Venedig: Diese Konsequenzen hat der Kreuzfahrt-Crash
Ein riesiges Kreuzfahrtschiff rammt in Venedig ein Touristen-Boot. Die Beinahe-Katastrophe zeigt auch, wie groß das Kreuzfahrt-Problem in Venedig wirklich ist. Die Regierung will die Reißleine ziehen.
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Knapp an der Katastrophe vorbei: Das Kreuzfahrtschiff „MSC Opera“ rammte beim Anlegen in Venedig ein Touristen-Boot, mehrere Menschen wurden verletzt.
Einwohner und Umweltschützer klagen schon seit Langem über Schäden, welche die riesigen Kreuzfahrtschiffe anrichten, die sich durch die Lagune von Venedig schieben. Sie fühlen sich durch den Crash in ihrer Kritik bestätigt.
Nach Crash mit Touristenboot: Venedig will Kreuzfahrtschiffe verbannen
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Sie befürchten, dass die Kreuzer das ökologische Gleichgewicht in der Lagune durch den Ausstoß von Schadstoffen gefährden und historische Gebäude beschädigen.
Venedig: Einwohner protestieren gegen Kreuzfahrtschiffe
Die Vereinigung von Kreuzfahrtschiff-Gegnern Comitato Nograndinavi organisierte nach dem „gravierenden Vorfall“ eine spontane Demo und rief für kommenden Samstag zu einer größeren Kundgebung auf. „Man kann nicht darauf warten, dass diese Monster erst von Toten gestoppt werden“, schreibt die Gruppe auf Facebook.
Die Regierung reagiert auf den Crash und will Ernst machen. Verkehrsminister Danilo Toninelli will die Kreuzfahrtschiffe aus dem Kanal von Giudecca im historischen Zentrum Venedigs verbannen. Das schreibt er auf Twitter:
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„Der Unfall heute beweist, dass große Schiffe nicht mehr den Giudecca-Kanal befahren sollten. Nach etlichen Jahren, in denen nichts getan wurde, sind wir einer endgültigen Lösung zum Schutz der Lagune und des Tourismus nahe.“
Auch der Unesco sind die Kreuzfahrtschiffe schon lange ein Dorn im Auge: Die UN-Kulturschutzorganisation warnte sogar davor, dass sie Venedig auf die Liste der gefährdeten Kulturgüter setzen würde, sollte keine Lösung gefunden werden.
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Zum exklusiven GutscheinVor diesem Problem stand auch die kroatische Stadt Dubrovnik im Jahr 2017. Die Touristenhochburg zog daraufhin die Reißleine und erlaubt nur noch zwei Kreuzfahrtschiffe pro Tag. Pläne dieser Art sind für Venedig noch nicht bekannt, die Regierung will einen anderen Weg gehen und Schiffe ganz aus der Altstadt verbannen.
Welche Konsequenzen hat das Unglück wirklich?
Die Schiffe sollen eine andere Route fahren und dann in Marghera – einer weniger glamourösen Industriestadt – am Festland halten. Dieser Plan wurde bereits im Jahr 2017 abgesegnet, das erforderliche Kreuzfahrtterminal in Marghera muss aber erst noch gebaut werden. Bis zur Fertigstellung könnten daher tatsächlich noch einige Jahre vergehen.
Eine weitere Möglichkeit wäre, zumindest größere Schiffe zeitnah aus der Lagune zu verbannen. Auch darüber wird bereits seit fünf Jahren diskutiert. Im Jahr 2014 verkündete der damalige Verkehrsminister Maurizio Lupi: „Alle Schiffe, die größer als 40.000 Tonnen sind, dürfen nicht mehr in das Becken von San Marco und Giudecca.“
Demnach hätte die „MSC Opera“ gar nicht erst in den Kanal fahren dürfen – das Schiff hat ein Gewicht von 65.000 Tonnen. Das berichtet die Zeitung „Corriere della Serra“. Doch was ist aus diesem Beschluss geworden?
Er wurde wieder aufgehoben, weil er „wirtschaftliche Interessen bedrohe“. Aktuell ist die Zufahrt zur Lagune für Schiffe mit mehr als 96.000 Tonnen verboten.
Nach dem Unglück rief Venedigs Bürgermeister Luigi Brugnaro eine außerordentliche Sitzung des Ausschusses für Ordnung und Sicherheit ein. Ob dort ein neuer Beschluss gefasst wird, bleibt abzuwarten.
Kreuzfahrt sorgt für Overtourism in Venedig
Das bei Touristen beliebte Venedig ächzt unter den Besuchermassen. Jährlich kommen bis zu 30 Millionen. Die Stadt diskutiert und setzt verschiedene Maßnahmen um – unter anderem ein Eintrittsgeld für Tagestouristen.