Wellige Felder, hinter denen immer wieder das Meer aufblitzt, nur manchmal wird die Landschaft rauer und waldiger: Das ist Skåne. Die Schweden bezeichnen die Halbinsel manchmal als ihre „Kornkammer“, weil die tonhaltigen Böden sehr fruchtbar sind und hier fast ein Drittel der schwedischen Agrarprodukte angebaut werden. Als bunten „Flickenteppich“ beschrieb deshalb schon Selma Lagerlöf die Heimat ihres Romanhelden Nils Holgersson, der in Schonen, wie wir Deutschen Skåne eigentlich nennen, zur Reise mit den Wildgänsen aufbricht. 

Egal ob wandern oder radeln – die Natur in Schonen ist viel zu schön, um nur in den Städten zu bleiben. Im Sommer wie im Winter. reisereporterin Leonie hat dort gewohnt und verrät ihre Tipps für Tagesausflüge in der Natur:

Kullaberg: Von Arild nach Mölle wandern 

„Willkommen im Königreich Ladonia“ – auf der Kullaberg-Halbinsel im Nordwesten von Schonen verlassen wir den Skåneleden für einen kurzen Abstecher. In eine andere Welt. An den steilen Hängen der Ostseeküste hat der dänische Künstler Lars Viken vor 27 Jahren angefangen, aus Treibholz eine Stadt zu zimmern. Nimis heißt die Konstruktion aus verwinkelten Gängen und windschiefen Türmen, die Wanderer betreten dürfen – aber auf eigene Gefahr.

Blick vom Kullaberg nach Kattegat – bei einer Wanderung erwartet Reisende Natur pur.

Schon der Einstieg in diese Etappe des Wanderweges Skåneleden bei Arild ist fabelhaft. Ich starte die Wanderung an einem kalten Novembermorgen mit meiner Mitbewohnerin Johanna, einer Schwedin. Die Luft ist schneidend klar, der Himmel blau. In Arild steigen nur wir und zwei weitere Wanderer aus dem Bus. Kleine Holzhäuser stehen hier, bemalt in allen Farben der Pastellpalette. Dahinter ruht das Meer. 

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Kurz nachdem wir das Örtchen hinter uns gelassen haben, gehen die ersten Hügel los. Auf mehr als 1.000 Kilometern durchzieht der Wanderweg Skåneleden, also Schonenweg, die Provinz. Fünf Teilwege führen durch das Landesinnere oder an der Küste entlang. Der Weg von Arild nach Mölle ist für mich eine der schönsten Etappen. Immer wieder wandern wir mit Meerblick oder erreichen Aussichtspunkte, von denen wir kilometerweit die Halbinsel überschauen. 

Schonen hat zu jeder Jahreszeit seinen Reiz. Natürlich ist es im Winter, wie bei unserer Wanderung im November, sehr kalt. Dafür sind wir fast alleine auf den Wegen unterwegs. Und Johanna hat warme „Nypponsoppa“, Hagebuttensuppe, in ihrer Thermoskanne dabei. Was schon Kindergartenkinder in Schweden auf Ausflüge mitbekommen, hält auch uns in den Pausen warm. 

Am Leuchtturm Kullens Fyr erreichen wir den westlichsten Zipfel der Kullaberg-Halbinsel. Von hier ist es nicht mehr weit bis nach Mölle. Wir kraxeln auf schmalen Pfaden an der Steilküste entlang, die Sonne geht früh hinter dem Meer unter und färbt die weißen Häuser des Seebades, darunter das mondäne Grand Hotel, orange-rosa. In der Krukmakeri, direkt gegenüber des Busbahnhofs, warten wir bei heißem Tee auf den nächsten Bus zurück nach Helsingborg.

Strecke: 17,3 Kilometer I Dauer: etwa sechs Stunden I Schwierigkeitsgrad: Mittel

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Von Helsingborg nach Landskrona wandern 

Das Wetter ist Ende April perfekt zum Wandern: Die Luft wird langsam wärmer, die Sonne scheint, aber schwitzen müssen wir nicht. Zu Beginn führt der Skåneleden erst einmal etwas ins Landesinnere, durch den Ramlösa Brunnspark, eine alte Kuranlage mit schmucken, alten Häuschen, und dann durch das Råå-Tal zurück Richtung Küste. Die erreichen wir in Råå, dem ersten von vielen pittoresken Fischerdörfchen auf dieser Etappe. 

Ihm folgen Fortuna Strand und Ålabodarna. Hier wirkt es noch, als könne das Leben nie etwas Böses im Schilde führen. Familienväter reparieren mit ihren Söhnen kleine Boote, in den Gärten direkt am Öresund wird gekickt, Nachbarn unterhalten sich über den Gartenzaun. Die Meerluft, die Ruhe, das Funkeln des Wassers, das alles scheint einfach grundglücklich zu machen. Wir sind nur kurze Statisten in diesem schwedischen Bilderbuchidyll, aber es färbt auf uns ab. 

