Island erwartet für dieses Jahr insgesamt 2,2 Millionen Touristen, 2016 waren es 1,7 Millionen – das ist eine Zunahme um etwa 30 Prozent. Diesen Touristenmassen stehen nur 330.000 Einwohner gegenüber. Im Sommer ist einer von fünf Menschen im Land ein Tourist, so ein Ergebnis des Tourismus-Berichtes der isländischen Bank Islandsbanki.

Noch begrüßen die Isländer die Touristenmassen freundlich, doch die Stimmung droht offenbar zu kippen. „Untersuchungen haben ergeben, dass es inzwischen eine gewisse negative Einstellung gibt“, sagt Inga Hlín Pálsdóttir, die Leiterin von Visit Iceland, dem reisereporter. Das gelte vor allem für Touristenzentren und für die Hochsaison.

Die erhöhte Belastung sei aufgrund der Lage des internationalen Flughafens Keflavik am deutlichsten im südwestlichen Teil des Landes zu spüren, in der Hauptstadt Reykjavik und in der umliegenden Region. 

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Isländer beschweren sich über Zerstörung der Natur

Einheimische beschweren sich vor allem über Vandalismus, Zerstörungen in der Natur, die Einführung von Eintrittsgeldern für Nationalparks, steigende Preise und Hotelbaustellen.

Fotos vom Fehlverhalten der Urlauber posten Isländer unter anderem in der Facebook-Gruppe „Bakland Ferðaþjónustunnar“. Verbotenes Wildcampen ist etwa ein Problem, Warnhinweise sowie Absperrungen werden ignoriert, um bessere Fotos machen zu können.

Zuletzt empörten sich Naturschützer darüber, dass Touristen das isländische Moos beschädigen – sie bildeten Wörter, indem sie es buchstabenförmig ausrissen, oder verwendeten es zum Abdecken ihrer Zelte.

Der Tourismus habe aber auch positive Seiten, sagt Pálsdóttir. Unter anderem gebe es im ganzen Land „neue Restaurants und mehr Möglichkeiten für kulturelle Aktivitäten“.

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Ohne Tourismus geht es nicht

Und ohne Tourismus würde es auch gar nicht gehen – er ist der zweitgrößte Wirtschaftszweig der Insel. Urlauber bringen fast 40 Prozent der isländischen Deviseneinnahmen, so Pálsdóttir. Fast 14 Prozent der Isländer arbeiten im Tourismusbereich.

„Die große Herausforderung ist es, die Gewinne aus dem Tourismus für die Bevölkerung zu maximieren und gleichzeitig die natürlichen und kulturellen Schätze zu schützen“, sagt Pálsdóttir.

Die isländische Regierung und der isländische Verband der Reiseindustrie haben daher einen Fahrplan für die kommenden Jahre erarbeitet. Die größten Arbeitsbereiche sind demnach: Koordinierung des Tourismusmanagements, positive Besuchererlebnisse, Förderung des Naturschutzes und Verteilung der Touristen.

Island will auch im Winter Touristen anlocken

Konkret bedeutet das: Urlauber sollen das ganze Jahr über kommen – auch im Winter – und das komplette Land bereisen, nicht nur den Südwesten um die Hauptstadt Reykjavik. Es sei ein Routenentwicklungsfonds eingerichtet worden, um direkte internationale Flüge zu den Airports im Norden und Osten des Landes zu fördern, so Pálsdóttir. 

Zudem sei es ein großes Anliegen, „die Besucher vor und während ihres Aufenthaltes besser über die zerbrechliche Natur Islands, verantwortungsvolles Reiseverhalten und die lokale Kultur zu informieren“.

Das isländische Tourismusministerium hat einen Nachhaltigkeitsschwur inszeniert. Er soll Urlauber dahingehend sensibilisieren, vorsichtiger zu sein. Er enthält unter anderem die Sätze „Ich verspreche, ein verantwortlicher Tourist zu sein. Wenn ich neue Orte erkunde, verlasse ich sie so, wie ich sie vorgefunden habe“ und „Ich mache Fotos, für die man sterben würde, ohne dass ich dafür sterben will“. Bisher haben rund 32.000 Unterstützer unterzeichnet.