Ostseefjord Schlei: Mein persönlicher Top Place 2020
Nachhaltig, nah dran und natürlich schön lauten die persönlichen Top-Place-Kriterien von reisereporterin Christina. Ihr Ziel für 2020: die Schlei-Region in Schleswig-Holstein. Ab A7-Ausfahrt 5 ein Traum für Individualisten!
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Es ist einer dieser klassischen Spätsommertage im August: Die ersten Herbstwolken ziehen über Knicks und Felder, vereinzelt prasseln Platzregen nieder und zwischendrin knallt die Sonne so heiß, dass es Zeit für die nächste wilde Badebucht wird.
Ein Dampfer macht vor dem Ausflugslokal fest, und die einzige zu treffende Entscheidung dreht sich darum, ob es noch ein Fischbrötchen von der Bude gegenüber oder schon ein Törtchen aus dem Hofcafé sein soll. Damit wäre alles gesagt. Moin!
Schlei: Pittoreske Dörfer und Ruhe
Schafe, Schwalben, Stoppelfelder – ich bin in Schleswig-Holstein unterwegs. Meine Rundtour führt von Schleswig aus am Nordufer der Schlei entlang; durch pittoreske Dörfer, deren Namen meist auf -by, -rup oder -nis enden und deren Vergangenheit von kuriosen Sagen und Kulturhistorischem geprägt ist.
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Vorbei an Gutshöfen und Bioläden, an Windrädern und Windmühlen, an trutzigen Feldsteinkirchen und liebevollen Friedhöfen, auf denen die Petersens, Hansens und Nissens der Gegend ihre letzte Ruhe fanden. Mein Ziel sind drei Traumorte der Schlei-Region: Arnis, Maasholm und Sieseby.
Aber kurz zur Orientierung: Die Schlei ist mit 42 Kilometern Deutschlands längster Ostseefjord, der während der letzten Eiszeit entstand und den Landesteil Angeln im Norden von der Halbinsel Schwansen im Süden trennt.
Schon die Wikinger wussten die Schönheit und den Reichtum der Region zu schätzen – besonders aber die strategisch günstige Lage. Heute sind es vor allem Stadtflüchter und Segler, die sich an der Schlei niederlassen.
Sentimental, nostalgisch: Die „gute alte Zeit“ in Arnis.
Mein erster Stopp ist Arnis. Ein liebenswertes Nest, das mit 300 Einwohnern tatsächlich Stadtrecht hat und sich den Titel kleinste Stadt Deutschlands ehrlich verdient hat. Die Zeit muss hier stehen geblieben sein. Viel anders kann es auf der von Linden und muckeligen Häusern gesäumten Langen Straße früher auch nicht ausgesehen haben.
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Arnis wurde im 17. Jahrhundert von Bürgern aus dem nahen Kappeln gegründet, die der Leibeigenschaft entkommen wollten. Der Ort wurde ein umtriebiger Umschlagplatz. Und auch heute noch prägen Bootsbau und Werften die Szenerie. Wer will, schippert mit der Fähre von Arnis ans südliche Schlei-Ufer. Aber wer will hier schon weg?
Schlei ist als „nachhaltiges Reiseziel“ zertifiziert
Seit 2018 ist die Schlei als „nachhaltiges Reiseziel“ zertifiziert und damit Schleswig-Holsteins Primus. Urwüchsiges Hügelland, unbebaute Uferabschnitte, tiefe Buchten (Noore): Der liebe Gott muss die Schlei-Region für sich selbst geschaffen haben.
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Zum exklusiven Gutschein50.000 Hektar bilden heute den Naturpark Schlei. Das Gebiet um die Mündung bei Maasholm ist ein ausgewiesenes Vogelschutzgebiet.
Jachten, Kutter, Motorboote: Der Hafen von Maasholm.
Maasholm selbst ist ein rau-charmanter Fischerort auf einer Landzunge nordöstlich von Kappeln – und der zweite Stopp auf meinem Langsamkeits-Trip. Fischerkaten und historische Kahnstellen, Fischereihafen und Marina bestimmen die maritime Stimmung hier. Einst lebte Maasholm von der Seefahrt – heute ist der Ort ein Paradies für Surfer, Segler, Hochseeangler.
„Is nich viel hier“, stellt ein Einheimischer plaudernd fest. Aber das reicht zum Traumziel. Ein Kaufmannsladen, ein Bäcker, eine Räucherei – fertig. Der Ort lässt sich problemlos zu Fuß erkunden. Der ausgeschilderte Spaziergang „De Maas rund“ dauert fröhlich hüpfend keine 30 Minuten.
Auf dem Weg zum dritten Ort geht’s in Kappeln über die Klappbrücke in den Landesteil Schwansen, der vor allem mit seinen zahlreichen Herrenhäusern besticht. Der Erholugsfaktor ist hier unbezahlbar – fast so wie die Immobilienpreise.
Eingewachsenes Reetdachhaus in Sieseby – Hauptsache, der Blick auf die Schlei ist frei.
Das beschauliche Dorf Sieseby ist der konkurrenzlos schönste und romantischste Flecken, direkt am Südufer der Schlei. Fast scheint es, als seien die weißen Reetdachkaten Teil eines verschlafenen Freilichtmuseums. Im 19. Jahrhundert gehörten die Häuser dem Hamburger Kaufmann Gustav Anton Schäffer, bis er das ganze Schleidorf an das Adelshaus Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg verkaufte.
Seine Initialen GAS zieren noch heute die historischen Giebel. Wer nicht im Gasthof Alt Sieseby einkehrt, wandert an der Schlei entlang zum Herrenhaus Bienebek…
… oder macht sich (wie ich letztlich) auf den Weg zurück zur A7; wider Willen und mit der wichtigen Erkenntnis: Je billiger Fernreisen werden, desto wertvoller sind Nahziele wie die Schlei!