Warum wir alle Zelte abrissen und jetzt im Yukon leben
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Je weiter Peter und Sophie mit ihrem Bulli in den Norden Amerikas fuhren, desto mehr fühlte sich ihre Reise wie Ankommen an.
© Quelle: Peter Zenkl Photography
„Bringst du noch Holz für die Nacht rein?“, bittet mich Sophie. Also ziehe ich dicke Wollhandschuhe an, setze die Mütze auf und trete hinaus in die Kälte.
Während die Nordlichter über den dunklen Himmel tanzen, säge ich das Holz zu. Bei 40 Grad minus brauchen wir davon eine ganze Menge, um warm durch die Nacht zu kommen.
Aber zurück zum Anfang. Ich bin Peter. Geboren und aufgewachsen bin ich in Deutschland. Heute lebe ich mit meiner Freundin Sophie und zwei Dobermännern in einer winzigen Blockhütte irgendwo im Nirgendwo des Yukon.
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Liebe auf den ersten Blick: In dieser idyllischen Holzhütte haben Sophie und Peter ihr Zuhause gefunden.
© Quelle: Peter Zenkl Photography
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Als die Zelte in Deutschland noch standen…
In Deutschland hatten wir ein Apartment in der Stadt. Wasser kam aus dem Hahn, und wenn uns kalt war, haben wir den Heizregler hochgedreht.
Abends zogen wir mit guten Freunden um die Häuser oder sind bei unserem Lieblingsitaliener essen gegangen. Unser Leben war schön. Trotzdem fehlte uns etwas. Tief in uns war eine Unruhe, die uns hinaus in die Welt zog. Dorthin, wo die großen Abenteuer warten.
Zwei Jahre Strandleben in Mexiko
Dann brachen wir die Zelte ab, verließen Deutschland und folgten dem Ruf der Ferne. Zuerst ging es nach Mexiko. Zwei Jahre lebten wir zwischen Agaven und Kokosnusspalmen. Jeden Tag schien die Sonne, und wir lebten in Bikini und Boardshorts. Doch die innere Unruhe blieb.
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Peter und Sophie genießen die Zeit in Mexiko, wie hier beim Lagerfeuer im Süden von Baja California – doch die Sehnsucht bleibt.
© Quelle: Peter Zenkl Photography
Schließlich fanden wir einen alten VW-Bus in einem staubigen Hinterhof. Zwischen abgemagerten Hühnern und verrosteten Autoteilen. Wir verliebten uns sofort und wollten gleich einziehen. Natürlich ging das nicht. Der Bulli startete nicht mal. Aber der Plan stand.
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Mexiko konnte die Rastlosigkeit der beiden nicht stillen – aber schenkten ihnen einen klapprigen VW-Bus.
© Quelle: Peter Zenkl Photography
Nach mehreren Monaten Arbeit zogen wir endlich in unser Haus auf Rädern. Eigentlich wollten wir mit dem unzuverlässigen Gefährt Nord- und Südamerika erkunden…
Vanlife: Leben „on the road“
„Hörst du das Knarzen? O Mensch, hier können wir nicht liegen bleiben!“ Unser Bus definierte Unzuverlässigkeit völlig neu. Eigentlich konnten wir uns nur darauf verlassen, dass er nicht funktionierte.
Wir lenkten unsere Kiste auf den Highway Richtung Norden. Nach nur wenigen Kilometern hatten wir unsere erste Panne. Es qualmte unter der Motorhaube. Was anfangs noch Panik bei uns auslöste, konnte uns schon bald nicht mehr schockieren.
Beinahe jeden Tag musste ich mich mit dem Bus beschäftigen. Früher oder später ging alles kaputt. Oftmals ohne Handyempfang und ohne Hilfe schwitzte, fluchte, probierte und lernte ich.
Abschied vom Vanlife, Ankommen in Kanada
Langsam, sehr langsam ging es gen Norden. Mit jedem weiteren Kilometer fühlten wir uns mehr zu Hause. Die dichten grünen Wälder, majestätischen Berge und funkelnden Waldseen schienen unsere Namen zu rufen.
