Was du vom meistgereisten Deutschen lernen kannst
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Sascha Grabow gehört zu den Menschen, die am meisten von der Welt gesehen haben.
© Quelle: privat/Sascha Grabow
Wer von einem Leben auf Reisen träumt, der sehnt sich meistens nach Abenteuern, Abwechslung und Adrenalin. Sascha Grabow gehört zu den wenigen Menschen, die genau dieses Leben führen. Der 52-Jährige aus Wolfsburg ist seit 36 Jahren die meiste Zeit des Jahres in der Welt unterwegs. Verschiedene internationale Reiseportale führen ihn als einen der meistgereisten Menschen der Welt, unter anderem ist er bei „Most Traveled People“ gelistet.
Er hat rund eine Million Kilometer per Anhalter zurückgelegt, beide Kongos zu Fuß durchquert und mehr als einen Monat in mehr als 100 Ländern verbracht. Er hat sich frei in der Welt bewegt, bis die Coronavirus-Pandemie auch ihm einen Strich durch die Reise-Rechnung gemacht hat und er sieben Monate im Iran festsaß.
Nächstes Abenteuer-Ziel: Afrika
Aber Grabow ist kein Kind von Traurigkeit, er nutzt die Zeit, um sich auf seine nächsten Abenteuer vorzubereiten. Und er hat auch schon ein Ziel vor Augen: „Ich brenne immer darauf, nach Afrika zurückzukehren. Dort sind die Dinge weniger spezialisiert und man kann als Einzelner tatsächlich noch einen Unterschied machen, seine Fähigkeiten erproben und dabei die reine Lebensfreude genießen.“
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Und wenn man Grabow so über seine Erlebnisse sprechen hört, dann fällt schnell auf, dass er ganz genau weiß, wovon er redet. Das fängt schon bei seiner Definition des Reisens an: „Fortbewegung ohne Flieger, auf dem Landweg, ist das wahre, das ursprüngliche Reisen und die eigentliche Bedeutung des Wortes“, sagt der Weltenbummler.
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Indien war für Grabow der größte Kulturschock.
© Quelle: privat/Sascha Grabow
Für ihn geht es bei jedem seiner Touren um das individuelle Abenteuer, das ihn auf dem Weg erwartet, um die ursprüngliche Erfahrung. „Es einmal ums Mittelmeer herumzuschaffen, ist heute 100-mal schwieriger, als einmal um die Welt zu jetten. Dafür wirst du dabei aber auch 100-mal so einmalig Faszinierendes erleben.“
Furchtlos durch die Krisen
Ganz ohne das Fliegen geht es aber auch bei Grabow nicht: „Stell dir vor, du bist seit zwei Jahren im Pazifik auf den Spuren von Robert Louis Stevenson, Captain Cook oder Jack London unterwegs und seit zwei Monaten auf der Insel Funafuti, an manchen Stellen nicht breiter als 50 Meter, und kein Schiff kommt mehr an, weil das Gute-Wetter-Fenster fürs Jahr schon vorbei ist“, erzählt der Reisende von einem seiner eindrücklichsten Abenteuer. Am Ende blieb ihm wegen seines abgelaufenen Visums und dem Druck der dortigen Einwanderungsbehörde nur ein Ausweg: Ab in den Flieger und zur Nachbarinsel Fiji
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Down Under isst man eben anders: Zum Frühstück gibt es eine gegrillte Giftschlange.
© Quelle: privat/Sascha Grabow
Das war aber lange nicht die brenzligste Lage, in der sich Grabow auf seinen Reisen wiedergefunden hat. Er wurde ausgeraubt, verfolgt, festgenommen und ihm wurde mit einer Pistole der Arm gebrochen – vieles davon nicht nur einmal. Aber gefürchtet habe er sich eigentlich nie: „In einer wirklich gefährlichen Situation, zum Beispiel, wenn man in den Lauf einer Pistole starrt, kann man Angst gar nicht so direkt fühlen, weil man alle Sinne komplett auf die beste Reaktionsweise fokussiert.“ Erst im Nachhinein wurde Grabow oft bewusst, dass er sich gerade aus einer brenzligen Situation befreit hatte.
