Außergewöhnliche Reisende

32.000 Kilometer: Diese Oma ist um die Welt gelaufen

In ihrem Buggy zog Rosie alles hinter sich her, was sie zum Überleben benötigte: Nahrung, Gaskocher, Zelt, Schlafsack, Anziehsachen.

In ihrem Buggy zog Rosie alles hinter sich her, was sie zum Überleben benötigte: Nahrung, Gaskocher, Zelt, Schlafsack, Anziehsachen.

Sie hat bei minus 60 Grad in Sibirien im Zelt geschlafen, ist beim Überqueren eines reißenden Flusses ohnmächtig geworden, hat wilden Bären direkt in die Augen geblickt, wurde von einem Bus angefahren und hat über Wochen hinweg völlige Einsamkeit erlebt. Rosie Swale Pope (73) hat wohl das größte aller Abenteuer erlebt: Sie ist zu Fuß um die Welt gelaufen.

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Verrückt? Mag sein. Inspirierend? Absolut! Denn die Waliserin tat es, um ihrem Mann ein Denkmal zu setzen – ein verrücktes, riesengroßes Denkmal.

Die heute 73-Jährige hat Herausforderungen schon immer geliebt. Das hat sie ihrer Großmutter Carlie aus Irland zu verdanken: „Sie konnte nicht laufen, aber sie hat mir beigebracht, keine Angst davor zu haben, ferne Horizonte zu erreichen“, erzählt Rosie dem reisereporter. „Auch wenn das für mich als Kind zum Beispiel bedeutete, mit der Hauskuh zur Pferdeshow zu reiten, weil ich kein Pferd besaß.“ 

Bei der Vorbereitung eines neuen Abenteuers, es war 1982, lernte sie Clive kennen. Gemeinsam brachten sie ein altes Boot in Schuss, mit dem Rosie danach allein über den Atlantik segelte.

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Rosie Swale Pope mit ihrem Mann Clive, der im Jahr 2002 an Prostatakrebs starb.

Rosie Swale Pope mit ihrem Mann Clive, der im Jahr 2002 an Prostatakrebs starb.

Als sie heimkehrte, heirateten die beiden und verbrachten 20 glückliche Jahre miteinander. Doch dann der harte Schicksalsschlag: Clive erkrankte an Prostatakrebs – er starb am 12. Juni 2002. 

Für Rosie begann eine schlimme Zeit: „Mein Herz war gebrochen. Ich konnte nicht denken. Ich konnte mich zu nichts aufraffen. Aber dann realisierte ich, dass ich nicht allein war. Ich dachte an die Millionen von Menschen, die jemanden verloren hatten. Und dann war da diese Frage, die mich nicht losließ: Wenn wir früher zum Arzt gegangen wären, wie wäre es dann ausgegangen?“

Um anderen diese Frage zu ersparen, wuchs in Rosie eine Idee: Sie wollte es sich künftig zur Aufgabe machen, möglichst viele Menschen über die Wichtigkeit der Krebsvorsorge zu informieren. Nur wie?

„Ich dachte, ich könnte ein paar Marathons laufen, um das allgemeine Bewusstsein für Krebs zu fördern“, beschreibt Rosie ihre Gedanken von damals. „Ich starrte auf die Weltkarte an meiner Wand. Ich fragte mich, wie ich mir Marathons im Ausland würde leisten können. Da durchbrach ein Gedanke plötzlich meine Trauer: Ich würde stattdessen um die ganze Welt laufen!“ Dabei wollte sie Spenden sammeln für die Krankenhäuser und die Menschen aufklären.

Während ihrer Reise wurde ein Buggy zu Rosies Markenzeichen – darin befanden sich alle für sie notwendigen Dinge.

Während ihrer Reise wurde ein Buggy zu Rosies Markenzeichen – darin befanden sich alle für sie notwendigen Dinge.

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Fünf Jahre Abenteuer, 53 Paar Schuhe und 29 Heiratsanträge

Zu ihrem Wahnsinnsabenteuer brach Rosie im Oktober 2003 auf. Es dauerte fast fünf Jahre und führte sie quer durch Europa, Sibirien, die USA, Kanada, Grönland und Island.

 

Und das mit schwerem Gepäck: Zunächst trug sie einen Rucksack mit Marschgepäck, er wurde später ersetzt durch einen Buggy, den sie hinter sich herzog und der zu ihrem Markenzeichen wurde. Darin: Zelt, Schlafsäcke, die selbst sibirischen Wintertemperaturen trotzten, Campingkocher, Anziehsachen, ein Satellitentelefon und Nahrung.

