Auch wenn einige Reedereien inzwischen gegensteuern: Die meisten Kreuzfahrtschiffe sind Dreckschleudern. Die Luft, die Passagiere an Bord einatmen, ist oft ähnlich verpestet wie in Metropolen. Und in den Häfen sieht es nicht besser aus. Das zeigt eine Studie von „Transport & Organisation“.

Die Dachorganisation von nicht staatlichen europäischen Organisationen aus dem nachhaltigen Verkehrsbereich hat die Emissionen von 203 Kreuzfahrtschiffen untersucht. Berücksichtigt wurden die Zahl der Schiffe, die Verweildauer im Hafen und die in dieser Zeit angefallenen Emissionen. Am härtesten trifft es Spanien, Italien, Griechenland, Frankreich und Norwegen.

Kreuzfahrtschiffe verpesten Luft in Barcelona, Palma de Mallorca und Venedig 

Platz eins der Städte mit der am meisten durch Kreuzfahrtschiffe verpesteten Luft belegt Barcelona, gleich dahinter folgt Palma de Mallorca, auf Platz drei liegt Venedig.

In Deutschland ist Hamburg am stärksten betroffen (international auf Platz 11), es folgen Warnemünde (Platz 14) und Kiel (Platz 33).

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Die Umweltinitiative Mallorca Blue reagiert mit einem Video auf die Nachricht und kommentiert das mit „Wir haben keine Zeit“. Die Aufnahmen zeigen Kreuzfahrtschiffe in Palma, die deutlich sichtbar dunkle Abgase in die Luft ausstoßen.

Das sind die schlimmsten Umweltsünder

Allein das britisch-amerikanische Kreuzfahrtunternehmen Carnival Corporation & plc hat im Jahr 2017 „fast zehnmal mehr Schwefeloxid ausgestoßen als alle mehr als 260 Millionen Autos in Europa zusammen“, heißt es in dem Bericht. Zu dem Unternehmen gehörden unter anderem die Reedereien Aida Cruises, Cunard Line und Costa Cruises.

An zweiter Stelle der Unternehmen mit den meisten Schwefeloxid-Emissionen liege Royal Caribbean Cruises mit „viermal höheren Emissionen“. Zu dem Konzern gehört unter anderem Tui Cruises.

Schwefeloxid schadet nicht nur der Gesundheit, sondern es führt auch zur Versauerung von Gewässern und Böden.

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In den drei am stärksten betroffenen Häfen der Städte Palma de Mallorca, Barcelona und Venedig sorgen laut dem Bericht vor allem „die Flotte des italienischen Branchenriesen Costa Crociere zurück, kurz dahinter folgt MSC Cruises aus der Schweiz“.

In den drei Städten wird seit Jahren über das Problem der vielen Kreuzfahrtschiffe diskutiert. Diese Maßnahmen wurden bisher umgsetzt:

Barcelona: Keine Kreuzfahrtschiffe mehr in der Altstadt

Problem: Im Jahr 2017 kamen 2,7 Millionen Kreuzfahrt-Touristen nach Barcelona. Vielen Menschen in der Stadt sind die Tagestouristen ein Dorn im Auge, nicht zuletzt, weil sie nicht viel Geld vor Ort lassen. 

Die Lösung: Bürgermeisterin Ada Colau kündigte 2018 an, einen Teil des Kreuzfahrthafens „für die Bürger zurückzuerobern“. Der macht mit 2.000 Hektar etwa ein Fünftel der Stadtfläche aus. Die drei Anlegestellen am World Trade Center sollen an einen weiter außerhalb gelegenen Ort verlagert werden. Es bleibt lediglich die Anlegestelle für die Barcelona-Fähre erhalten.

Mallorca will Kreuzfahrtschiffe verbannen

Das Problem: Mallorca erwartet in diesem Jahr so viele Kreuzfahrtschiffe wie noch nie. Und die Hälfte der 600 erwarteten Anlegemanöver findet nur in der Sommersaison zwischen Juni und September statt. Neben dem Problem der Umweltverschmutzung sieht die Balearenregierung auch ein großes Problem in den Tausenden Touristen, die gleichzeitig die Gassen von Palma überrennen.

Die Lösung: Die Regierung will die zeitliche Verteilung der Kreuzfahrt-Ankünfte besser koordinieren und einige Kreuzfahrtschiffe zu anderen Orten umleiten. Als Ausweichhäfen kann sie sich Andratx, Sóller, Cala Ratjada und Alcúdia vorstellen. Wann diese Maßnahmen umgesetzt werden sollen, ist noch nicht klar.

Venedig verbannt Kreuzfahrtschiffe – vielleicht

Problem: In Venedig schieben sich selbst die großen Kreuzfahrtschiffe durch den Kanal von Giudecca im historischen Zentrum. Die Problematik – Umweltverschmutzung, Schäden an Gebäuden, Overtourism – wird seit Jahren heiß diskutiert, passiert ist wenig. Durch den Kreuzfahrt-Crash in der Lagunenstadt wurde der Streit jetzt neu befeuert.

Die Lösung: Die Regierung will große Schiffe ganz aus der Altstadt verbannen, allerdings liegen die Pläne dazu bereits seit dem Jahr 2017 vor. 

Die Kreuzer sollen eine andere Route fahren und dann in Marghera – einer weniger glamourösen Industriestadt – am Festland halten. Das Terminal dafür muss aber noch gebaut werden.

Außerdem will Venedig von Tagestouristen Eintritt nehmen – eigentlich sollte die Gebühr zwischen 3 und 10 Euro bereits seit Mai erhoben werden. Doch der Start wurde auf den 1. September verschoben.

Ein anderes Land hat bereits entschieden: Norwegen verbannt mit Schweröl betriebene Kreuzfahrtschiffe ab dem Jahr 2026 aus den Welterbe-Fjorden.

Umweltschutz: Das tun die Reedereien

Auch viele Reedereien bemühen sich, umweltfreundlichere Schiffe auf den Markt zu bringen.

Aida Cruises hat zum Beispiel Ende 2018 mit der „Aida Nova“ das erste Kreuzfahrtschiff der Welt auf die Meere geschickt, das mit Flüssigerdgas betrieben wird. Das ist zwar auch ein fossiler Brennstof, er setzt aber wesentlich weniger Schadstoffe frei. Im Ranking des Nabu belegt es den ersten Platz in Sachen Umweltbilanz bei Kreuzfahrtschiffen.

Weitere Schiffe mit LNG-Antrieb, auch bei anderen Reedereien wie Costa Cruises, sollen folgen.

Die Reederei Hurtigruten hat mit der „MS Roald Amundsen“ das erste Hybrid-Kreuzfahrtschiff der Welt bauen lassen. Sie sticht ab Ende Juni in See und fährt mit einem Mix aus Elektro- und Verbrennungsmotor.