Warth-Schröcken: Europas schneereichstes Ski-Gebiet!
Im österreichischen Warth-Schröcken finden Tiefschneefahrer ihr Glück auch jenseits der Pisten. Das Beste: Die Region zwischen Arlberg, Lechtal und Bregenzer Wald ist die schneereichste in ganz Europa.
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Klar, Alpin-Skiläufer kennen den Arlberg. Natürlich auch Lech, Zürs, Sankt Anton. Aber Warth-Schröcken? Von dem sperrigen Namen sollte man sich nicht abschrecken lassen: Denn das kleine Skigebiet (68 Pistenkilometer) zwischen Arlberg, Lechtal und Bregenzer Wald hat einiges zu bieten.
Stärkstes Argument ist natürlich der Schnee. Elf Meter davon fallen hier trotz nur einer mittelmäßigen Höhe von 1500 bis 2050 Metern im Durchschnitt pro Saison. Das ist europaweit Spitze. Als wir in Warth waren, machte feinster Neuschnee das Testwochenende zum Free-ride-Fest.
In dem kleinen Gebiet unterm 2416 Meter hohen Karhorn tut man einiges dafür, dass dieses Fahren abseits der Piste mit größtmöglicher Sicherheit ein Vergnügen wird: Auf einer Übungsanlage kann man täglich den Umgang mit Lawinenverschüttetensuchgeräten (LVS) lernen. In Zusammenarbeit mit dem „Snow Avalanche Awareness Camp“ (SAAC), einem 1998 von einem Bergführer und einem Snowboarder gegründeten Verein, gibt es in Warth-Schröcken außerdem mehrtägige Spezialkurse. Das Camp, eines von 25 in ganz Österreich, hat es sich zur Aufgabe gemacht, Snowboarder und Skifahrer für die (Lawinen-)Gefahren zu sensibilisieren, die ein Freeride jenseits der Pisten in sich birgt. Das Erste, was der Franz von der Skischule Schröcken kontrolliert, als wir in den Tiefschneehang queren, ist dann auch, ob jeder einen funktionierenden Piepser unter seiner Thermojacke trägt – und ob jeder auch weiß, wie man damit umgeht.
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„Nicht zu viel Rücklage!“
Wie man mit den Skiern im Gelände umgeht, weiß der Franz auch: „Nicht zu viel Rücklage! Oberkörper ruhiger! Hopp, hopp!“ Aber die Expertenbegleitung lohnt sich nicht nur, weil sie einen kritisch-konstruktiven Blick auf die Technik der Hinterherfahrer hat – es ist einfach auch sehr angenehm, sich keine Sorgen um die Auswahl der richtigen Hänge zu machen. Man genießt die Abfahrt im Tiefschnee – und kommt am Ende immer wieder in Liftnähe auf die Piste.
So vorbereitet wagen wir uns am nächsten Tag auf die Pfarrer-Müller-Tour: Der Geistliche Johann Müller, nach dem die Strecke benannt ist, war 1894 der erste Skifahrer der Region. Im wieder einmal schneereichen Winter rutschte er mit dortzulande noch unbekannten, merkwürdigen Brettern von Warth nach Lech und zurück. Müller hatte in einer Zeitung von dieser skandinavischen Art der Fortbewegung gelesen, sich dann ein Paar „Schwedische“ bestellt und mit den Brettern erst einmal heimlich im Pfarrhof geübt. Im Hier und Jetzt gibt es ihm zu Ehren seit dieser Saison eine anspruchsvolle, geführte Tagestiefschneerundfahrt.
Unser Skilehrer heißt bei dieser Tour nun Hubert – und mit Nachnamen Strolz. Der ist Vize der Skischule Warth und Olympiasieger in der Kombination sowie Silbermedaillengewinner im Riesenslalom der Winterspiele von Calgary 1988. Zügig führt er uns durch die tief verschneite Traverse am Warther Horn. Bei der original Müller-Tour geht es anfangs statt horizontal sogar noch steil bergauf bis zum Sattel auf 2200 Meter. „In einer halben Stunde ist man da ganz leicht oben“, sagt Hubert.
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Kein Lift, keine Piste
Die schweißtreibende Langlaufarbeit wird bald belohnt: vor uns ein Überfluss an unberührtem Tiefschnee, kein Lift und keine Piste weit und breit, unten im Tal ganz klein liegt Lech. Und als der Ruhepuls langsam wieder zurückkehrt, stört nicht mal mehr mein lautes Atmen diese wunderbare Stille. Jetzt noch ein paar Spuren in den Hang zeichnen, die mit viel gutem Willen denen von Hubert ein bisschen ähneln – viel besser geht es nicht, zumindest für einen durchschnittlichen norddeutschen Skiläufer.
Da stört es kaum, dass im Tal wieder ein bisschen Stapfen angesagt ist, bis die erste Skibushaltestelle von Lech erreicht ist. Schließlich geht es dann in dem Nobel-Skiort noch einmal mit den Bergbahnen aufwärts – um zum Abschluss weitere rund 1000 traumhafte Tiefschnee-Höhenmeter hinab vom Mohnenfluhsattel zurück nach Warth-Schröcken geschenkt zu bekommen.
Warth-Schröcken: Aus klein mach groß
Trotz aller Beschaulichkeit, die Tourismusexperten von Warth-Schröcken haben den Blick fest in die Zukunft gerichtet. Warth-Schröcken und Lech haben zwölf Millionen Euro in eine neue Liftanlage investiert. Der „Auenfeldjet“ verknüpft die beiden Gebiete mit dem ganzen Komfort des modernen Skitourismus. Im Angebot sind nun mehr als 190 Pistenkilometer. Damit nicht genug. Die neue Skigebietsverbindung Zürs mit Stuben-Rauz verbindet nun ab Winter 2016/17 alle Orte am Arlberg!