1. Das Hufgeklapper von Juist

Wer eine der Ostfriesischen Inseln ansteuert, entflieht dem Alltag spätestens mit dem Betreten der Fähre. Nach Juist fährt sie von Norddeich aus tideabhängig, was Tagesbesucher abschreckt und Urlaubern eine besondere Ruhe beschert. Diese ist auf dem langgestreckten autofreien Eiland förmlich zu hören: Nur das Hufgeklapper der Kutschpferde durchbricht gelegentlich die Stille. Die Pferdewagen transportieren die Koffer der Reisenden zur Unterkunft und holen morgens Hotelwäsche und Müll ab. Beliebtes Ziel für Spaziergänger und Radfahrer ist der Hammersee inmitten der Dünenlandschaft westlich des Ortes. Auf der Insel Spiekeroog, die durch ihren idyllischen Dorfkern besticht, geht es ähnlich beschaulich zu. Anstelle der Pferde sind hier elektrobetriebene Fahrzeuge im Einsatz.   

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2. Die Schnucken in der Heide

Die Lüneburger Heide, lange als Rentnerreiseziel verschrien, zieht neuerdings verstärkt auch junge Touristen an – nicht zuletzt wegen der Freizeitparks wie dem Heidepark Soltau. In der dünn besiedelten Region lässt es sich wunderbar wandern und radfahren. Im Sommer verzaubern die rot-violetten Blüten der Besenheide die hügelige Landschaft im Naturschutzgebiet. Die Blütezeit variiert mit dem Wetter, als Faustregel gilt: 8.8. bis 9.9. Rund um den Wilseder Berg, mit 169 Metern höchste Erhebung, wird es dann voll. Beschaulicher geht es in den ebenfalls von Naturschützern gepflegten Heideflächen bei Schneverdingen und Neuenkirchen im Heidekreis oder rund um Müden und Hermannsburg im Kreis Celle zu. Vielerorts werden Kutschfahrten angeboten. Abpassen sollte man den Eintrieb der riesigen blökenden Heidschnuckenherden am Abend, wie er Besuchern beispielsweise am Schäferhof Neuenkirchen geboten wird.

3. Die Rundlinge im Wendland

Mit den Rundlingen ist eine slawische Siedlungsform aus dem Mittelalter im Wendland besonders gut erhalten. Jede Höfegruppe ist um einen runden oder ovalen Platz angeordnet, der über nur einen Zugang zu erreichen ist. Ganz unter Denkmalschutz steht Satemin, rund drei Kilometer westlich von Lüchow. Das Dorf ist mit Vierständerhäusern auf ursprünglich zwölf Hufen der größte wendländische Rundling. Besonders lohnt sich ein Besuch im Kreis Lüchow-Dannenberg jedes Jahr zwischen Himmelfahrt und Pfingsten. Bei der „Kulturellen Landpartie“ kann man dann von Konzert zu Ausstellung radeln und zwischendurch in einem der vielen Hofcafés der Anti-Atom-Szene einkehren. Satemin bietet zu Pfingsten einen großen Kunsthandwerkermarkt an. Schöner Abstecher: Hitzacker an der Elbe mit Altstadt auf einer Insel.

4. Der Harzer Hexenstieg

Zugegeben: Der schönste Teil des Harzer Hexenstiegs verläuft im Nachbarland Sachsen-Anhalt. Dort liegt das Bodetal, eine wildromantische Schlucht in der Nähe von Thale – ebenso wie der legendäre, zur DDR-Zeit unzugängliche Brocken. Doch auch der niedersächsische Teil des Wanderwegs, mit einem Hexensymbol gut gekennzeichnet, ist zu Recht sehr beliebt. Die Hauptstrecke führt von Osterode über Altenau nach Torfhaus und zeigt das Mittelgebirge in seiner Vielfalt. Wer den Brocken umgehen möchte, wandert ab Torfhaus an St. Andreasberg vorbei über Braunlage nach Königshütte. In Torfhaus lohnt sich ein Rundgang durch das Besucherzentrum mit zum Teil kindgerecht aufbereiteten Informationen zum Nationalpark. Vom Besucherzentrum aus bietet der Umweltverband BUND Exkursionen auch für Familien an. Ein besonders anregendes Erlebnis sind die Barfußwanderungen.

