Das Läuten einer Glocke gibt das Startzeichen. Langsam setzt sich die Lok der Zahnradbahn mit ihren Waggons in Bewegung. Quietschend graben sich die schweren Eisenzähne in die Zahnstangen und schieben die Waggons Meter für Meter nach oben.

Die Zahnradbahn Mount Washington Cog Railway von 1869 fährt auf den Gipfel des 1917 Meter hohen Mount Washington. Die Dampflokomotiven benötigen pro Fahrt etwa eine Tonne Kohle und fast 4.000 Liter Wasser.

An einem der spektakulärsten Streckenabschnitte beträgt die Steigung 37 Prozent. „Die vorderen Passagiere befinden sich an dieser Stelle etwa vier Meter höher als die hinteren“, berichtet Schaffner Joe, der während der Fahrt seine Gäste mit informativen Erklärungen über die Geschichte der Bahn, die White Mountains und die Besonderheiten Neuenglands unterhält.

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Nach fast einer Stunde ist das Ziel erreicht. Die Bahn ist auf der höchsten Erhebung im gesamten Nordosten der USA und dem weltweit windigsten Berg angekommen. Während es in Boston brütend heiß sein kann, liegt die Durchschnittstemperatur auf dem Mount Washington bei minus zehn Grad und der Wind erreicht an fast einhundert Tagen im Jahr Hurrikan-Stärke. Trotz des unberechenbaren Wetters gilt der Mount Washington als der Geburtsort des amerikanischen Tourismus.

Bei guter Sicht reicht der grandiose Fernblick bis zum etwa 150 Kilometer entfernten Atlantik. In das Landschaftsrelief mit Hügeln, üppigen Wäldern, rauschenden Flüssen und zahlreichen Seen schmiegen sich kleine Dörfer, deren Holzhäuser mit Veranda und Schaukelstühlen ein wenig europäisch wirken und daran erinnern, dass Neuengland früher von englischen Siedlern bewohnt war.

Der White Mountain National Forest ist der natürliche Lebensraum der Bären, Stinktiere und Elche, denen du bei Moose-Safaris oder auf einem der zahlreichen Wanderwege begegnen kannst. Der White Mountain Trail ist auch für Autofahrer eine herrliche Strecke. Mehr als 160 Kilometer schlängelt sich der Scenic Byway durch das Naturschutzgebiet.

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Hauptattraktion des Landes: der Lobster

Maines Küste ist ein Gewirr aus Felsen, Inseln und Fjorden. Der Acadia Nationalpark vereint den rauen Charme der amerikanischen Nordostküste. Der größte Teil des Parks liegt auf Mount Desert Island. Hauptort der Insel ist Bar Harbor. Zu den zahlreichen Freizeitmöglichkeiten gehören sämtliche Wassersportarten.

Beim Ocean-Kayaking erleben die Touristen das Naturschutzgebiet zum Beispiel aus der Froschperspektive: Während der Weißkopfseeadler sein Nest auf einer kleinen vorgelagerten Insel ansteuert, können die Paddler fast von der Wasserlinie aus andere Boote betrachten.

Einen guten Eindruck von der zerklüfteten Küstenlinie mit den vielen malerischen Häusern aus dem 18. und 19. Jahrhundert bekommen Reisende, die die Route an Camden und Rockport vorbei bis nach Portland fahren. Die größte Stadt Maines mit ihren gepflasterten Bürgersteigen, viktorianischen Gebäuden, kleinen Boutiquen, Pubs und Cafés bietet viele Einkehrmöglichkeiten mit der kulinarischen Hauptattraktion des Landes – dem Lobster.

Der Hummer ist als inoffizielles Wappentier auf Fahnen, T-Shirts oder als Stofftier fast überall präsent. Den Star der Ostküste gibt es in Portland nicht nur in Edelrestaurants oder Feinkostläden. Hummer stehen in jedem besseren Imbiss auf der Speisekarte. Serviert wird die Delikatesse in sämtlichen Variationen – knackfrisch direkt vom Hummerkutter bis zum Burger.

