In diesem Null-Sterne-Hotel schläfst du unter freiem Himmel
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Die neue antiidyllische Suite ergänzt das Angebot der surrealen Übernachtungsmöglichkeiten im Null-Sterne-Hotel.
© Quelle: Gianluca Colla
Das Null-Sterne-Hotel-Konzept ist bereits 2009 in Form einer Übernachtungsmöglichkeit in einem Atombunker in Sevelen in der Schweiz ins Leben gerufen worden. Hinter der Idee stehen die Konzeptkünstler Frank und Patrik Riklin und Hotelier Daniel Charbonnier, die seitdem auf immobilienbefreite Suiten setzen. Sprich: In Freiluftzimmern ohne Decken und Wände wirst du mit sozioökonomischen Themen konfrontiert. 2022 sind vier neue Suiten im Programm.
„Die neue Null-Sterne-Version hinterfragt die Konsensnormen der Hotellerie und bietet Raum, um über die wirtschaftlichen, gesellschaftlichen oder ökologischen Unsicherheiten der Welt, in der wir heute leben, nachzudenken“, erklärt Daniel Charbonnier das Konzept der vier neuen Suiten, bei denen die antiidyllische deutlich hervorsticht.
Freiluft-Suiten mit Botschaft
In der Ostschweiz und in Liechtenstein wurden bereits zwischen 2017 und 2020 sieben „Zero Real Estate“-Suiten installiert. Bergpanoramen statt Bettenburgen und Abgeschiedenheit statt Mindestabstand waren in den Corona-Jahren eine willkommene Idee. Die Gästinnen und Gäste übernachteten ohne Wände oder Decke mitten in der malerischen Landschaft.
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Die surrealen Schlafmöglichkeiten sollen jedoch nicht nur ein besonders intensives Naturerlebnis ermöglichen. Mit den Suiten wollten Künstler und Hotelier auch Fragen zum Klimanotstand, zur Deglobalisierung und zur Konsumreduktion aufwerfen. Die Zimmer sollen Raum zur Reflexion geben.
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Ein Bett im Safiental in der Schweiz: An so ungewöhnlichen Orten installieren die Künstler Unterkünfte, die zum Nachdenken anregen sollen.
© Quelle: Atelier für Sonderaufgaben
Die neuen Suiten in der Westschweiz
2022 hat sich das Null-Sterne-Projekt die Westschweiz vorgenommen. Vier immobilienbefreite Suiten in der Gemeinde Saillon im Kanton Wallis werden vom 1. Juli bis zum 18. September 2022 angeboten. Drei von ihnen befinden sich in gewohnt idyllischen Lagen, die vierte folgt einem radikaleren Konzept.
Die Weinberg-Suite etwa liegt auf 470 Metern über dem Meeresspiegel, eingebettet zwischen zwei Weinbergen. Von hier aus blicken die Gästinnen und Gäste auf den historischen Ort Saillon, auf den Bayart-Turm und den markanten Gipfel Bietschhorn. Beeindruckend ist auch die Farinet-Suite auf den brennenden Hügeln, auf denen sich ein Weinberg des Dalai-Lama befindet, und die Bayart-Suite mit Blick auf das Rhonetal.
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Die Gründer Frank und Patrik Riklin und Hotelier Daniel Charbonnier beim Probeliegen in der neuen Weinberg-Suite in der Westschweiz.
© Quelle: Gianluca Colla
Die neue antiidyllische Suite
Die vierte Version der neuen Suiten sticht besonders heraus. Hier wurde auf die Einbettung in malerische Landschaften verzichtet. Am Rande einer Nationalstraße direkt neben einer Tankstelle liegt die antiidyllische Suite. Der radikalen Konfrontation mit Fragen zu Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt entkommt hier niemand.
Explodierende Energiekosten, Unsicherheit, Krieg und Klimawandel sind die Themen, die einen in diesem Zimmer nicht schlafen lassen.Und genau das ist gewollt, denn das Zimmer soll Reflexion anstelle von Erholung bieten. „Wenn wir so weitermachen wie bisher, könnte es bald mehr antiidyllische als idyllische Orte auf der Welt geben“, begründen die Riklin-Brüder die Installation.
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Die antiidyllische Suite: Die radikale Installation des Zimmers wirft unweigerlich sozioökonomische Fragestellungen auf.
© Quelle: Gianluca Colla
Hotel unter freiem Himmel: Abstand halten in der Corona-Zeit
Die Suiten passen auch in die Corona-Zeit. Schließlich werden sie rund um die Uhr belüftet, und die Gäste habenkaum Kontakt zu anderen Menschen – bis auf den Butler. Das heißt: kein Kopfzerbrechen über Maske oder Mindestabstand.
Schnickschnack gibt es in der Unterkunft nicht – hier wird die Aussicht aufs Panorama zum Fernseher, und die frische Bergluft ersetzt jede Klimaanlage. Neben dem Doppelbett finden auf der Plattform zwei Nachttische mit Lampen Platz, ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen kann bei Bedarf auch aufgestellt werden.
Ansonsten findest du vor Ort nur Handtücher, Slipper, Powerbanks zum Aufladen des Handys, Taschenlampen, Insektenschutz, zusätzliche Decken und Regenschirme.
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Die unter freiem Himmel inszenierten Zimmer wirken wie aus einer anderen Welt.
© Quelle: Gianluca Colla
Zimmerservice im Hotel unter freiem Himmel: Landwirte als Butler
Die Butler werden bereits seit einigen Wochen geschult, denn sie sind in diesem Metier Quereinsteiger: Leute aus der jeweiligen Region schlüpfen ins Butler-Hemd. Das gehört neben Fliege und Handschuhen zum Dresscode – darunter können die Butler aber tragen, was sie wollen, zum Beispiel Funktionshose mit Gummistiefeln. Die wären durchaus angebracht, immerhin kann der Weg zur Suite über Wiesen und durch Bachläufe führen.
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Egal, welche Szenerie: Die Butlerin oder der Butler gehören zum Service des Null-Sterne-Hotels.
© Quelle: Atelier für Sonderaufgaben
Kosten und Service im Null-Sterne-Hotel
Seit dem 1. Juli 2022 sind die neuen immobilienbefreiten Zimmer buchbar. Pro Übernachtung zahlst du 325 Schweizer Franken (knapp 300 Euro) für zwei Personen. Im Preis inbegriffen ist der Butlerservice, ein Willkommensgetränk und einige regionale Produkte sowie Frühstück aus der lokalen Bäckerei. Sollte das Wetter mal so gar nicht mitspielen, ist ein Zimmer im Hotel des Bains de Saillon als Ausweichmöglichkeit reserviert.
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