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Der Yukon in Kanada ist extrem dünn besiedelt.
© Quelle: Peter Zenkl Photography
Wir fuhren nach Kanada, vorbei an Schwarzbären und Stachelschweinen, weiter in die Wildnis. Es fühlte sich richtig an, hier zu sein. Wie Ankommen…
Die Nächte waren bereits kalt, die Tage noch sonnig und die Natur atemberaubend. Jeden Morgen rechneten wir mit Grizzlybären vor unserem Bulli. Das Bärenspray stand immer griffbereit in unserem Becherhalter.
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Auge in Auge mit einem Bären – anfangs hatten Peter und Sophie ihr Bärenspray immer griffbereit.
© Quelle: Peter Zenkl Photography
150 Kilometer nördlich von Whitehorse, Yukon, ließ unser Wagen uns mal wieder im Stich. Und wir wussten, dass wir uns hier draußen keine Fehler erlauben können. Um uns herum nichts als ewige Weite und Einsamkeit. Hier gibt es keine Hilfe, nur Elche.
Wir stecken fest – in unserem persönlichen Paradies
„So können wir nicht weiterfahren“, sagte ich zu Sophie. Wir mussten ein paar Teile am Wagen austauschen. Also drehten wir um, zurück nach Whitehorse. Kaum angekommen, klapperten wir sämtliche Autoteile-Läden ab, mussten aber am Ende aus den USA bestellen.
Die voraussichtliche Express-Lieferzeit betrug circa drei Wochen. „Ja, so ist das hier oben im Yukon. Seid froh, dass die überhaupt hier hoch liefern“, sagten die Einheimischen.
Yukon: Willkommen im Nirgendwo
Natürlich fragten wir uns, was wir so lange in solch einem kleinen Nest machen sollten. Mobil waren wir nicht. Und überhaupt stand der Winter vor der Tür. Doch unser anfänglicher Frust verflog schnell.
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Sophie findet in der kanadischen Wildnis Inspiration für ihre Illustrationen.
© Quelle: Peter Zenkl Photography
Wir wurden mit offenen Armen aufgenommen. Eine junge Familie lud uns ein, den Bus in der Auffahrt zu parken. So hatten wir ein kleines Apartment in der Stadt. Küche und Bad nutzten wir im Haus, schliefen und wohnten aber in unserem eigenen kleinen „VW-Häuschen“.
Und der Winter kam, wir blieben. Auch bei minus 30 Grad kuschelten wir uns im Bulli zusammen. Obwohl sich dickes Eis an den Innenwänden formte, war es gemütlich und verhältnismäßig warm.
Der Traum vom Nirgendwo
Mit jedem weiteren Tag im hohen Norden Kanadas verliebten wir uns mehr. Die Welt um uns herum gleicht einem Wintermärchen. Die Menschen sind offen und herzlich. Wir beschlossen zu bleiben.
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Im dunklen kanadischen Winter erhellen Polarlichter den Himmel über der Hütte.
© Quelle: Peter Zenkl Photography
Als wir dann auch noch eine kleine Hütte im Wald fanden, war es um uns geschehen. Hier gehören wir hin. Ohne fließendes Wasser und ohne Internet.
Aber mit Holzofen und Millionen funkelnden Sternen überm Dach, drum herum nichts als Wasser, Wald und Wildnis.
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Immer wieder bekommen die beiden tierischen Besuch – wie hier von einem Elch.
© Quelle: Peter Zenkl Photography
Jetzt leben wir seit gut eineinhalb Jahren hier. Im Winter tanzen die Nordlichter über der Hütte. Die Sommernächte werden erhellt vom magischen Licht der Mitternachtssonne.
Entschleunigung. Romantik. Glück. Begriffe, die mir durch den Kopf gehen, als ich mit einer dampfenden Tasse Kaffee vor die Hütte trete. In den umliegenden Bergen kann ich die Wölfe heulen hören und ich weiß, dass ich dort bin, wo ich hingehöre.
Bis irgendwann dort draußenPeter
PS: Auf Instagram nehmen Sophie und ich dich mit zu unseren Abenteuern.
Reisereporter