Dürre in Frankreich und Italien: Was heißt das für den Urlaub?
Italien und Frankreich kämpfen mit Dürre und Wassermangel, die Urlaubsbranche blickt besorgt auf den Sommer. Doch schon jetzt sind die Auswirkungen spürbar und es werden erste Vorkehrungen getroffen.
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Es sind erschreckende Bilder: Im beliebten Touristenziel Venedig lagen die Gondeln zeitweise auf dem Trockenen. Die im Gardasee liegende Isola di San Biagio, auch „Kanincheninsel“ genannt, ist zu Fuß zu erreichen. Möglich ist das, weil der Pegelstand des Sees so niedrig ist, dass die normalerweise unter Wasser liegende Landzunge vom Ufer des Sees zur Insel begehbar geworden ist. Ganz Norditalien kämpft mit einer historischen Dürre.
Zumindest in Venedig hat sich die Lage wieder etwas normalisiert, die Kanäle der Stadt sind derzeit wieder mit Gondeln und normalen Booten befahrbar. An den populären Badeseen der Region – dem Gardasee, dem Lago Maggiore, dem Lago d’Iseo und dem Comer See – ist die Lage aber weiterhin dramatisch. Die Pegelstände der Seen sind deutlich niedriger als im letzten Jahr zu dieser Zeit. Und bereits 2022 kämpfte Italien mit der schlimmsten Dürre seit 70 Jahren.
Was derzeit besonders für die Landwirte Norditaliens ein Problem darstellt, trifft auch den Tourismus. In Venedig konnten Touristinnen und Touristen teilweise keine Gondelfahrten durch die Kanäle der Stadt unternehmen. Wie der „Spiegel“ berichtet, mussten sogar Ambulanzboote und die Feuerwehr lange Umwege in Kauf nehmen. Am Gardasee hoffen die Behörden noch darauf, dass sich die Situation wieder normalsiert – derzeit gäbe es für Touristinnen und Touristen noch keine konkreten Auswirkungen.
In Venedig lagen die Gondeln auf dem Trockenen.
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Frankreich führt Beschränkungen wegen der Dürre ein
Anders sieht es da in Frankreich aus: Besonders der Süden des Landes kämpft mit anhaltender Trockenheit. So wenig Regen wie in diesem Winter hat es in Frankreich seit 1959 nicht mehr gegeben, berichtet der französische Wetterdienst Météo France. Der geringe Schneefall im Winter sorge darüberhinaus für Wasserknappheit.
Deswegen ist in einigen Regionen in Frankreich das Autowaschen, das Befüllen des Swimmingpools oder auch das Wässern von Gärten oder Sportanlagen jetzt schon verboten, eine Maßnahme, die es zu dieser Jahreszeit noch nie gegeben hat. Präsident Macron hat zum Wassersparen aufgerufen, damit man genügend Reserven für den Sommer habe.
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Wasserknappheit bereitet Urlaubsbranche Sorgen
Spätestens im Sommer könnten die Auswirkungen auf den Tourismus dann auch in Italien deutlich spürbarer sein. In der vergangenen Hauptsaison war in den Regionen Emilia-Romagna, Friaul-Julisch Venetien, Lombardei, Piemont und Venetien der Dürrenotstand ausgerufen worden.
Der Zugang zu Trinkwasser wurde beschränkt. Gärten zu bewässern, Autos zu waschen oder Schwimmbäder und Pools aufzufüllen wurde unter Strafe gestellt – mehrere Hundert Euro waren bei Verstößen fällig.
Normalerweise ist die Isola di San Biagio im Gardasee nicht zu Fuß zu erreichen.
Im Urlaub zu entspannen fällt dann natürlich nicht leicht. Wegen der Hitze mussten Reisegäste aufgrund des beschränkten Zugangs zu Wasser aufpassen, sich nicht zu überschätzen und Hitzeschläge zu bekommen.
Die beliebten Urlaubsseen, wie der Gardasee oder der Lago Maggiore, führten im letzten Sommer zwar genug Wasser, damit Touristinnen und Touristen weiterhin baden konnten. Allerdings wurde davor gewarnt, dass aufgrund der niedrigen Pegelstände Felsen teilweise nur knapp unter der Wasseroberfläche liegen könnten.
Der bisherige Wettertrend lässt für den Sommer 2023 Schlimmes befürchten. Wie der „Merkur“ berichtet, haben sich die Kommunen um den Gardasee deshalb schon zu einer Krisensitzung getroffen.
Kann Urlaub aufgrund von Dürre storniert werden?
Wenn Naturkatastrophen – wie Erdbeben, Brände oder Dürren – den Urlaubsort treffen, dann handelt es sich dabei im Reiserecht um außergewöhnliche Umstände. In diesen Fällen kann es möglich sein, den Urlaub kostenlos stornieren zu können. Wichtig ist es aber, genau hinzuschauen.
Denn: „Die Voraussetzung ist, dass die Reise durch außergewöhnliche Umstände tatsächlich konkret beeinträchtigt ist“, so Karolina Wojtal, Juristin und Projektleiterin beim Europäischen Verbraucherzentrum Deutschland.
In Fall von Frankreich oder Italien bedeutet das also: Reisen können nur dann kostenlos storniert werden, wenn es in dem Gebiet aufgrund der Dürre zum Beispiel zu Bränden kommt, die den Urlaubsort konkret bedrohen.
Die reine Angst vor Naturkatastrophen wie Bränden oder die Sorge, den Urlaub nicht wie geplant genießen zu könen, sind keine Stornogründe, stellt Reiserechtsanwalt Paul Degott klar.