Sicherheit als Anti-Lebenskonzept
Dass der Nomade immer wieder in riskante Lagen gerät, ist nicht unbedingt Zufall. Denn wenn Grabow sich zwischen Sicherheit und Abenteuer entscheiden muss, wählt er immer Letzteres. „Sicherheit bedeutet mir nicht allzu viel.“ Aber es gebe eine andere Dinge, die ihm seit jeher Angst machen: Langeweile. Unwirtliches Klima. Überspezialisierung.
Auch das hat ihn dazu bewegt, mit gerade mal 15 Jahren als Skilehrer die ersten Länder zu bereisen. Damals, erinnert sich der heute 52-Jährige, gab es allerdings zunächst Startschwierigkeiten. Mit 17 Jahren reiste er als Tennisprofi allein und ohne Sprachkenntnisse nach Italien.
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Skilehrer ist nur einer von vielen Jobs, denen Grabow auf seinen Reisen nachgeht.
© Quelle: privat/Sascha Grabow
Als er ankam, übermannte ihn das Heimweh – und nach nicht einmal 48 Stunden war er wieder zu Hause. „Heimweh kann am Anfang ein ganz extremes, überpowerndes Gefühl sein. Man muss diese Phase akzeptieren, um sie zu überstehen.“ Heutzutage kennt er das Gefühl eigentlich garnicht mehr und fühlt sich nach 30 Minuten fast überall Zuhause.
Warum viele Weltreisen nicht stattfinden
Seit jeher lebt Grabow das Leben, von dem so viele Menschen träumen. Und wer wirklich ein Leben auf Tour führen möchte, kann von dem Weltenbummler sicher einiges lernen. Wir verraten euch Grabows wertvollste Tipps für Reisefans:
- Als Traveler bist du dein eigener Chef, dein eigener Arzt und musst mit dir selbst klarkommen. Du bist eigenbestimmt und lebst in Freiheit. Das Leben auf Reisen kann allerdings unter Umständen auch den Verzicht auf die eigene Familiengründung bedeuten.
- Freiheit ist wichtig auf Reisen. Besitz wird da schnell zu Ballast. Selbst ein Fahrrad kann schon einschränkend wirken, da es schnell nur noch ums Rad, die nötige Fitness samt enormer Kalorienzufuhr geht.
- Westeuropa ist in gewisser Weise sicherer, regelkonformer als viele Gebiete der Welt. Aber schon bald eben auch vergleichsweise teuer und langweilig, da die Abenteuer, an denen man wachsen kann, dabei oft auf der Strecke bleiben.
- Das Leben sollte hauptsächlich daraus bestehen, Erfahrungen aus erster Hand zu sammeln, statt Erlebnisse aus zweiter Hand zu konsumieren.
- In manchen Regionen der Welt sind Solo-Trips nicht möglich oder unbezahlbar. Dazu gehören zum Beispiel Bhutan und Nordkorea. In schwierigen Reisegebieten wie Irak, Somalia, Syrien und Afghanistan macht das Timing viel aus. Da gehört dann schon eine Portion Planung mit dazu. Unmöglich ist es aber nicht.
- Die Frage, die sich jeder vor einer echten Weltreise stellen sollte: Wie sehr willst du das wirklich? Wenn es deine erste Priorität ist, dann wirst du auch einen Weg finden!
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Den Großteil seiner Reisen hat Grabow getrampt, hier im australischen Outback.
© Quelle: privat/Sascha Grabow
Erfahrungen über finanzielle Sicherheit
Wer diese Ratschläge beherzigt, setzt damit eine gute Basis für die ersten großen Abenteuer. Ein waschechter Weltenbummler wie Grabow wird aber trotzdem nur aus den wenigsten. Warum? Grabow sieht die Sache realistisch: „Viele junge Menschen träumen von einer großen Fahrt ins Ungewisse, verschieben es dann aber immer wieder, weil sie meinen, hier und dort noch an den Startbedingungen feilen zu müssen. Effektiv steigt die Angst davor aber nur, weil das Leben immer komplexer wird. Die wahren Traveler räumen dem täglichen Erfahrungswert mehr Priorität ein als der finanziellen Absicherung.“
Reisereporter