Laos, 21.30 Uhr: Unser Sleeping-Bus schlängelte sich durch die engen Straßen, die kaum breiter sind als der Bus selbst. Bereits auf den ersten zehn Kilometern kommt uns ein Lkw entgegen – und dabei so gefährlich nah, dass ich das erste Mal auf dieser Fahrt kurz meinen Atem anhalte.

Es bleibt mir auch rückblickend ein Rätsel, wie diese beiden Fahrzeuge auf der Straße Platz gefunden haben. Ihr erinnert euch an die kurvige Straße nach Pai? Die jetzige Route ist sehr ähnlich.

Oleg ist bereit für eine lange und hoffentlich bequeme Nacht im Schlafbus.

Unser Bus ist komplett belegt mit Passagieren. Sogar zwischen den Sitzreihen liegen Menschen auf dem Boden und schlafen. Der Bus wirkte auf den ersten Blick sauber und so weit in gutem Zustand. Jetzt galt es, die Fahrt ohne Unfall, Kakerlaken und Erbrechen zu überstehen, und ich könnte glücklich Vientiane erreichen.

Jetzt galt es, die Fahrt ohne Unfall, Kakerlaken und Erbrechen zu überstehen.

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Für die Busfahrt hatte ich mir mehrere Bücher heruntergeladen und auf den letzten Blick noch „Eat Pray Love“ im Bücherregal unseres Gästehauses entdeckt.

Nach einer Stunde Fahrt schaltet der Busfahrer seine Musik an. Zusätzlich erklingt alle paar Minuten ein lautes Piepen – eine Schutzfunktion, damit der Fahrer nicht einschläft? Ich hatte meine Ohropax jedenfalls in den Tiefen meines Backpacks vergessen, aber zum Glück Kopfhörer griffbereit. Und die sind superdicht.

Doch leider nicht dicht genug für diesen grausamen Piepton. Und dann ist er da – mein Lichtblick: Der wohl klarste Sternenhimmel, den ich seit Jahren gesehen habe. Schon immer habe ich etwas Angst vor der Dunkelheit und der Vielzahl an Verstecken für das Böse, die sich dadurch ergeben. Eine Angst, die ich nur schwer loswerde. Meine Lösung war schon immer der Himmel. Jede Autofahrt mit Mama, Papa und Schwester im Dunkeln als Kind starrte ich aus dem Fenster und den Sternen entgegen. Ja, ich habe wirklich viel Zeit meines Lebens damit verbracht, die Sterne anzuhimmeln.

Sieben Stunden später erreicht unser Bus das nördliche Bus-Terminal – es ist inzwischen 5 Uhr morgens. Viel Schlaf hatten wir nicht, aber unser Ziel war erreicht. Hallo, Vientiane! Schön, dich kennenzulernen. Der Busbahnhof liegt acht Kilometer vom Stadtzentrum entfernt und bietet dementsprechend eine regelmäßige Einnahmequelle für die Tuk-Tuks.

In Südostasien geht es nicht ohne: Tuk-Tuks brachten uns regelmäßig von A nach B.

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Wir erreichen unser Hotel, das wirklich zentral liegt. Ein freundlicher, wenn auch kaum sprechender Mann empfängt uns und checkt uns ein. Er hat die besten Nachrichten für unsere erschöpften Gemüter: Wir können bereits jetzt um 6 Uhr früh unser Zimmer beziehen. Das haben wir bisher noch nie erlebt!

Ganz im Gegenteil: In Vietnam haben die Hotels aus den Nachtbuspassagieren zusätzlichen Profit ziehen wollen, indem manchmal ein früherer Check-in gegen zusätzliche Kosten angeboten wurde. Doch heute haben wir Glück, und so legen wir uns für ein paar Stunden aufs Ohr, bevor die Stadt erkundet werden soll.

Unsere Vorstellungen von Vientiane wurden durch Reiseberichte nicht sonderlich positiv beeinflusst.

Unser Zimmer war etwas in die Jahre gekommen, und im hübschen Innenhof gab es eine Baustelle, aber wir waren zufrieden mit unserer Unterkunft (für knapp 16 Euro die Nacht). Ja, wir haben schon günstiger und besser gewohnt, aber das Laos nicht das günstigste Reiseland Südostasiens ist, hatten wir bereits erklärt.