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5. Der Rattenfänger von Hameln

Die Weserrenaissancestadt Hameln lässt sich gut auf den Spuren des berühmten Rattenfängers erkunden. Von April bis Oktober kann man sich einem Stadtführer in Gestalt der weltbekannten Sagenfigur anschließen. Neben den Tatorten von 1284, als die Hamelner Kinder entführt worden sein sollen, fallen die Blicke auf die schönsten Gebäude und Winkel der Altstadt. Auch ohne Führung können sich Besucher am Rattenfänger-Figurenspiel erfreuen. Täglich um 13.05 Uhr, 15.35 Uhr und 17.35 Uhr dreht der Rattenfänger am Hochzeitshaus seine Runden. Um 9.35 Uhr lässt das Glockenspiel am Westgiebel des Gebäudes das Rattenfängerlied und um 11.35 Uhr das Weserlied erklingen. Von Mitte Mai bis Mitte September steht der Rattenfänger außerdem am Hochzeitshaus auf der Bühne. Jeden Sonntag um 12 Uhr präsentieren 80 Hamelner Bürger und Kinder die Rattenfängersage nach den Brüdern Grimm als Freilichtspiel auf der Terrasse. Für die Zuschauer aus aller Welt ist das halbstündige Spektakel kostenlos.

6. Das Schloss der Prinzessin in Celle

In die Kindheit der „Prinzessin von Ahlden“ können sich Besucher der Fachwerkstadt Celle in einem der schönsten Schlösser der Welfen versetzen. Das Schicksal der Herzogstochter Sophie Dorothea beschäftigte schon die Zeitgenossen der ausgehenden Barockzeit und bewegt bis heute. Die junge Frau wurde von ihrem Mann, dem späteren König Georg I. von England, für eine Affäre bestraft: Bis an ihr Lebensende verbannte er seine Frau ins abgelegene Heidedorf Ahlden. Beim Celler Schloss, in dem Sophie Dorothea aufwuchs, gehen Renaissance und Barock eine besondere Mischung ein. Der Besuch der Staatsgemächer und der Schlossküche ist Bestandteil von Schlossführungen. Neben dem Residenzmuseum beherbergt das Vierflügelgebäude das älteste heute noch bespielte Barocktheater Europas – im Sommer finden auch im Innenhof modern inszenierte (Shakespeare-)Aufführungen statt. Für den Besuch der angrenzenden Altstadt mit ihrer großen Zahl gut erhaltener Fachwerkhäuser sollte man genug Zeit einplanen. 

7. Lüneburg, die Hansestadt auf dem Salz

Ein so geschlossenes, mittelalterliches Stadtbild ist selten: Lüneburg blieb im Zweiten Weltkrieg unzerstört, die ganze Innenstadt ist von der Architektur der Backsteingotik geprägt. Ein Thema zieht sich durch die Stadtentwicklung: das Salz. Mehr als 1000 Jahre lang wurde in der Saline Salz gesiedet, im Mittelalter brachte der Handel mit dem „Weißen Gold“ die Hansestadt zu Ansehen. Erst 1980 beendete das letzte industriell betriebene Salzwerk seine Produktion. Im Deutschen Salzmuseum werden Geschichten rund ums Salz anschaulich erzählt. Die Kehrseite des Salzreichtums: Bis heute sinken Teile der Altstadt langsam in den Boden; Bewohner müssen ihre Häuser wegen Einsturzgefahr verlassen – unter ihnen tut sich buchstäblich ein Loch auf. In der Altstadt sollte man unbedingt das Rathaus am Marktplatz ansehen. Interessant ist auch ein Drehkran aus dem Mittelalter, Wahrzeichen der Stadt. Bei aller Historie bietet die Heidestadt reichlich Einkaufsgelegenheiten und ein lebendiges Flair, nicht zuletzt weil sie auch Unistadt ist. In letzter Zeit pilgern viele Fans einer Telenova nach Lüneburg: Im Hafen wird seit 2006 „Rote Rosen“ gedreht.