Mit der „Nova Star“ nach Yarmouth in Kanada

Im Sommer nehmen die Fischer auch gern Touristen auf Schnuppertouren mit. „Man weiß nie, was sich in der Falle befindet. Es ist immer wieder so ein Gefühl, als wolle man einen Schatz heben“, erklärt Kapitän Tom Martin, der bereits seit 30 Jahren dem Hummerfang nachgeht. Insgesamt 800 Käfige, deren Plätze durch die auf dem Wasser tanzenden Hummerbojen markiert sind, hat er vor der Küste Portlands deponiert. Seine Gäste dürfen wie die echten Fischer während der Fahrt auf seinem Hummerboot orange Schürzen und Gummihandschuhe tragen. „Das schützt die Kleidung“, erklärt der Kapitän.

Mit Schiffen ist auch die kanadische Provinz Nova Scotia von Portland aus schnell erreichbar. Die „Nova Star“ bringt ihre Passagiere über Nacht nach Yarmouth. Auch in Nova Scotia mit den langen, schroffen Küsten, feinen Sandstränden, dunkelgrünen Wäldern, malerischen Fischerdörfern und zahlreichen Leuchttürmen herrscht maritimes Flair.

Bunte Holzhäuser in Lunenburg

Die kleine Hafenstadt Lunenburg ist wegen ihrer langen Fischerei- und Schiffsbautradition und wegen der markanten bunten Holzhäuser und Kapitänsvillen bekannt. Sie ist Kanadas älteste deutsche Siedlung und gehört seit 1995 zum Weltkulturerbe. Benannt wurde Lunenburg zu Ehren König Georgs II von Großbritannien und Kurfürst von Braunschweig-Lüneburg. In der Stadt wurde die bekannte „Bounty“ für den Film „Meuterei auf der Bounty“ gebaut.

Holz und seine Verarbeitung spielen eine große Rolle in Nova Scotia. Familie Hudson betreibt in fünfter Generation ein Sägewerk am wilden Barrington River. Darren Hudson, sechsfacher Weltmeister in der Disziplin Logrolling – das Balancieren auf einem Baumstamm, der im Wasser treibt –, lädt außerdem zu Kursen in sein Holzfällercamp in dem kleinen Dorf Barrington ein. Mit viel Humor erklärt der Fachmann den Teilnehmern der Kurse seiner Lumberjack AXEperience zum Beispiel die besten Handgriffe im Umgang mit der Säge, wie du eine Axt zum Baumklettern nutzt und natürlich das Logrolling.

„Man muss schon etwas aufpassen. Eigentlich kann dann nichts passieren. An meinem Körper gibt es bisher nur 89 Stiche. Mit fast 50 Stichen ist meine Oberlippe genäht worden. Das passierte mir, als die Axt aus meiner Hand rutschte und mich selbst traf“, erklärt der kanadische Weltmeister in seinem Outdoor Trainingslager.

Zu den sehenswerten Zielen in der kanadischen Provinz zählt auch der Kejimkujik Nationalpark mit seltenen Pflanzen wie Sonnentau und Orchideen und Tieren wie Meeresschildkröten, Seehunden und Schwarzbären. Nova Scotia hat auch nachts seinen Reiz. Zum Beispiel, wenn du mit Rebecca Greer unterwegs bist. Die Mitarbeiterin der Trout Point Lodge, dem weltweit ersten zertifizierten Starlight Hotel, in der Tobeatic Wilderness Area kennt fast jeden Stern am Himmel.

Wenn der Nachthimmel ganz klar ist und der Mond nicht scheint, führt sie die Besucher zu einer großen Holzplattform. Stimmen die Wetterbedingungen, sehen die an einem der dunkelsten und klarsten Himmel für astronomische Beobachtungen in Nordamerika ein Firmament mit höchster Leuchtkraft. Ein weiterer Höhepunkt der Reise.