Statt der üblichen 9,99 Euro pro Monat sollte eine Urlauberin mal eben 816,86 Euro blechen. Und zwar nach einer Kreuzfahrt von Kiel nach Norwegen. Ein Schock für die Frau! Sie hatte auf dem Schiff über ihre mobile Datenübertragung das Internet genutzt – immerhin war in ihrem Tarif ein Datenvolumen von einem Gigabyte für 43 weitere Länder inklusive. Für Telefonate und SMS hatte sie sogar eine Flatrate.

Was die Frau offenbar nicht wusste: Auf einem Kreuzfahrtschiff gibt es in der Regel kein normales Mobilfunknetz. Das Handy verbindet sich daher mit dem Mobilfunknetz des Schiffes, das über Satellit funktioniert. Das Problem: Für Kreuzfahrten gelten die EU-Roamingverordnungen nicht, es gibt keine Kostenbremse.

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Horror-Handyrechnung nach Kreuzfahrt: Passagierin muss 800 Euro nicht zahlen

Zahlen muss sie die 816,86 Euro trotzdem nicht – das entschied nach etwa zwei Jahren Rechtsstreit ein Gericht (Az.: 219 C 21/19). Die Begründung: Die Frau sei nicht rechtzeitig und auch nicht ausreichend über mögliche Kosten an Bord informiert worden. Damit liege die Schuld beim Mobilfunkanbieter.

Gesurft hatte die Frau am 13. März. Doch der Mobilfunkanbieter Drillisch habe sich erst einen Tag später per SMS bei ihr gemeldet, mit der dringenden Bitte um Rückruf. Zudem bekam die Frau eine Mail, dass „bei Gesprächen, SMS und Datennutzung in Flugzeugen und auf See hohe Kosten entstehen könnten“. Daraufhin sei vorsorglich die Datenverbindung im Ausland gesperrt worden. 

In knapp 24 Stunden mal eben mehr als 800 Euro mit Telefonieren und Surfen verprassen? Den von der Frau eingereichten Widerspruch akzeptierte der Mobilfunkanbieter nicht und klagte. Die Kundin habe die Dienstleistung bewusst genutzt, außerdem habe man sie über SMS und E-Mail informiert – das sei aus technischen Gründen allerdings erst 24 Stunden nach dem ersten Einwählen möglich.

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Der Anbietet setzt sogar noch nach: Die Frau hätte sich selbst auf dem Schiff über die Kosten informieren müssen.

Das Gericht sah das anders. Im Urteil steht deutlich: Der Hinweis an die Frau kam zu spät, das hätte bereits vor der Datennutzung passieren müssen. Außerdem enthielt die SMS keine Details dazu, welche Kosten genau auf sie zukämen.

Urlauberin muss Horror-Handyrechnung nicht zahlen

Den vom Mobilfunkanbieter gelieferten Grund, dass der Warnhinweis aus technischen Gründen nicht eher möglich gewesen wäre, hält das Gericht für nicht nachvollziehbar.

Du kennst das: Sobald du eine Landesgrenze überschreitest, blinkt sofort eine Nachricht deines Anbieters auf, in der die genauen Kosten aufgelistet werden. Das sei auch in diesem Fall bei der Einreise nach Norwegen und Dänemark sehr wohl möglich gewesen.

Wie entstehen hohe Handykosten auf Kreuzfahrt?

Im Jahr 2018 gab es einen ähnlichen Fall, der zugunsten des Reisenden entschieden wurde. Allerdings solltest du darauf nicht pochen und lieber unsere Tipps für die Handynutzung auf Kreuzfahrten beherzigen. Kreuzfahrtschiffe haben jeweils eigene Tarife, die du vor Reiseantritt checken musst – auf einigen Luxus-Dampfern ist das Gratis-WLAN aber schon im Buchungspreis inbegriffen. 

Der Worst Case ist bereits eingetroffen? Solltest du doch von einer ziemlich hohen Handyrechnung nach der Kreuzfahrt überrascht werden, erklären wir dir, wie du richtig Beschwerde einlegst, und geben dir weitere Tipps, wie du nicht in die Kostenfalle tappst.