Bei der Bahn drohen Streiks: Was heißt das für Reisende?
Schon im März könnte bei der Deutschen Bahn gestreikt werden, dann würden deutschlandweit Züge still stehen. Worauf müssen sich Reisende einstellen? Welche Alternativen gibt es? Und welche Rechte hast du?
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Im Nahverkehr sorgen derzeit Streiks dafür, dass vielerorts Bahnen und Busse nicht fahren. Reisende und Pendler müssen Geduld aufbringen und sich Alternativen überlegen. Bereits in Kürze könnte aber nicht nur der ÖPNV betroffen sein, denn die EVG (Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft) befindet sich in Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn.
Falls die Verhandlungen nicht erfolgreich verlaufen, drohen Warnstreiks, ausgerechnet kurz vor dem Start der Osterferien. Diese Streiks würden dann den Regional- und Fernverkehr in ganz Deutschland betreffen. Der reisereporter erklärt, worauf sich Reisende einstellen müssen und wie sie sich vorbereiten können.
Welche Konsequenzen drohen?
Sollte es bei den Tarifverhandlungen nicht zu einer Einigung kommen, hat die EVG bereits angekündigt, ihre „Handlungsfähigkeit unter Beweis stellen“ zu wollen. Konkret hieße das, es wird zu Warnstreiks kommen. Die würden dann die S-Bahnen, Regionalbahnen und auch alle Fernverkehrszüge in Deutschland betreffen.
Reisende müssten mit flächendeckenden Zugausfällen, Verspätungen und überfüllten Bahnen rechnen. Zwar versucht die Deutsche Bahn im Falle eines Streiks immer, mit einem Notfallfahrplan den Zugverkehr aufrechtzuerhalten. Dieser hat aber zumeist bei Weitem nicht die Kapazitäten, den normalen Reise- und Pendlerverkehr in Deutschland stemmen zu können.
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Welche Alternativen gibt es?
1. Verschiedene Anbieter
Von einem Streik müssen nicht immer alle Bahnunternehmen betroffen sein, neben der Deutschen Bahn gibt es hierzulande noch einige private Anbieter, die von den Streiks nicht unbedingt betroffen sein müssen. Das ist im Fernverkehr zum Beispiel das bekannte Unternehmen Flixtrain. Auch im Regionalverkehr gibt es einige Strecken, die von Privatunternehmen betrieben werden und möglicherweise nicht bestreikt werden. In Grenzregionen können teilweise auch Züge von ausländischen Anbietern eine Alternative darstellen.
2. Mit dem Bus fahren
Busse sind nicht nur im ÖPNV im Einsatz, in Deutschland gibt es einige Anbieter für Fernbusreisen. Diese können im Falle eines Bahnstreiks für Reisende sehr interessant werden. Der bekannteste Anbieter, mit dem umfangreichsten Angebot, ist auch hier Flix – aber auch BlaBlaBus oder Eurolines bedienen viele Strecken. Bedenken solltest du, dass wenn die Bahn ausfällt, die Straßen automatisch voller werden, das betrifft dann auch die Pünktlichkeit der Fernbusse.
3. Fliegen
Der aktuelle Aktionsplan von Bahn und Luftfahrt sieht es eigentlich genau andersherum vor, aber im Falle eines Bahnstreiks kann auch das Flugzeug eine Alternative sein. Besonders für weitere Strecken ist Fliegen eine umkomplizierte Methode, um von A nach B zu kommen. Flugtickets innerhalb Deutschlands können recht einfach auch spontan gebucht werden.
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Statt einer Zugfahrt kann in Notfall auch ein Flug innerhalb Deutschlands eine Alternative sein.
4. Mietwagen buchen
Eine weitere Alternative kann ein Mietwagen sein. Hier muss Reisenden jedoch klar sein, dass die Preise für Mietwagen sehr stark von der Nachfrage abhängig sind. Wenn ein Bahnstreik stattfindet, ist diese naturgemäß sehr hoch – so wie dann auch die Preise für die Autos. Zu sehen war dieses Phänomen erst kürzlich, als deutsche Flughäfen bestreikt wurden.
5. Fahrgemeinschaft bilden
Die Kollegin oder der Kollege fährt mit dem Auto zur Arbeit, dann frag doch, ob du mitgenommen werden kannst – eine günstigere Alternative zur Bahn gibt es wahrscheinlich nicht. Falls niemand im Bekannten- und Freundeskreis ein Auto hat, lässt sich mit Tipp drei, also dem Mietwagen, übrigens auch wunderbar eine Fahrgemeinschaft bilden. So können dann auch die hohen Kosten besser verteilt werden.
