Dieses Paar reiste von Europa bis Peru – ohne Flugzeug
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Rick Turner und Adam Longbottom erlebten 2022 das Abenteuer ihres Lebens.
© Quelle: Rick Turner/andparasols
Einfach spontan zum Flughafen gehen, an die Anzeigetafel schauen und sich das Ziel aussuchen. Das klingt doch nach einem perfekten Start für das nächste Abenteuer, oder? Das dachten sich auch Rick Turner und Adam Longbottom aus Großbritannien im September 2022. Nur wollten sie lieber mit dem Zug reisen, anstatt zu fliegen.
Als die beiden in ihr Abenteuer starteten, hatten sie keinen konkreten Reiseplan. Nur: „Irgendwann wollten wir in Italien ankommen“, erzählt Rick dem reisereporter. Dass sie nach drei Monaten auf einem ganz anderen Kontinent landen würden, war zu Beginn der Reise noch nicht denkbar. Aber von vorn ...
Das Paar kaufte sich Eurostar-Tickets nach Lille im Norden Frankreichs. Nach wenigen Tagen dort warfen sie ihre ersten Pläne auch schon wieder über den Haufen, erinnert sich Rick: „Eigentlich wollten wir weiter nach Marseille, entlang der Côte d’Azur bis nach Italien.“
Mit dem Zug durch Belgien und Luxemburg
Doch dann hätten sie beschlossen, nur noch Städte und Länder auf dem Weg nach Italien zu besuchen, die beide noch nicht kennen. Also ging es nicht die französische Mittelmeerküste entlang, sondern durch Belgien, Luxemburg und die Schweiz.
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In Luxemburg erwartete das Paar eine Hiobsbotschaft.
© Quelle: Rick Turner/andparasols
In Luxemburg passierte im September 2022 dann das, was viele Britinnen und Briten lange gefürchtet hatten: Queen Elizabeth II. lag im Sterben. „Wir kamen gerade in Luxemburg an, schalteten den TV im Hotelzimmer ein und sahen die Verkündung, dass die Queen krank ist“, erzählt Rick.
Beide waren sich zu dem Zeitpunkt schon sicher, dass es dem Ende zugeht oder das Oberhaupt des Königshauses bereits verstorben ist. Wenige Stunden später kam dann die traurige Gewissheit, Rick und Adam waren da gerade in der Stadt unterwegs: „Der Abend war surreal.“ Alle, die bemerkten, dass die beiden Briten sind, wollten sich mit ihnen über die Queen unterhalten, erinnert sich Rick.
Und nicht nur das passierte in Großbritannien, während Rick und Adam durch Europa reisten: Auch die äußerst kurze Amtszeit von Liz Truss verpassten die beiden zwar komplett, bekamen sie Tausende Kilometer von der Heimat entfernt aber trotzdem zu spüren: „Während ihrer Amtszeit verlor das Pfund immer mehr an Wert, und auf unserer Reise wurde alles teurer“, berichtet Rick, der als freiberuflicher Fotograf, Designer und Texter arbeitet.
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Monaco hat den beiden so gut gefallen, dass sie spontan länger geblieben sind.
© Quelle: Rick Turner/andparasols
Auch sein Partner Adam kann von unterwegs arbeiten, deshalb konnten sie sich während der Reise immer wieder etwas dazuverdienen und kamen trotz schwächelndem Pfund gut über die Runden.
Auf ihrem Weg nach Italien erlebten sie noch weitere Kuriositäten. So wackelte in Straßburg plötzlich die Erde und sie wurden Zeugen eines Erdbebens der Stärke 4,3. Sie verbrachten an jedem Ort unterschiedlich viel Zeit, ihr Kredo war immer: Solange wir Spaß haben, bleiben wir hier. So verlängerten sie spontan ihren Aufenthalt in Monaco um zwei Nächte, blieben nur eine Nacht in der Schweiz und nahmen sich insgesamt drei Wochen Zeit für den Norden Italiens.
