Außergewöhnliche Reisende

6 Millionen Schritte: Dieser Mann lief den Pacific Crest Trail

Sechs Millionen Schritte waren es nach Tims Angaben bis zum Ziel des Pacific Crest Trails.

Sechs Millionen Schritte waren es nach Tims Angaben bis zum Ziel des Pacific Crest Trails.

Er ist auf den höchsten Berg Kaliforniens gekraxelt, hat unter freiem Himmel in der Wüste geschlafen, ist einen Tag lang nackt über die Berge gewandert und wurde fast von einem Lkw überrollt. Tim Voors (44) ist einen der längsten – und schwierigsten – Wanderwege der Welt gelaufen: den Pacific Crest Trail (PCT). 4.265 Kilometer, 128.000 Höhenmeter und extreme Temperaturunterschiede.

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Ein irrer Kontrast zu Tims früherem Leben. Er ist ein Mann mit drei Kindern, der jeden Sonntag den Rasen vor seiner Wohnung in Holland mähte. Ein Leben, das durch seine Arbeit als Creative Director in der Werbebranche bestimmt war. Kurze Fristen, anspruchsvolle Kunden, 40 Stunden pro Woche vor dem Bildschirm. Wenig Zeit in der Natur und noch weniger Zeit mit sich allein.

So wurde der Familienreise-Mensch zum Abenteurer

Was das Reisen angeht, da sei er früher „ein ziemlicher Familienmensch“ gewesen. Zuerst hätten er und seine Frau versucht, mit den Kindern zu campen, „aber das war kein Erfolg“. Zwei Sommer verbrachten sie sogar damit, die Kinder mitzunehmen auf den Jakobsweg, den Camino de Santiago.

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„Für mich war das beeindruckend, aber sie haben andere Erinnerungen an frühe Morgenstunden und lange Etappen unter der heißen spanischen Sonne.“ Nun, in den vergangenen Jahren mieteten sie dann ein Haus in den Bergen bei Grenoble in Frankreich– mit Pool und Wi-Fi.

Der Familienvater wagt das Abenteuer von Mexiko nach Kanada – zu Fuß

Warum er sich für eine solche Wahnsinnsreise entschied? „Ich liebte meine Arbeit und die Stadt, aber es war nicht genug. Ich sehnte mich nach Natur und der Aufregung des Unbekannten“, sagt er dem reisereporter. Am Ende sei es aber der PCT gewesen, der ihn gewählt habe.

„Jahrelang habe ich es einfach nicht gewagt, es zu tun. Er war wie der Everest – etwas, worüber du gelesen hast, aber wovon du weißt, dass du es nie selbst tun wirst.“ Zunächst suchte er eine neue Herausforderung in Japan. Mit 42 Jahren wanderte er den 1.311 Kilometer langen Shikoku-Pilgerweg. „Danach fühlte ich mich endlich bereit für den Trail aller Trails. Mental bereit.“

Es folgten zwölf Monate Vorbereitungszeit – mentales Training, um die Sorgen zu überwinden, die das Lesen von etlichen Blogs bei Tim ausgelöst hatte. Er machte zudem einige weitere Übungswanderungen, um fitter zu werden. 

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Tim Voors war vor allem von der Landschaft begeistert.

Tim Voors war vor allem von der Landschaft begeistert.

Pacific Crest Trail: Aller Anfang ist hart

Und dann ging es los: Sieben Wochen durch die kalifornische Wüste, dann durch die US-Bundesstaaten Oregon und Washington bis zur kanadischen Grenze. „Mir wurde schnell klar, dass ich den Trail völlig unterschätzt hatte“, sagt Tim.

Das Grundgewicht seines Rucksacks betrug etwa zehn Kilo. „Aber durch die zusätzliche Nahrung und das Wasser fühlte es sich an, als trüge ich einen Sack Zement auf dem Rücken. Mit jedem Schritt quälte ich meine Füße, und bald schon spürte ich, wie meine Blasen größer wurden.“

Das Bild der romantisierten wilden Natur verwarf er sehr schnell: „Die Wildnis ist nicht romantisch. Die Bergpfade waren steiler, die Sonne heißer, die Schlangen größer und die Entfernungen zwischen den Wasserquellen weiter, als ich es mir vorgestellt hatte.“

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Der PCT ist hart – und er zwingt viele der Wanderer in die Knie. Mehr als zwei Drittel brechen sogar ganz ab. Auch Tim hatte Momente, in denen er ans Aufgeben gedacht hat. „Alles tut weh, und das hört im Grunde nie auf. Man hat gute und schlechte Wochen.“

Angst und Faszination wechseln sich ab

Doch es seien nicht die körperlichen Schmerzen, die den Weg zu einer solchen Herausforderung machten. „Für mich war es vor allem der mentale Druck, meine Angst vor der Unberechenbarkeit des Wetters.“ In der Sierra Nevada sei er am meisten mit seiner Furcht beschäftigt gewesen, bekennt Tim. Denn er ist alpin ziemlich unerfahren – Stürme, Schnee, Abhänge und ausgesetzte Wege verängstigten und lähmten ihn.

Doch der Niederländer kämpfte sich durch. Und trotz der Strapazen des Weges gelangte er zu der Erkenntnis: „Erschöpfung und Schmerzen wechselten sich ab mit Euphorie und purem Glück darüber, die wilde Schönheit erleben zu können.“ 

Besonders beeindruckt haben ihn die Extreme – „der Landschaft, des Wetters, der Höhen und der Trockenheit“. Bei der Durchquerung Kaliforniens habe es in vier Monaten nur einen Tag Regen gegeben. „Das Ergebnis: Ich habe praktisch jede Nacht unter freiem Himmel geschlafen und musste mein Zelt nicht aufbauen.“

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Über diese und weitere Erlebnisse unterwegs hat Tim auf der Berlin Travel Night gesprochen, und er hat sie aufgeschrieben: „Allein“ ist ein Reisetagebuch mit vielen Bildern und Illustrationen. Darin zieht er auch eine Bilanz in Zahlen: „2 Bären – zum Glück weit entfernt. 50 Schlangen – eine davon zum Abendessen. 10 Joints – 5 mit Wirkung. 250 Packungen Instantnudeln. 6 Millionen Schritte“, das ist der Trail in Zahlen.

Ob ihn der Trail verändert habe? „Ich finde, ‚Veränderung‘ ist so ein großes Wort. Ich bin immer noch der, der ich vorher war. Aber ich habe einige Aspekte in meinem Leben verändert.“ Die Abenteuer sind wieder eine Nummer kleiner geworden – und er sucht nicht mehr allein nach ihnen. „Ich erlebe mit jedem meiner Kinder ein Mikroabenteuer pro Monat – das sind 36 pro Jahr.“ Eine bessere Reisebegleitung könne er sich gar nicht vorstellen.

  

Der reisereporter ist Medienpartner der Berlin Travel Night und des Berlin Travel Festivals – das vom 6. bis 8. März 2020 in der Arena Berlin stattfindet.

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