Jetzt haben wir die Cold-Feet-Abfahrt mit heißem Kopf bewältigt und stehen am Starthäuschen des Black Forest Nastar Public Race. Ein Skivolkslauf – für Leute, die ihre Grenzen kennenlernen wollen. „Six Bucks“, fordert der Helfer an der Zeitmessung. 6 Dollar, umgerechnet 5 Euro, kostet der Vergleich mit der Olympiasiegerin. Vonn hat eine Zeit vorgegeben, die den Unterschied zwischen Skiprofi und Hobbyfahrer in den Schnee brennt.

Skifahren wie die Profis

Dreimal fand die Ski-WM schon in Vail statt (1989, 1999, 2015) –, dort, wo auch Slalom-Superstar Mikaela Shiffrin lebt. Zuletzt war das nahe gelegene Beaver Creek dran. Den Namen hat der 1980 am Reißbrett entworfene Ort von den Bibern, die hier am Flüsschen immer noch ihre Dämme bauen.

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Die WM-Speed-Rennen der Männer wurden dabei wie 1999 auf der Piste "Birds of Prey" (Raubvögel)  ausgetragen. Nach der legendären „Streif“ aus Kitzbühel gilt sie als anspruchsvollste Rennstrecke der Welt, was wir gerne bestätigen, als wir dort oben stehen und uns die Augen reiben. Da müssten wir als Ski-Normalo schon „einen Vogel haben“, um uns mit Volldampf herunterzustürzen. Immer schön langsam, die ganze Breite ausnutzen und Päuschen einlegen, dann kommen wir auch gesund unten an. 

So schaffen wir auch die neue Raptor-Piste, die noch steiler ist und für die Rennen der Frauen gebaut wurde. Das Ziel ist jedoch für alle gleich – die Rennen enden im Red Tail Stadium von Beaver Creek, dem besonderen Skiort mit den berühmten Bewohnern. Hollywood hat nämlich im Vail Valley eine kleine Filiale, Orlando Bloom und Justin Timberlake etwa haben sich Häuser gekauft.

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Beheizte Fußgängerzone

Promis, Luxus und einzigartige Skibedingungen, die du in den Alpen nicht vorfindest – das ist die Bibermischung. Der Damm, den du überwinden musst, ist das Einkommen, das du benötigst, um dir das auch leisten zu können. Es bekommt dafür auch keiner kalte Füße – die Fußgängerzone ist beheizt, Förderbänder bringen die Gäste zu den Talstationen, die Rolltreppen sind überdacht.  

Zu bestimmten Zeiten verteilen Helfer Cookies vom Silbertablett, in den Berghütten am Eingang gibt es immer Schnupftücher. In der „C Bar“ an der Talstation läutet um halb vier die Glocke zum täglichen „Champagne Toast“. Wer durch den legendären Champagnerpuder pflügt, soll ihn schließlich auch genießen. Aber Vorsicht, dieser Schampus macht süchtig – er ist „extra dry“. Die geringe Luftfeuchtigkeit in der Höhe macht es möglich – dieser unglaublich leichte, trockene Schnee perlt nur so ab vom Ski am Vail-Mountain, dem mit zwölf Kilometern Ausdehnung größten Skiberg Nordamerikas.

Das Beste ist dabei seine Rückseite mit den Black Bowls. Sieben baumfreie Talschüsseln formen das ultimative Tiefschneegebiet. Gesichertes, aber nicht präpariertes Gelände ohne Lawinenangst – und du landest immer bei einer Liftstation. Selbst nach fünf schneelosen Tagen findet sich in diesem Tiefschneegewirr noch unberührter Puder.

Durchatmen beim Après-Ski fällt da schon leichter. Das geht auch weniger auf die Lunge als auf den Geldbeutel. Im Motorschlitten etwa von Beaver Creek hoch ins schicke Bergrestaurant Beano’s Cabin, das nur abends für Nichtmitglieder geöffnet hat. Mitglied kannst du für umgerechnet 33.000 Euro werden. Austern in Whiskey-Gelee oder Kaninchen aus Iowa werden dafür aufgetischt – es darf hier schon etwas gediegener sein.

Zünftiger ging es dann aber bei den WM-Partys zu. Heizen in Beaver Creek, feiern in Vail – so teilen sich die WM-Pisten auf. Siegerehrungen und Nachtleben konzentrierten sich auf die Championship Plaza und die Bridge Street in Vail mit Läden wie dem Underground und Red Lion. Zumindest beim Slalom durch die Getränkekarte haben wir Frau Vonn doch abhängen können.

In den Vail-Resorts mit Vail, Beaver Creek und Breckenridge stockt einem schon mal der Atem. Breckenridge ist dabei der schönste Ort, ein charmantes Western- und Goldgräberstädtchen wie aus einem Hollywoodfilm. Mit dem Imperial Express Super Chair, dem höchsten Sessellift der USA, schweben wir dort rauf auf 3.914 Meter. Runter siehst du schwarz – nur auf schwierigen bis sehr schwierigen Pisten geht es bergab. In fast 4.000 Metern Höhe ist die Luft dünn, mehr Pausen zum Luftholen sind nötig.