Person in Deutschland, die so weit gereist war. Als „Ländersammlerin“ wurde sie danach bekannt, sie schrieb mehrere Bücher über ihre Reisen und hält Vorträge.
Reisemüde ist Nina Sedano längst nicht. Sie hat sich als neues Ziel gesetzt, die 1154 Welterbestätten der Unesco zu besuchen, die in 167 Ländern verteilt sind. Rund die Hälfte hat sie schon. Übrigens, an all die Reise-Influencerinnen da draußen: Nina Sedano hat es bis heute geschafft, kein eigenes Instagram-Profil anzulegen! Ihre Erlebnisse bleiben so lange privat, bis sie sie in ihren Büchern verarbeitet.
Immer wieder tauchen in Reiseforen Fragen danach auf, welche Länder eine Frau bereisen könne. Nina Sedano gibt durch ihr Leben die Antwort: alle.
Junko Tabei: Die erste Frau auf dem Mount Everest
Bergsteigen und Extremsport ist Männersache? Nichts da! Junko Tabei hat schon von klein auf gezeigt, dass es auch anders geht. Mit zehn Jahren bestieg sie erstmals einen Berg in Japan, mit den Jahren machte sie sich in ihrer Heimat einen Namen. Als sie 30 Jahre alt war, gründete sie einen Bergsteigerinnen-Klub, der ausschließlich weibliche Mitglieder hatte und in dem sich Frauen gemeinsam auf einen Trip in den Himalaya vorbereiteten.
Während die Frauen die ersten Touren noch selbst finanzierten, fanden sich für die Besteigung des Mount Everest Sponsoren – und obwohl die jahrelange Vorbereitungszeit von Junko Tabei durch ihre Schwangerschaft und die Geburt ihrer ersten Tochter unterbrochen wurde, erklomm sie am 16. Mai 1975, 22 Jahre nach dem ersten Mann, als erste Frau den höchsten Gipfel der Erde. Dass aus der 15-köpfigen Frauenrunde nur sie das Ziel erreichte, lag auch am Geld: Es reichte nicht, um alle für alle Etappen auszustatten.
1992 schaffte die inzwischen zweifache Mutter Junko Tabei noch einen Rekord: Sie war die erste Frau, die die Seven Summits, die jeweils höchsten Gipfel jedes Erdteils, bestiegen hatte.
Nachahmerinnen gibt es bisher nur wenige, 2018 beispielsweise waren etwas mehr als 800 Menschen auf dem Gipfel des Mount Everest, gemeldet sind darunter aber nur 25 Frauen. Dennoch gibt es immer wieder mutige Frauen, die nicht den bequemen Weg gehen.
Die Nepalesin Kanchhi Maya Tamang beispielsweise ist im Mai 2019 zum zweiten Mal, aber erstmals mit einer komplett weiblichen Expedition, auf den Mount Everest gestiegen. Auf ihrer Tour warb Kanchhi Maya, die selbst verschleppt und versklavt wurde, für Gleichberechtigung und gegen Menschenhandel.
Rita Maiburg: Die erste Pilotin auf einem Linienflug
Wie oft hast du im Flugzeug gesessen und die Ansprache kam von einer Pilotin, nicht von einem Piloten? Auch im Jahr 2022 ist es noch sehr unwahrscheinlich, dass eine Frau ein Passagierflugzeug steuert. Es ist daher nicht verwunderlich, dass auch in der Vergangenheit das Cockpit im Flugzeug überwiegend von Männern besetzt war.
Erstmals saß im Jahr 1976 eine Frau am Steuer eines Passagierflugzeugs. Es war die deutsche Rita Maiburg, damals 24 Jahre alt, die eine Maschine der einstigen Fluglinie DLT flog. Den Passagierinnen und Passagieren an Bord wollte man nicht verraten, dass sie gerade einen historischen Moment erlebten: „Im Namen von Flugkapitän Maiburg begrüße ich Sie an Bord“, hieß es durch die Lautsprecher. Damit war der Weg ins Cockpit für Frauen frei, denn Rita Maiburg bewies, dass auch Frauen ein Flugzeug steuern können.
Nur ein Jahr nach ihrer Premiere im Cockpit starb Rita Maiburg an den Folgen eines Autounfalls. Bis es Nachfolgerinnen geben sollte, dauerte es in Deutschland eine ganze Weile. Maiburg hatte sich zunächst bei der Lufthansa beworben, wurde dort aber abgelehnt, weil man generell keine Pilotinnen einstellen wollte. Erst 2000 flogen zwei von der Lufthansa ausgebildete Pilotinnen alleine mit Passagiermaschinen: Evi Hetzmannseder und Nicola Lisy.
