Wer 300 Kilogramm am Tag futtert, muss beizeiten loslegen. Ihr 18-Stunden-Mampf-Marathon beginnt für die Elefanten im Nationalpark Tarangire auf dem Rasen vor der Lodge. Nach dem ersten Frühstück ziehen die Dickhäuter zum Suhlen Richtung Flussbett. Mehr als 20 Tiere gehören zu der Gruppe, die durch erfahrene Kühe gesichert wird. Mit ihren massigen Körpern geben die runzligen Riesinnen den Jungen Deckung. Hier ist Erziehung Frauensache. Die Bullen gehen eigene Wege. Nur zur Paarung verlassen sie ihre Junggesellenherden und machen zeitweise auf Familie. Die zwei Geländewagen sind den Tieren nicht ganz geheuer. Eine Jungkuh droht den Fremden mit erhobenem Rüssel. Anfängerfehler. Unterdessen leiten die Alten den grauen Clan sicher über den Weg. Dass sie dabei mit den Ohren schlackern, ist kein Zeichen von Aufregung. Durch die zahlreichen Adern auf der Rückseite fließt Blut, das beim Wedeln gekühlt wird.

Eine Schlammschlacht nach dem Trinkgelage

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Erfrischung verschafft das Bad im Fluss. Sofort haben die Tiere die Nase voll: Bis zwölf Liter Wasser fasst ihr Rüssel. Der muskulöse Schlauch ist universell einsetzbar. Zum Tasten, Greifen, Atmen, Trinken oder Duschen. Mit seinen 100 Kilogramm kann er aber auch so belastend sein, dass ältere Bullen ihn einfach mal auf den Stoßzähnen ablegen.

Auf das Trinkgelage folgt eine Schlammschlacht. Für Elefanten gibt’s nichts Schöneres. Ihre Haut ist zwei Zentimeter dick, aber sehr empfindlich. Der Schlamm schützt vor Sonnenbrand und lästigen Parasiten. Wenn die Kruste in der Hitze bröckelt, holen sie sich einfach eine neue Packung. Wellness kann so günstig sein.

Gefährliche Wasserstelle

Das gegenüberliegende Ufer zeigt deutliche Erosionsspuren. Nach dem großen Regen schwillt der Tarangire zu einem reißenden Strom an. In der Trockenzeit bleibt nur ein Rinnsal – viel Bett mit wenig Fluss.

Der Tarangire ist die Lebensader des gleichnamigen Nationalparks. Wenn im Sommer ringsum nur noch Heu auf dem Halm steht, spendet er weiter frisches Grün. Dann tummeln sich hier 3500 bis 4000 Elefanten. Auf einer Fläche, die nur dreimal so groß ist wie Berlin.

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Am Abend kreuzen sich die Wege der Zwei- und Vierbeiner erneut. Während die einen bei einem Drink den Sonnenuntergang genießen, nehmen die anderen den Rüssel noch einmal ordentlich voll. Zufriedenes Grummeln dringt von der Wasserstelle zur Lodge herüber. Dann verschwinden die Dickhäuter im Busch. Das große Fressen geht weiter – bis tief in die Nacht.

Selbst die Serengeti ist jetzt blond. Das trockene Gras steht kniehoch. Gute Deckung für die Löwen. Die brauchen sie auch, denn Beute ist rar. Gnus und Zebras haben die Ebene längst verlassen. Der Hunger treibt sie – erst Richtung Westen, dann in den Norden. Im Uhrzeigersinn trotten sie dem Regen hinterher. Im Mai startet der große Treck. „Great Migration“, also große Wanderung, sagen die Experten dazu. Bis zum Horizont nur Fell an Fell: vornweg die Gestreiften, dann die Braunen. Sie sind ein gutes Team. Zebras sehen besser und fressen auch Gras minderer Qualität. Gnus haben einen exzellenten Geruchssinn und bevorzugen eher zartes Grün.

Die letzte große Tier-Wanderung

Bis in die Maasai Mara nach Kenia wandern die endlosen Herden. Zwei Millionen Tiere, drei Viertel davon Gnus. Die etwas trottelig wirkenden Wiederkäuer haben das Nomadenleben perfektioniert. Wenn die südliche Serengeti nach der kleinen Regenzeit im Dezember zum Schlaraffenland für Grasfresser wird, sind sie zurück. Dann beginnt die Wurfsaison. In nur drei Wochen kommen alle Kälber zur Welt. Mehr als 8000 pro Tag. Schon nach wenigen Minuten stehen die Kleinen, nach einer Stunde sprinten sie bereits umher. Gnunachwuchs wächst 20-mal schneller als unserer. Und das ist auch gut so, denn schon im Mai müssen die Jungen mit den Alten losmarschieren.

Es ist die letzte große Tierwanderung auf Erden.