Hast du schon mal erlebt, dass Reisende am Gate oder beim Check-in am Flughafen gefragt wurden, ob sie freiwillig auf ihren Sitzplatz verzichten? Oder vielleicht ist es dir ja auch schon mal selbst passiert? Das liegt daran, dass Airlines ihre Flüge häufig absichtlich überbuchen.

Wenn dann nicht genügend freie Sitzplätze vorhanden sind, müssen die Fluggesellschaften Passagierinnen oder Passagiere finden, die ihren gebuchten Flug abtreten. Bevor Reisende zum Verzicht gezwungen werden müssen, versuchen die Airlines natürlich, Freiwillige zu finden, und bieten diesen im Gegenzug beispielsweise Ausgleichszahlungen, Gutscheine oder Upgrades auf alternative Flüge an.

Diese Angebote sollten Reisende allerdings nicht vorschnell annehmen – der reisereporter erklärt, warum.

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Wer freiwillig verzichtet, verliert jegliche Ansprüche

Statt einem Flug in der Economy Class einen späteren Flug in der Business Class? Klingt ja erst mal nicht so verkehrt. Allerdings muss Reisenden bewusst sein, dass, wer so ein Angebot annimmt, jegliche Entschädigungsansprüche verliert. Das Portal für Fluggastrechte „Airhelp“ rät aus diesem Grund davon ab, freiwillig auf seinen Sitzplatz zu verzichten.

Nach EU-Fluggastrechteverordnung stehen Passagierinnen und Passagieren nämlich eine ganze Menge an Kompensationen zu, falls diese ihren Flug aufgrund einer Überbuchung durch die Fluggesellschaft nicht antreten können.

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Diese Rechte hast du bei Überbuchungen

In so einem Fall können Betroffene je nach Reiseziel zwischen 250 und 600 Euro Entschädigung von den Airlines verlangen. Wie viel Geld es gibt, hängt dabei nicht vom Ticketpreis, sondern von der Flugstrecke ab: Bei Kurzstrecke (bis 1500 Kilometer) stehen Reisenden 250 Euro zu, auf der Mittelstrecke (bis 3500 Kilometer) sind bis zu 400 Euro drin und auf der Langstrecke (über 3500 Kilometer) haben Betroffene Anspruch auf bis zu 600 Euro Entschädigung.

Wie das Fluggastrechte-Portal „Flightright“ erklärt, können solche Ansprüche bis zu drei Jahre rückwirkend geltend gemacht werden. Dabei spielt es keine Rolle, ob der Flug Teil eines Pauschalurlaubs oder eine individuelle Reise war. Das gilt allerdings nur für Flüge, die in der EU starten beziehungsweise, falls die Airline ihren Sitz in der EU hat, auch bei Landungen in dieser.

Falls der Flug überbucht ist, haben Reisende ein Recht auf Entschädigung.

Wer wegen eines überbuchten Fluges lange Wartezeiten am Flughafen in Kauf nehmen muss, hat zudem ein Anrecht darauf, von der Fluggesellschaft mit Essen und Getränken versorgt zu werden.

Falls am selben Tag keine passende Alternative geboten werden kann, haben Betroffene sogar das Recht auf eine bezahlte Übernachtung im Hotel – inklusive Hin- und Rückfahrt. Falls die Airline dir gar kein passendes Angebot machen kann, muss dir der vollständige Ticketpreis erstattet werden.

Das richtige Vorgehen, wenn der Flug überbucht ist

Falls du deinen Flug wegen einer Überbuchung durch die Fluggesellschaft nicht antreten kannst, ist es wichtig, dass du dir den Grund dafür auf jeden Fall schriftlich bestätigen lässt. Außerdem solltest du alle Nachweise über entstandene Kosten aufbewahren – zum Beispiel für Essen und Getränke, mögliche Telefonkosten oder Übernachtungs- beziehungsweise Transportkosten.

Auch dein gültiges Ticket sowie die Buchungsbestätigung sind wichtige Dokumente, um deine Entschädigungsansprüche zu untermauern. Auf Portalen wie „Airhelp“ oder „Flightright“ gibt es außerdem Entschädigungsrechner, mit denen du überprüfen kannst, ob du in deinem Fall Ansprüche auf eine Entschädigung hast.

Warum werden Flüge überbucht?

Mit der Überbuchung von Flügen gehen die Airlines also ein nicht unerhebliches finanzielles Risiko ein, Entschädigungen zahlen zu müssen. Trotzdem lohnt sich das Verfahren für die Fluggesellschaften meist. Das hat mit der sogenannten „No Show“-Quote bei Flügen zu tun. So werden Passagierinnen und Passagiere bezeichnet, die ein Ticket gebucht haben, den Flug aber nicht wahrnehmen.

Das passiert häufiger, als du vielleicht vermutest, zum Beispiel, weil Reisende ihren Anschlussflug nicht erreichen oder ein Geschäftstermin länger dauert.

„Airlines überbuchen Flüge eigentlich immer um eine gewisse Prozentzahl“, teilte „Flightright“ dem reisereporter mit. Denn die Airlines wollen jedoch möglichst jeden Sitzplatz im Flugzeug besetzen. Das Risiko, dass ein Flug dann am Ende wirklich überbucht ist, ist relativ gering. Und die Fluggesellschaften verdienen mehr Geld.

Eine Anfrage des reisereporters an die Lufthansa, zu wie vielen Überbuchungen es im vergangenen Jahr bei der Airline gekommen ist, blieb unbeantwortet.