Auch wenn die Strecke unsere volle Beinkraft fordert. Dass der Weg immer am Meer entlang führt, heißt nämlich nicht, dass es nicht auch hier hügelig wird. Als wir in Landskrona ankommen, schaffen wir aber trotz brennender Oberschenkel noch eine Stippvisite in der Citadelle, dem Schloss von Landskrona.

Strecke: 29 Kilometer I Dauer: etwa 6 Stunden I Schwierigkeit: Mittel 

Ven: Radtour um die Insel

Die Insel Ven ist dagegen perfekt für Familien oder Naturfreunde, die es gemächlicher mögen. Die Fähre von Landskrona fährt das ganze Jahr über, in den Sommermonaten steuert auch ein Boot von Råå aus die Insel an. Besonders lohnt sich der Ausflug aber im Mai, wenn der Raps blüht. Dann verwandelt sich Ven in eine gelb blühende Oase.

Die Fähre aus Landskrona hält in Bäckfiken. Hier müssen wir nur den Hügel hinauf gehen, um den Fahrradverleih der Insel zu erreichen. Dann fahren wir einmal um die Insel, machen zwischendurch Picknick mit Aussicht auf Dänemark und trinken Kaffee in dem Café beim Tycho Brahe-Museum, das der Arbeit des schwedischen Astrologen aus dem 16. Jahrhundert gewidmet ist. 

Wandern auf der schwedischen Insel Ven.

Die Inselumrundung ist bei lockerem Tempo in eineinhalb bis zwei Stunden zu bewältigen, sodass selbst bei einem Aufenthalt von drei bis vier Stunden noch genug Zeit für Rast und Entspannung bleibt. Es gibt aber auch eine Jugendherberge beim Fähranleger, die wunderschön direkt am Meer liegt. 

Strecke: 12 Kilometer I Dauer: Etwa 1,5 Stunden I Schwierigkeit: Leicht I Preis Fähre: rund 16 Euro für Hin- und Rückfahrt, Familien inklusive drei Kindern bis 16 Jahren etwa 32 Euro für Hin- und Rückfahrt I Preis Rad: rund 10 Euro für einen Erwachsenen und einen Tag

Im Söderåsen Nationalpark wandern

Wer lieber in den Wald möchte, sollte dem Söderåsen Nationalpark nordöstlich von Helsingborg bei Skäralid einen Besuch abstatten. Am besten im Herbst. Dann färben sich die Blätter der Bäume bunt und von den hohen Hügeln kannst du über das rot-goldene Tal Skäralidsdalen schauen. 

In Söderåsen findest du verschiedene Routen unterschiedlicher Länge und Schwierigkeit. Auch hier führt der Skåneleden einmal durch den Park. Es gibt drei einfache Holzhütten mit fließendem Wasser, Grillstelle und Toiletten, in denen du übernachten kannst. Die Dahlbergs-Hütte beispielsweise ist ganzjährig geöffnet und kann bis zu 30 Personen einen Schlafplatz bieten. Perfekt, wenn du in einer großen Gruppe unterwegs bist und den Park zwei Tage lang erwandern möchtest.

Aber auch kurze Rundtouren sind möglich von knapp einem bis etwa acht Kilometern, zum Beispiel ab Skäralid. 

Beliebte Stopps auf der Wanderung sind der See Odensjön im Nackarpsdalen und die Aussichtspunkte Kopparhatten, Hjortsprånget und Lierna. 

Länge: 17 Kilometer (Skåneleden von Klåveröd nach Jällabjär) | Rundtouren: Ab 900 Metern |  Schwierigkeit: Leicht bis Mittel

Im Stenshuvud Nationalpark wandern

Vom Westen Schonens geht es jetzt an die Ostküste. Genauer gesagt in die Region Österlen und den Nationalpark Stenshuvud. Im Frühling blühen die Buschwindröschen zwischen Birken, an einigen Abschnitten führen Holzplanken durch den Wald. Die Landschaft und Aussichten errinnern mich sehr an Kullaberg. Im Stenshuvud Nationalpark stoßen wir aber auch mal auf einen langen Sandstrand. 

Im Nationalpark Stenshuvud in Südschweden gibt es auch lange Sandstrände.

Der Name Stenshuvud stammt von dem gleichnamigen Berg, der mit seiner höchsten Spitze den Nationalpark fast 100 Meter überragt. Fünf Wegen führen durch den Park, von 500 Metern bis vier Kilometern Länge. Auch hier kannst du wieder der orangfarbenen Beschilderung des Skåneleden folgen, beispielsweise von Simrishamn im Süden nach Kivik im Norden. 

Wenn du dann schon in Kivik bist, solltest du auf jeden Kiviks Mosterei besuchen. Die Region Österlen ist Anbaugebiet für Cider, besser gesagt für die Äpfel, aus denen der Apfelwein hergestellt wird. Nach der ganzen Beinarbeit heißt es deshalb: Skål! Prost!

Länge: 21 Kilometer (Skåneleden von Simrishamn nach Kivik) | Rundtouren: Ab 500 Metern |  Schwierigkeit: Leicht bis Mittel