Calvi, die Hauptstadt der korsischen Balagne-Region ist chic wie Saint-Tropez, nur kleiner und nicht so mondän. Sie liegt an einer fünf Kilometer langen, sichelförmigen Bucht und zu Füßen einer jahrhundertealten Zitadelle – ein Postkartenmotiv!

Hinter der Stadt steigt ein imposanter Bergkamm empor, auf dessen Kuppen noch bis Mitte Juni Schnee liegt, während an den Sandstränden des Golfs von Calvi schon gebadet wird. Die pittoreske Altstadt durchziehen Gassen mit vielen Cafés und Restaurants – mündend auf einer Hafenpromenade, an der sich zahllose Segel- und Motorboote drängeln. 

Calvi ist nicht irgendeine korsische Stadt: Sie selbst hat sich zum Geburtsort des Amerika-Entdeckers Christoph Kolumbus erklärt. Genua? Von wegen. Immerhin war die Stadt fünf Jahrhunderte lang im Besitz der oberitalienischen Seerepublik, und die Bürger Calvis galten allesamt als Genuesen. Die Überreste des angeblichen Geburtshauses von Kolumbus sind heute noch in der Altstadt zu entdecken. Zerstört wurde es 1794 während einer englischen Belagerung. Bei der verlor übrigens der legendäre Admiral Horatio Nelson sein rechtes Auge, als ihn ein Kanonensplitter traf.

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Ein Drittel Korsikas ist Naturpark

Korsika hatte es eben schon damals vielen Mächten und Mächtigen angetan. Bereits den alten Griechen galt sie als schönste Insel. Sie nannten sie einfach nur „Kalliste“ – die Schöne. Heute kennt sie jeder Franzose als „Île de la Beauté“ – Insel der Schönheit. Kein Wunder: Korsika ist eines der letzten Naturparadiese im Mittelmeer – die Natur ist hier so unberührt wie fast nirgendwo sonst. Fast ein Drittel des Eilandes ist Naturpark – dazu gehört das hochalpine Landesinnere, die karibisch anmutenden Strände und die bizarre, oft mit alten genuesischen Wachtürmen bewehrte Felsenküste.

Seine 120 Zweitausender haben die Insel zu einem Magneten für Wanderer und Bergsteiger gemacht. Der Monte Cinto ist mit 2706 Metern der höchste korsische Berg. Der Monte Rotondo (2622 Meter) lockt mit einer in den Fels eingelassenen Biwakhütte auf dem Gipfel, und der Paglia Orba (2522 Meter) gilt mit seinen herausfordernden Steilrinnen als „Korsikas Matterhorn“.

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Doch was wäre Korsika ohne den blühenden Garten der Balagne? Entlang der Straßen und Wege duftet wild wuchernde Macchia, blühen Zistrosen, Lavendel, Thymian oder Blauer Mauerpfeffer. Stockmalven räkeln sich in der Sonne und roter Mohn leuchtet im Licht. Kastanienbäume, Steineichen und Olivenhaine huschen vorbei.

Mit dem Mountainbike auf Entdeckungstour

Am intensivsten erkundet man die Region mit dem Rad. Wer mit dem Montainbike etwa vom Col de Battaglia (1100 Meter) hinunter nach Belgodore (300 Meter) rollt, kommt auf der kurvenreichen Schussfahrt vorbei an 1000-jährigen Dörfern, wo korsische Lebensart bis heute bewahrt wird – vorbei an uralten Steinbrücken, romanischen Kapellen und Klöstern. Wie Adlerhorste schmiegen sich einige Dörfer an den Berg oder thronen wie San Antonino – eines der schönsten Dörfer Frankreichs – direkt auf 400 Metern Höhe obendrauf. Dazu das Blumen- und Künstlerdorf Pigna , das auf einem Felsvorsprung gebaut wurde. Oder Speluncato, das eine faszinierende Aussicht ins Reginu-Tal bietet. Und Montemaggiore, das auf einem schmalen Bergkamm errichtet wurde.

Es war vor allem die latente Piraten- und Malariagefahr an der sumpfigen Küste, die die Korsen damals ihre Dörfer auf die Berge setzen ließ. Auch wenn heute viele junge Korsen ihre Insel der Arbeit wegen verlassen haben, wird das Elternhaus in der Regel nicht verkauft. Diesem ehernen Gesetz ist es zu verdanken, dass die meisten Dörfer ihre Ursprünglichkeit bewahrt haben. Zum Glück!

Die Hausschweine auf Korsika gelten als Delikatesse: Sie ernähren sich ausschließlich von Eicheln und Bucheckern.

Und zum Glück gehört zweifellos auch die korsische Küche: Schinken vom halb wilden Hausschwein, das sich von Bucheckern und Eicheln ernährt hat und dessen Fleisch in Kastanienholz geräuchert wurde. Das ist nur lecker. Oder die mit Kräutern geräucherte Leberwurst Figatellu, Schafs- und Ziegenkäse aller Art und schließlich das Kastanienbier Pietra. Also warum muss man Korsika gesehen haben? Für Stephane Celeri-Spinosi, Restaurantbesitzer im Dorf Galeria, liegt die Antwort auf der Hand: „Meer, Berge, wilde Natur – und tolles Essen.“ Treffender kann man es nicht sagen.