Jeder Tag bestand aus mehreren Laufphasen und Pausen. Wenn die Bedingungen schlecht waren oder sie zu müde
wurde, hielt sie an. Aber: „Jeden Tag, auch im Winter, musste ich zumindest ein kleines Stückchen vorankommen. Es konnten nur wenige Hundert Meter sein, wenn ich mich durch meterhohen Schnee wühlen musste. Manchmal legte ich nur ein paar Meilen zurück. Ich kam aber auch mal auf 15 bis 18 Meilen pro Tag. Im Sommer lief ich sogar noch längere Strecken.“

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Während ihrer Weltumrundung verbrauchte sie 53 Paar Schuhe, und sie bekam 29 Heiratsanträge. 29? „Tatsächlich!“, so Rosie, „zum Beispiel von diesem einen Mann, der brüllend und mit einer Axt in der Hand auf mich zurannte, mitten in der Nacht in einem Wald in Russland, und vor mir stehen blieb und sagte: ‚Du bist die richtige Frau für mich!‘“ Rosie lehnte ab. 

Dies ist nur eine von vielen Anekdoten aus ihrem Buch „Mein längster Lauf“. Es ist aufgebaut wie ein Reisetagebuch, in dem Rosie uns an ihrer Reise teilhaben lässt, mit all ihren Höhen und Tiefen. 

„Nicht nur einmal wurde das Essen knapp, ich habe Erfrierungen erlitten, habe extreme Kälte und eine riesige Einsamkeit ohne Clive erlebt“, erzählt sie dem reisereporter. Wie ist sie mit diesen Rückschlägen umgegangen? „Der beste Weg ist, standzuhalten und sich zu behaupten. Das war damals die einzige Möglichkeit zu überleben.“

Ihr verstorbener Ehemann habe sie in ihren Gedanken auf jedem Schritt begleitet. „Ich wäre 20-mal um die Welt gerannt, hätte ich ihn dadurch retten können. Er hätte diese Expedition geliebt, weil es auch wirklich witzig und aufregend war.“

Der Moment, als ein Timberwolf nachts im sibirischen Wald den Kopf in ihr Zelt steckte, den hätte sie gern mit ihm geteilt. „Und unvergesslich waren auch die Sterne in der Wildnis und die außergewöhnlichen Menschen, die ich getroffen habe.“

In Sibirien und in Alaska lief Rosie durch eisige Kälte – auf bis zu minus 60 Grad fielen die Temperaturen.

In Sibirien und in Alaska lief Rosie durch eisige Kälte – auf bis zu minus 60 Grad fielen die Temperaturen.

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All die Begegnungen hätten sie zu der wichtigsten Erkenntnis auf ihrer Reise gebracht: „Du bist keine Alleinreisende, wenn so viele Menschen an dich denken und dir Stärke schicken.“ So habe sie sich auch immer ihren Kindern und Enkelkindern nahe gefühlt, auch wenn sie Tausende von Kilometern voneinander entfernt waren und einander nur alle paar Wochen am Satellitentelefon hören konnten.

Nach vier Jahren und zehn Monaten lief sie in ihrer Heimat ein, in Tenby in Wales. Auf Krücken. Denn ausgerechnet auf den letzten Kilometern versagte ihre Hüfte. Eine solche Verletzung konnte Rosie aber nicht aufhalten. „Selbst in schwierigen Situationen geht es immer voran. Die Berge bestehen vor allem im Kopf.“

Weltumrundung zu Fuß: Alle Ziele erreicht!

Der größte Erfolg für Rosie: Sie hat mit ihrer Weltumrundung nicht nur ihr Ziel erreicht, auf Prostatakrebs aufmerksam zu machen, sondern sie generierte auch Spenden in Höhe von umgerechnet knapp 285.000 Euro für Waisenkinder in Russland.

Es war nicht Rosies letzter Lauf: Ihren Buggy hat sie seit dem Ende ihrer Weltumrundung im Jahr 2008 immer wieder über lange Strecken gezogen und betreibt weiter Aufklärungsarbeit. Mit 70 lief sie etwa 5.500 Kilometer quer durch die USA von New York nach San Francisco.

Ihr aktuelles Wahnsinns-Abenteuer: Von England nach Kathmandu in Nepal laufen, seit Juli 2018 ist sie unterwegs. Dabei sammelt sie Geld für die Opfer des verheerenden Erdbebens im Jahr 2015. Denn: „Meine Ziellinie ist noch lange nicht in Sicht!“

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Im Buch „Mein längster Lauf“ berichtet Rosie Swale Pope von ihrem Abenteuer.

Im Buch „Mein längster Lauf“ berichtet Rosie Swale Pope von ihrem Abenteuer.

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