Wenn auf der Weltreise (fast) alles schiefgeht
Vulkanausbruch, Zyklon, Krankenhaus, Kreditkarten gesperrt, Kameras geschrottet – auf Lucys Weltreise ist so einiges richtig schiefgelaufen. Dem reisereporter erzählt sie ihre Chronologie der Pannen.
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Klares, blaues Meer, weiße, leere Strände, beste Aussicht von den höchsten Bergen dieser Welt, strahlende Gesichter: Beim Scrollen durch den Insta-Feed sieht es so aus, als wäre jede Reise einfach nur eines: perfekt!
Auch Lucy Hertel erwartete genau das von ihrer Weltreise, zu der sie Ende Oktober 2017 allein aufbrach. Sie bereiste sieben Länder in acht Monaten und erwartete in jedem das Paradies. Doch es kam ganz anders.
Lucys Weltreise war geprägt von Pech und Pannen
Bereits der Aufenthalt auf Bali, ihrem ersten Ziel, endete für die 27-Jährige aus Heppenheim in einer Katastrophe, erzählt sie dem reisereporter: „Ich saß fest, weil der Gunung Agung ausgebrochen ist. Alle Airports waren geschlossen, ich kam so nicht weg. Aber ich musste. Mein Visum lief ab, und ich musste nach Neuseeland, weil dort meine Familie und mein Freund auf mich warteten. Ich musste also zu einem Flughafen.“
Den gab es auf der Nachbarinsel Java – doch mit Bus und Fähre (und viel Stau, weil viele andere dieselbe Idee hatten) dauerte die Fahrt dorthin 20 Stunden. Es folgten weitere 30 Stunden Flug mit dreimal Umsteigen. „Und ich musste alles selbst zahlen“, so Lucy.
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In Neuseeland kam sie mit Beinschmerzen an und dachte direkt an Thrombose. „Ich fuhr ins Krankenhaus, bezahlte 150 Euro und erfuhr dann, dass alles halb so wild war, es war nur ein Nerv eingeklemmt.“
Die Rechnung konnte sie noch mit der Kreditkarte zahlen, doch einige Zeit später ging damit nichts mehr – gesperrt! „Die Bank hat das auf Verdacht gemacht, das passierte mir im dritten Land Australien noch mal“, erzählt die 27-Jährige. Kosten für die Telefonate mit der Bank in Deutschland: 100 Euro.
Und das Wetter machte Lucy weiterhin zu schaffen: Ihre lang ersehnte Delfintour in Kaikoura wurde wegen starkerRegenfälle abgesagt, bei der Alternativtour folgte der Technik-Super-GAU: „Mein Freund und ich haben Seerobben auf einer Landzunge beobachtet und nicht gemerkt, wie schnell die Flut kam.“
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Plötzlich waren sie eingeschlossen vom Wasser. Die einzige Chance: Gut 20 Meter bis zum Land schwimmen. „Wir haben versucht, Drohne, Kameras und Handys hochzuhalten, aber das hat nicht geklappt. Alles war hinüber.“ Immerhin: Ihr Freund schickte ihr, zurück in Deutschland, neue Technik nach Australien.
Zyklon sorgt für Chaos in Australien und auf den Fidschis
Dort wurde es für Lucy aber nicht besser: Das Auto, das sie mit einer Bekannten mietete, hatte insgesamt viermal eine Panne und wäre zu guter Letzt fast untergegangen. „In Cairns erwischte uns ein heftiger Zyklon. Alle Straßen wurden geflutet und das Parkhaus, in dem wir standen, lief mit Wasser voll. Wir konnten gerade noch mit dem Wagen flüchten, als es bereits kniehoch stand.“ Durch den Zyklon fiel außerdem die lang ersehnte Tauchtour zum Great Barrier Reef flach.
Desaster in Cairns: Das Parkhaus, in dem Lucy und ihre Bekannte standen, lief mit Wasser voll.
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Zum exklusiven GutscheinUnd ein zweiter Zyklon traf Lucy auch am nächsten Ziel: Fidschi. „Mehrere Inseln, die ich besichtigen wollte, wurden evakuiert. Geld habe ich nicht zurückbekommen. Ich harrte also einfach auf der Hauptinsel aus. Meine gebuchte Tauchtour mit Haien wurde ebenfalls gecancelt, ich bekam kein Geld zurück.“
Ich hatte das Gefühl, einfach nicht mehr weiterzukönnen.
Es war Mitte April 2018 und Lucy auf dem absoluten Tiefpunkt. „Ich hatte das Gefühl, einfach nicht mehr weiterzukönnen. Durch all die Pannen hatte ich 3.000 Euro verloren.“
Sie wandte sich in ihrer Verzweiflung auf Facebook an die Reisecommunity: „Ich habe das Gefühl, die ganze Reise macht keinen Sinn mehr, weil ich nur mein ganzes Geld verschwende, aber nichts Positives bekomme. Es ist so frustrierend und deprimierend. Ich weiß nicht, ob ich nun abbrechen oder weitermachen soll. Ich rechne schon fest damit, dass mir bald noch etwas geklaut wird oder ich Bettwanzen habe. Davon wurde ich bisher verschont.“
Die Resonanz auf den Beitrag war groß, und Lucy merkte, dass sie trotz all der Hochglanzfotos nicht allein war. Viele Mitglieder der Community berichteten von ähnlichen Erlebnissen. Doch das bliebe meist im Verborgenen, so ein User: „Alle berichten immer nur die tollen Sachen, damit sie beneidet werden.“
In Vietnam und Malaysia folgten die Bettwanzen
Mit solchen Posts baute die Community Lucy auf, die Mitglieder hatten auch viele Ratschläge parat: „Die Schönheit vieler Dinge finden sich im Kleinen und nicht im Großen“, „Du solltest einfach deine To-d-Liste wegschmeißen“, „In der Regel ergibt sich aus einer Panne eine Gelegenheit“ oder „Lass dich mehr treiben und plane nicht jeden Tag strikt durch“.
Bei Lucy machte es Klick und sie begann, gelassener zu werden. Und obwohl auf der weiteren Reise – nach Vietnam, Singapur, Malaysia – bei Weitem nicht alles glattging (mit den Bettwanzen machte sie dann doch noch zweimal Bekanntschaft), ließ sie sich davon nicht mehr die gesamte Zeit verderben.
In Vietnam und Malaysia machte Lucy zweimal Bekanntschaft mit Bettwanzen.
„Obwohl ziemlich viel Mist passiert ist, hatte ich eine tolle Reise“, sagt sie heute, gut einen Monat nach ihrer Rückkehr. Besonders im Gedächtnis geblieben sei ihr das Schwimmen mit Mantas und das leuchtende Plankton in Tasmanien. „Das war einfach wunderschön!“
Und auch die nächsten Reisen sind schon in Planung: Die Philippinen und die Bahamas stehen ganz weit oben auf der Liste. Hoffentlich dann mit weniger Pleiten, Pech und Pannen.