Langweiligste Stadt, keine richtige Hauptstadt, klein, unspektakulär – unsere Vorstellungen von Vientiane wurden durch Reiseberichte nicht sonderlich positiv beeinflusst. Aber wir wollten neutral bleiben und uns unser eigenes Bild machen. Die Stadt sollte nicht einmal so viele Einwohner wie Hannover haben. Laos an sich hat gerade einmal rund sieben Millionen Einwohner.

Froh und munter schlenderten wir am ersten Tag für rund fünf Stunden durch diese Stadt. Was prägte unsere Eindrücke? Viele freundliche Menschen, zu viel Müll und einige Tempel. Die Lage am Mekong wird nicht richtig zum Vorteil der Stadt genutzt und der Fluss gerät fast in Vergessenheit. Luang Prabangs Naturkulisse zum Beispiel setzte den riesigen Fluss immer wieder erstaunlich schön in Szene.

Unsere selbstgewählte Route durch die Stadt führte uns überallhin – nur nicht in das Stadtzentrum. Das war jedoch gar nicht so schlimm, denn wir bewegten uns Richtung Patuxai (das ist der Triumphbogen von Vientiane).

Die Sehenswürdigkeit wurde aus Betonresten, die die Amerikaner für einen Flughafenbau zu Zeiten des Vietnamkrieges verwenden wollten, gebaut. Heute stellt er eine beeindruckende Fotokulisse dar, die von vielen Touristen für das perfekte Urlaubsfoto genutzt wird.

Der Triumphbogen Patuxai diente als perfekte Fotokulisse.

Der Nachtmarkt von Vientiane findet in einem Park direkt neben dem Mekong statt und war leider nicht so unser Ding. Wir sind weniger die Urlaubsmitbringsel-Suchenden, sondern eher die hungrigen Streetfood-Tester. Davon gab es vereinzelte Stände, aber hauptsächlich bietet der Markt Kleidung, Schuhe, Schmuck, technisches Zubehör und weiteren Kleinkram.

Eine Alternative entdecken wir am nächsten Abend: die Walking-Street. Nur rund zwei Kilometer entfernt liegt ein weiterer Markt, auf dem man mehr Food, aber trotzdem auch Kleidung und Krams kaufen kann. Es gab dort nicht sehr viele Speisekarten auf Englisch, aber dafür an fast jedem Stand Bilder von den angebotenen Gerichten.

Dieser Markt erinnerte ein wenig an einen Hipster-Streetfoodmarkt, und wir trafen auf weniger westliche Touristen.

Die Walking-Street bietet viele einheimische Gerichte, Kleidung und Souvenirs.

Wir müssen zugeben, dass unser Sightseeing-Programm in Vientiane recht schmal ausfiel. Der Grund? Wir hatten bereits am ersten Tag das Vientiane-Fitness-Center entdeckt: Eine Anlage, die sowohl ein Gym (2 Euro Tagespass) als auch einen Swimmingpool (1,50 Euro Eintritt) hat.

Während Oleg das Gym rockt, kämpfe ich gegen die Auswirkungen der vielen Streetfood-Sünden an Bauch, Beinen und Po.

Dort verbringen wir dann an drei Tagen in Vientiane unsere Nachmittage, um mal wieder unsere Fitness unter Beweis zu stellen. Während Oleg das Gym rockt, kämpfe ich gegen die Auswirkungen der vielen Streetfood-Sünden an Bauch, Beinen und Po. Zu viele Nudeln, frittierte Speisen überall und die französisch geprägten Backkünste der Laoten haben sich bemerkbar gemacht. Es fällt mir schwer, das Essverhalten einer Urlaubsreise (aka nonstop schlemmen) abzulegen und einen routinierte Weltreiseernährung zu finden. Falls es so was überhaupt gibt. Ich habe beschlossen, meine Disziplin herauszufordern, und so gilt ab Malaysia: weniger fried, mehr fruit!

In einem Fitnesscenter mit Schwimmbecken nahmen wir die Urlaubspfunde in Angriff.