8. Die Schiffbauer in Papenburg

Ozeanriesen im Binnenland? In Papenburg im Emsland kann man sich davon überzeugen, dass das kein Widerspruch ist. In der Meyer-Werft werden Kreuzfahrtschiffe gebaut. Umweltschützer kritisieren, dass für die Überführung der Schiffe zur Nordsee immer wieder die kleine Ems aufgestaut werden muss. Wenn sich ein großer Pott durch das flache Land schiebt, gucken immer wieder Tausende fasziniert vom Ufer aus zu. Ansonsten können sich Interessierte beim Besucherzentrum der Werft für eine rund zweistündige Führung anmelden. Zu sehen sind 20 Schiffsmodelle, Original-Balkonkabinen und ein Propeller mit sechs Metern Durchmesser. Ein großes Fenster gibt den Blick in die Produktionshallen mit Baudock frei. Ein Besuch in der Schiffbaustadt Papenburg lässt sich bestens mit einer Radtour entlang der Kanäle im platten Emsland verbinden.

9. Die Grenzrelikte bei Helmstedt

Deutsch-deutsche Geschichte kann man sehr anschaulich ganz im Osten des Landes bei Helmstedt erleben. An der Autobahn 2 ist der ehemalige Grenzübergang Helmstedt-Marienborn als Gedenkstätte Deutsche Teilung erhalten; von Helmstedt aus ist er auch mit dem Rad zu erreichen. Der Blick auf Passkontrollraum und Kontrollgarage weckt bei älteren Besuchern Erinnerungen an mulmige Gefühle in muffigem Ambiente. Kinder und Jugendliche, die die DDR nie kennengelernt haben, erhalten auf unterhaltsame Weise Einblick in die Zeit der bis 1990 währenden Grenze. Zwölf Kilometer südlich von Helmstedt ist beim Flächendenkmal Hötensleben ein Stück der ehemaligen Grenzanlagen erhalten. Weiter nördlich in Zicherie-Böckwitz erinnert ein liebevoll betreutes kleines Grenzmuseum an das einst geteilte Dorf.

10. Göttingen, die Unistadt der Elite

Den offiziellen Elitestatus hat die Uni Göttingen 2012 zwar verloren. Doch die Georgia Augusta kann sich rühmen, seit Jahrhunderten Eliten hervorzubringen – auch ohne Teilnehmer der Exzellenzinitiative des Bundes zu sein. Heinrich Heine, Otto von Bismarck und Gerhard Schröder haben in Göttingen Jura studiert, Carl-Friedrich Gauß und Georg Christoph Lichtenberg Mathematik und Astronomie. Die älteste Hochschule Niedersachsens kann zahlreiche Nobelpreisträger vorweisen, darunter den Chemiker Otto Hahn. Auf die Spuren von Gauß kann man sich bei einer besonderen Stadtführung begeben, mit Besuch der Anfang des 19. Jahrhunderts gebauten Sternwarte. Individuell ansteuern lasssen sich die in der Altstadt verteilten historischen Unigebäude. Witziges Wahrzeichen der Stadt ist das Gänseliesel. Die Brunnenfigur auf dem Marktplatz wird einem Brauch zufolge von jungen Studenten geküsst und gilt als meistgeküsstes Mädchen der Welt. Zeuge noch einer weiteren Tradition kann man beim Gänseliesel werden: Frisch geprüfte Doktoranden besteigen den Brunnen und bekommen dort einen Blumenstrauß. Abends lockt die studentische Kneipenszene. Besonders urig: das „Trou“ in einem Gewölbekeller.