Es war eine spontane Eingebung: Als die beiden Freundinnen zusammen am Küchentisch saßen, fragte Sandy: „Ellie, wir reisen beide gern, wir sind gesund, wir reisen gut zusammen. Wäre es nicht toll, in 80 Tagen um die Welt zu reisen, wenn wir 80 Jahre alt sind?“ So beschreiben die Frauen es in ihrem Blog „aroundtheworldat80.com“. Angelehnt ist das an den berühmten Roman von Jules Verne.

Dass sie nun erst mit 81 Jahren gestartet sind, am 11. Januar 2023, liegt an der Corona-Pandemie. Wie bei so vielen Menschen, so hatten die Reiseregeln auch ihre Pläne durchkreuzt.

Das Abenteuer beginnt in der Antarktis

Die beiden US-Amerikanerinnen sind von Dallas aus nach Ushuaia gereist. Die Stadt wird auch das Ende der Welt genannt, da sie ganz an der Südspitze des südamerikanischen Kontinents liegt. Von dort ging es mit einem Schiff durch die berühmte Drake-Passage in die Antarktis, wegen des häufig sehr schweren Seegangs eine der schwierigsten Seerouten der Welt.

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Auf der Schiffsreise wurden beide von bis zu acht Meter hohen Wellen ordentlich durchgeschüttelt, wie sie in ihrem Reiseblog berichten. Dass beide trotz dieser Strapazen und einer Knie-Operation fit bleiben, dafür sorgt Sandy, eine ehemalige Ärztin. Ellie kümmert sich als Fotografin darum, dass sie viele Erinnerungen an ihre spannenden Erlebnisse haben.

Kennengelernt haben sich die beiden Frauen vor circa 20 Jahren. Damals waren sie auch beide auf einer Reise unterwegs – seitdem sind sie Freundinnen.

Erfahrungen sind wichtiger als Komfort

Mit mehreren Zwischenstopps in Chile ging es für die beiden von der Antarktis auf die Osterinsel. Sandy und Ellie versuchen dabei immer, möglichst unabhängig und, wie sie sagen, als Reisende der zweiten Klasse unterwegs zu sein. Sie meinen damit, möglichst viel mit den Einheimischen in Kontakt zu sein und auf unnötigen Luxus zu verzichten.

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Dabei seien ihnen die Erfahrungen wichtiger als eine komfortable Reise, erklären beide. In Finnland schliefen sie zum Beispiel im Flughafen, da sie während ihres kurzen Zwischenstopps kein Geld für ein Hotel ausgeben wollten. In Indien teilten sie sich in einem Nachtzug die Kabinen mit Etagenbetten mit jungen indischen Männern.

Und auch von kurzfristigen Rückschlägen lassen sie sich nicht aufhalten. Den ursprünglich geplanten Trip zum Machu Picchu mussten sie aufgrund der Unruhen in Peru absagen. Ihr Motto in solchen Fällen: „Einfach mit dem Strom schwimmen und die Reise genießen – auch wenn es nicht die Reise ist, die wir geplant haben.“

Auf ihrem Trip treffen die beiden viele Menschen, die sich von ihnen inspirieren lassen. Auch bekommen sie mittlerweile einige Fanpost, wie sie berichten. Ein 87-jähriger Mann hätte ihnen geschrieben, dass er nun seine eigene Reise plane: „In 90 Tagen um die Welt – mit 90.“ Wie die Freundinnen erzählen, hätte sie ihn ermuntert, es zu tun.

„Es ist kein Urlaub, es ist ein Abenteuer!“

Schon in der ersten Hälfte ihrer Reise haben die beiden mehr Erlebnisse gehabt, als manche Menschen in ihrem ganzen Leben sammeln. So sind sie zum Beispiel auf der Suche nach den Nordlichtern auf Husky-Schlitten durch Lappland gefahren, sind mit einem Heißluftballon über das Tal der Könige in Ägypten geflogen, sind auf einer Safari in Sambia Nashörnern begegnet oder über den Mount Everest geflogen.

„Wir stehen jeden Tag früh auf und machen uns bereit für das nächste Abenteuer, das vor uns liegt“, erklären die US-Amerikanerinnen. Wenn es ein Urlaub wäre, dann wären sie irgendwo zum Relaxen an einen Strand gefahren. Sie wollten aber möglichst viele der Wunder dieser Welt sehen.

Bis Anfang März waren die beiden in Indien. Das Land gefällt beiden sehr gut – trotz Hektik und überfüllter Straßen. Auch die Rikscha-Fahrt durch die lauten und verstopften Straßen Delhis sehen die beiden als ein weiteres Abenteuer an.

Und weitere werden folgen: Ein paar Wochen bleiben den 81-Jährigen noch, viele Länder wollen noch bereist und einige Abenteuer erlebt werden.

Gestritten haben sich die beiden nie

Ob sie sich denn auch ab und zu streiten würden, sei eine Frage, die ihnen häufig gestellt werde, schreiben die beiden in ihrem Blog. Ihre ehrliche Antwort sei: „Nein, wir verstehen die Persönlichkeiten des anderen und sind beide äußerst flexibel.“ Und so würden sie einfach jeden Tag mit einem Lächeln beginnen und genauso mit einem Lächeln abends ins Bett gehen.

Freude hätten beide daran, wenn es ihnen möglichst viele Menschen gleichtun würden – besonders auch Ältere. Ihr Appell: „Bleibt nicht in eurem Sessel und verschwendet keine Zeit.“