Hybridmotoren kennen viele Menschen bisher nur bei Autos. Die norwegische Reederei Hurtigruten will nun beweisen, dass Nachhaltigkeit auch in der Schifffahrt geht: Die „MS Roald Amundsen“ wird mit einem Hybridmotor betrieben, also auch mit einem Elektromotor. 

Leiser, grüner und moderner ist das Motto der Hybrid-Flotte. 530 Passagiere sollen mit ihr bald auf Polar-Kreuzfahrt gehen.

„MS Roald Amundsen“ fährt mit Hybridmotor

Die norwegische Reederei Hurtigruten kündigte die Fertigstellung des Schiffs ursprünglich für 2018 an – nun soll es in diesem Frühjahr so weit sein. Bevor die ersten Passagiere mit ihr auf Kreuzfahrt gehen dürfen, werden nun einige Tests durchgeführt.

Aktuelle Deals

Der Hybridmotor soll dafür sorgen, dass das Kreuzfahrtschiff nahezu geräuschlos die engen Fjorde an der Westküste Norwegens durchquert. Die erste Testfahrt führte die Crew vor dem Panorama der Sunnmore-Alpen durch.

„Roald Amundsen“ besteht ersten Test

Mit der ersten Testfahrt ist der Chef der Werft Olav Nakke jedenfalls zufrieden: „Unser Kleven-Team hat hervorragende Arbeit geleistet, die zu einem erfolgreichen Test führte“, sagte er nach Rückkehr der „Roald Amundsen“.

Weiterlesen nach der Anzeige

Anzeige

Die verbaute Technologie sei „hochkomplex“, ergänzte Projektleiter Asbjorn Vattoy. Die Hybrid-Technik besteht aus dem klassischen Verbrennungsmotor mit Diesel und einem Elektro-Antrieb. Dieser läuft mit Akkus: Die werden über Strom von Land aufgeladen und sollen den Antrieb mit Dieselöl so gut es geht ersetzen.

Antrieb mit Dieselöl – so richtig umweltfreundlich ist das immer noch nicht. Hurtigruten plant deshalb im Laufe des Jahres auf Gasmotoren umzurüsten. Die „Roald Amundsen“ kriegt außerdem eine baugleiche Schwester – die „MS Fridtjof Nansen“. Für beide Schiffe investierte Hurtigruten, nach Angaben des Magazins „Edison Handelsblatt“, über 300 Millionen Euro. 

Polar-Expedition mit der „MS Roald Amundsen“ für 8.000 Euro

Das Hybridschiff ist kein klassisches Kreuzfahrtschiff, sondern ein Expeditionsschiff für alle Natur-Verrückten: Die „MS Roald Amundsen“ soll ab dem Frühjahr entlang der norwegischen Küste, nach Spitzbergen und Grönland fahren und sogar durch die Nordwestpassage in Richtung Antarktis in See stechen. Mit circa 8.000 Euro pro Person bist du bei einer Expedition dabei.

Spezielle eisverstärkte Rümpfe sollen den extremen Bedingungen in der Polarregion standhalten. Der Elektro-Antrieb soll nach Angaben von Hurtigruten den jetzigen Kohlenstoffdioxid-Ausstoß um 20 Prozent verringern.

Auch die Innenausstattung soll den Passagieren ein Gefühl von Nachhaltigkeit geben. Dafür wurden typisch skandinavische Materialen wie Granit, Wolle und Birke verbaut. Das Highlight: ein Aussichtsdeck für alle Hobby-Polarforscher.

Benannt ist das Schiff übrigens nach dem norwegischen Seemann und Polarforscher Roald Amundsen, der Anfang des vergangenen Jahrhunderts die Arktis und die Antarktis durchquerte und sogar den südlichsten Punkt der Welt erreichte.

Kreuzfahrten belasten Umwelt

Ein Umdenken in der Schifffahrt ist dringend notwendig: Noch immer fahren die meisten Schiffe mit Schweröl. Bei dieser Verbrennung im Motor entstehen dann umweltbelastende Stickoxide. Der Nabu kritisiert die boomende Kreuzfahrt-Branche und stellt jedes Jahr ein Ranking der dreckigsten Kreuzfahrtschiffe auf.

Mit jeder Kreuzfahrt wandern auf dein CO2-Emmissionskonto 2.000 bis 6.000 Kilogramm. Deutlich zu viel, erklärt das Umweltbundesamt: Pro Jahr sollte der Pro-Kopf-Ausstoß bei gerade einmal 1.000 Kilogramm liegen.

Hurtigruten ist zurzeit noch Vorreiter für umweltfreundliche Kreuzfahrten, allerdings müssen auch alle anderen Reederein umrüsten. Der Grund: Norwegen verbannt ab 2026 alle Kreuzfahrtschiffe, die nicht mit Hybrid oder Gas fahren.