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Zum exklusiven Gutschein6. Anbieter für Mitfahrgelegenheiten
Über verschiedene Anbieter kannst du innerhalb von Deutschland Mitfahrgelegenheiten finden – diese bringen dich meist recht unkompliziert und für wenig Geld an dein Ziel. Anbieter sind dafür zum Beispiel BlaBlaCar, Mitfahren.de oder Fahrgemeinschaften.de. Da deine Mitreisenden aber andere Ziele als du haben können, musst du damit rechnen, nicht auf direktem Wege zu deinem Ziel zu kommen.
7. Taxi fahren
Die direkte Verbindung zu deinem Ziel bietet dir nur das Taxi. Wenn du längere Fahrten planst, solltest du aber versuchen, einen Festpreis für deine Reise herauszuhandeln, sonst kann eine Taxifahrt schnell sehr teuer werden.
Im Fall eines Bahnstreiks ist das Taxi eine Alternative – allerdings eine kostspielige.
8. Das Fahrrad
Wenn du zur Arbeit nur in die Nachbarstadt musst und die ÖPNV-Verbindungen dorthin nicht besonders toll sind, könnte das Fahrrad eine Alternative sein. Falls du kein eigenes Rad besitzt, kannst du dir auch eins mieten. Anbieter sind zum Beispiel Nextbike, Call a Bike, Donkey Republic oder Limebike.
Welche Rechte habe ich?
In der Vergangenheit hat die Deutsche Bahn im Falle eines Streikes oft Kulanzregelungen angeboten – auch aus Eigennutz, um ihren Notfallfahrplan zu entlasten. Dann können Reisende, die nicht fest an einen Reisetag gebunden sind, ihr gebuchtes Ticket in einem gewissen Zeitrahmen auch an anderen Tagen verwenden. Teilweise hebt die Bahn auch die Zugtickets für gebuchte Fahrkarten auf. Du kannst dann einfach in jeden Zug steigen, der zu deinem Ziel fährt.
Die Möglichkeit, kostenfrei zu stornieren, besteht im Falle eines Streiks auch immer. Zudem ermöglicht die EU-Fahrgastverordnung VO (EG) Nr. 1371/2007, bei Verspätungen oder Zugausfall sich je nach Verspätung einen Teil des Fahrpreises zurückholen. Mehr als 60 Minuten reichen für einen Anspruch auf 25 Prozent Erstattung, bei mehr als 120 Minuten sind es 50 Prozent. Die Verspätung lässt du dir am besten von Bahn-Mitarbeitenden bestätigen, teilweise wird dafür in betroffenen Zügen schon ein Fahrgastrechte-Formular ausgeteilt.
Falls deine geplante Ankunft zwischen 0 und 5 Uhr nachts liegt und ein alternativer Zug dich erst mindestens 60 Minuten später ans Ziel bringen würde, kannst du möglicherweise auf Kosten der Bahn ein Taxi nehmen. Ebenfalls, wenn der letzte planmäßige Zug des Tages ausfällt und du dein Ziel bis 0 Uhr nicht anders erreichen kannst. Erstattet werden jedoch maximal 80 Euro, wie die Verbraucherzentrale erklärt.
Wer überhaupt nicht an sein Ziel kommt, muss im schlimmsten Fall in einem Hotel übernachten. Die DB muss Reisenden dann eine Unterkunft besorgen und den Weg dorthin sowie am nächsten Tag zurück zum Bahnhof organisieren. Wer sich selber ein Hotelzimmer buchen will, sollte das in jedem Fall vorher mit der Bahn absprechen – dann kann die Rechnung dafür auch später eingereicht und erstattet werden.
Wie realistisch sind Streiks?
Die Forderungen der EVG haben es in sich: 12 Prozent mehr Lohn, mindestens aber 650 Euro mehr pro Monat. Für Nachwuchskräfte fordert die Gewerkschaft mindestens 325 Euro mehr pro Monat. Sie begründet das mit den allgemein stark gestiegenen Verbraucherpreisen.
Darüber hinaus hat die Gewerkschaft der Deutschen Bahn kürzlich ein elfseitiges Schreiben mit insgesamt 57 Einzelforderungen zukommen lassen, wie das Portal „Reisevor9“ berichtet. Unter anderem mit Forderungen nach verbesserten Bedingungen bei Altersteilzeit und Langzeitkonten.
Dass die Bahn auf die hohen Forderungen komplett eingeht, halten Experten für unrealistisch. Die EVG schreibt jedoch, dass sie „ernsthafte Verhandlungen von der ersten Minute an“ erwarte. Mit dieser Ausgangslage scheinen zeitnahe Warnstreiks alles andere als unrealistisch.