Übrigens: In dem Roman „Freiflug“ von Christine Drews wurde Maiburgs Geschichte verarbeitet.
Esenam Nyador: Ghanas erste Taxifahrerin
Im Dunklen abends in einer abgelegenen Gegend oder einem sozialen Brennpunkt in einer Großstadt ins Taxi steigen? Nicht immer haben Frauen dabei ein gutes Gefühl – immerhin bestimmt der Fahrer, wohin es geht. Taxifahrerinnen gibt es nicht allzu viele, auch in Deutschland nicht, doch in Ghana kannte man das bis vor Kurzem gar nicht.
Esenam Nyador verfolgte in Ghana Berichte über sexuellen Missbrauch und Vergewaltigungen durch Taxifahrer und sie entschied sich, dagegen vorzugehen – indem sie Frauen eine sichere Alternative bietet. Trotz Ablehnung aller Berufsverbände in Ghana (sie gründete einfach ihren eigenen) hat sie sich durchgesetzt und wurde die erste Taxifahrerin Ghanas!
Als „Miss Taxi Ghana“ ist Esenam Nyador in der ghanaischen Hauptstadt Accra unterwegs und fährt vor allem im Dunklen Frauen, denen sie damit ein Gefühl von Sicherheit geben will. Männer nimmt sie auch mit – doch manchmal steigen die auch einfach gar nicht erst ein, wenn sie sehen, dass eine Frau am Steuer sitzt.
Heute bildet Esenam Nyador in und um Accra Taxi- und Lastwagenfahrerinnen aus, ein Projekt, das von der vom deutschen Staat beauftragten Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit unterstützt wird, und macht Frauen in Ghana und weltweit damit Mut, denn sie zeigt: Auch in einer Männerdomäne und gegen Widrigkeiten können sich Frauen durchsetzen, und somit auch anderen Frauen den Weg – und in diesem Fall das Reisen – erleichtern.
Einige der Frauen, die Esenam Nyador ausgebildet hat, leben inzwischen übrigens im Ausland, denn auch beispielsweise in den Vereinigten Arabischen Emiraten sind Taxifahrerinnen gefragt.
Jane Goodall: Die Frau, die uns über Tiere lehrt
Viel von dem, was wir heute über unseren nächsten Verwandten, den Schimpansen, wissen, verdanken wir Jane Goodall. Die britische Forscherin hat jahrezehntelang Zeit mit Menschenaffen verbracht und dabei beobachtet, wie sie leben und lieben – und was wir daraus lernen können.
23 Jahre alt war Jane Goodall, als sie zum ersten Mal nach Afrika reiste. Damals, 1957, war das noch nicht so einfach und üblich wie heute. Sie besuchte einen Schulfreund in Kenia– und blieb direkt dort, um im Nationalmuseum zu arbeiten. Obwohl sie kein Studium vorweisen konnte, bekam sie eine Sondergenehmigung und durfte an der Universität von Cambridge promovieren.
Jane Goodall wurde mit den Jahren zu einer Art Sprecherin der Schimpansen. Sie forschte und hielt Vorträge, sie schrieb Bücher und ihr Leben wurde mehrfach verfilmt. Zusammen mit ihrem damaligen Mann setzte sie sich dafür ein, dass ein Areal im Nordwesten von Tansania Schutzgebiet für Schimpansen wird – der heutige Gombe-Nationalpark.
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Jane Goodall hat viele Jahre mit Schimpansen zugebracht und wirbt für einen sensiblen Umgang mit Umwelt und Tieren.
© Quelle: imago images / United Archives
Nebst ihrem Einsatz für Schimpansen hat Jane Goodall im Laufe ihres Lebens viele Projekte zum Natur-, Umwelt- und Tierschutz angestoßen, so hilft sie Kindern und Jugendlichen im Rahmen von „Roots & Shoots“, die Bedeutung des Naturschutzes zu verstehen, und setzt sich durch das „Great Ape Project“ dafür ein, dass Menschenaffen Grundrechte bekommen. Obwohl Jane Goodall inzwischen 87 Jahre alt ist, setzt sie sich weiter für Tiere ein und ist Teil einer Kampagne für das Ende der Käfighaltung.
In vielerlei Hinsicht ist Jane Goodall also ein Vorbild. Zum einen hat sie sich in jungen Jahren, zu einer Zeit, als das noch ungewöhnlich war, auf die Reise ihres Lebens begeben und ist aus London nach Kenia gezogen. Zum anderen aber hat sie durch ihr Engagement und ihre Hingabe ein Forum geschaffen, um über Natur- und Tierschutz zu sprechen und auch unser eigenes Zutun – nicht nur auf Reisen – zu überdenken.
Reisereporter