„Eines Abends in Parma diskutierten wir darüber, welche Orte wir noch sehen möchten, bevor es zurück nach Großbritannien geht“, erinnert sich Rick an den Wendepunkt der Reise. Er wollte gern nach Barcelona, Adam war irritiert, sie waren doch erst vor wenigen Monaten da gewesen, um eine Mittelmeer-Kreuzfahrt zu beginnen?
Per Positionierungskreuzfahrt nach Südamerika
Doch dann fiel der Groschen: Es war Oktober und damit genau die Zeit, in der viele Reedereien ihre Positionierungsfahrten mit den Kreuzfahrtschiffen antreten, also beispielsweise Schiffe in die USA bringen, um dort dann Kreuzfahrten in die Karibik zu starten.
Dass sie es so bis nach Südamerika schaffen könnten, ohne in ein Flugzeug steigen zu müssen, dämmerte ihnen allmählich. Warum eigentlich nicht? Die beiden buchten eine 13-tägige Überfahrt nach Brasilien in einer Balkonkabine für umgerechnet rund 2000 Euro. Schnell wurde klar, dass sie für Südamerika noch eine Gelbfieber-Impfung brauchten, und sie fanden in Mailand eine Privatklinik, die sie noch rechtzeitig impfen würde. Schon am nächsten Tag saßen sie im Zug.
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Der Blick aus dem Kreuzfahrtschiff, mit dem Rick und Adam spontan nach Südamerika fuhren.
© Quelle: Rick Turner/andparasols
Und dann startete die große Überfahrt. Leider nicht ohne Zwischenfall: Gerade mal eine Woche konnten Rick und Adam das Kreuzfahrtschiff und seine Annehmlichkeiten genießen, bevor beide einen positiven Corona-Test in den Händen hielten.
Für Rick war das besonders beängstigend: „Ich muss Immunsuppressiva wegen meiner Arthritis einnehmen und habe die vergangenen zwei Jahre extrem darauf geachtet, mich nicht anzustecken, da die Wahrscheinlichkeit höher war, im Krankenhaus zu landen. Nun passierte mir das mitten auf dem Atlantik, ohne Krankenhaus weit und breit.“ Sie wurden in eine Isolationskabine gebracht und verharrten dort bis zum Ende der Reise. Ohne Internet und Live-TV verging die Zeit nur langsam ...
In Rio de Janeiro angekommen, wartete jedoch schon das nächste große Abenteuer: Südamerika. Und der rote Faden der skurrilen Erlebnisse riss auch hier nicht ab: „Wir standen an einer Straßenkreuzung in Buenos Aires, ich schaue neben mich und plötzlich steht da die britische Sängerin Jessie Ware, ich konnte es nicht glauben!“
Nach einem netten Gespräch schlemmten sie sich durch die Restaurant-Tipps von Jessie Ware und verbrachten noch zwei Wochen in Argentinien, sechs Tage in Chile und sieben in Peru. In Cusco und am Machu Picchu machte jedoch beiden die Höhe arg zu schaffen, und auch die Nachwirkungen der Corona-Infektion brachten Rick und Adam an ihre Grenzen.
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Kurz vor Ende ihres Abenteuers besuchten Rick und Adam noch ein echtes Weltwunder: Den Maccu Picchu.
© Quelle: Rick Turner/andparasols
So langsam wurden sie reisemüde: „In Lima wohnten wir in einem Flughafenhotel mit Blick auf die Landebahn. Eigentlich wollten wir von hier weiter nach Mexiko-Stadt.“ Doch dann sah Adam eine Maschine der Airline Air France – und das Heimweh meldete sich.
„Lass uns nach Paris fliegen, dort noch ein paar schöne Tage verbringen und nach Hause fahren“, schlug er seinem Ehemann vor. Und dann bestiegen sie das erste Flugzeug ihrer mehrmonatigen Reise.
Wenige Tage später schliefen sie ihren Jetlag in der französischen Hauptstadt aus, schlenderten bei kaltem und sonnigem Wetter durch die Gassen von Paris und machten sich dann auf den Heimweg, mit dem eine unerwartete Reise ihr Ende nahm.
Reisereporter