Das sind die besten Orte für Street-Art in Deutschland
Von riesigen Wandgemälden bis zu Tags auf Mülleimern oder Stromkästen: Street-Art hat viele Gesichter. Wir zeigen dir die besten Orte in Deutschland, um urbane Straßenkunst zu erleben.
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Du magst moderne Kunst, möchtest deine Zeit aber nicht unbedingt in einem verstaubten Museum verbringen? Dann ist Street-Art im öffentlichen Raum vermutlich genau das Richtige für dich.
Ihr umstrittenes Image als Schmierei hat Street-Art längst abgelegt. Inzwischen haben die meisten Städte den Wert von urbaner Kunst erkannt, geben ihr immer mehr Raum und integrieren sie bewusst ins Stadtbild. Wurden Graffiti früher noch als Sachbeschädigung verfolgt, erhält die Sprayer-Szene mittlerweile Auftragsarbeiten, es werden Festivals veranstaltet und legale Graffiti-Flächen ausgewiesen. Manche Städte widmen den Kunstwerken aus der Farbdose sogar eigene Besichtigungs-Touren.
Wir verschaffen dir einen Überblick, wo du in Deutschland urbane Kunst ganz nebenbei erleben kannst, und das auch noch völlig kostenlos.
Berlin
Diese Stadt ist hierzulande die unangefochtene Hauptstadt der Straßenkunst und muss sich auch vor internationalen Vergleichen nicht scheuen: Berlin. So mancher bekannte Künstler hat hier die Mauern und Fassaden mit seinen Werken verziert. Street-Art-Motive der Stadt haben Kultstatus erlangt. Sicherlich kennst du den „Bruderkuss“ oder auch den durch die Steine brechenden Trabanten auf der Berliner Mauer.
Das wohl bekannteste Street-Art-Gemälde in Deutschland: Der Bruderkuss auf der Berliner Mauer.
Mit der East Side Gallery wurde die einst verpönte Straßenkunst in den Rang eines Denkmals erhoben, dessen Besuch in so ziemlich jedem Reiseführer der Hauptstadt empfohlen wird. Auf dem 1,3 Kilometer langen erhaltenen Teilstück der Berliner Mauer haben Künstlerinnen und Künstler das triste Grau von einst in ein farbenfrohes Mahnmal für Frieden und Freiheit verwandelt. Doch die Berliner Graffiti-Szene ist nicht nur am Überrest der ehemaligen Grenzmauer am Spreeufer zu finden.
Sogar Banksy hat sich in Berlin verewigt
Auch die ehemalige Abhörstation auf dem Teufelsberg, die den Amerikanern früher dazu diente, die sowjetische Armee auszuspionieren, zieht inzwischen Street-Art-Künstlerinnen und ‑Künstler aus der ganzen Welt an. Auf den Berliner Mauern haben sich neben Hobby-Sprayerinnen und Hobby-Sprayern auch die ganz großen Namen der Szene wie Banksy oder Tristan Eaton ausgetobt.
Wer die urbane Berliner-Kunstszene erleben möchte, kann dies auf eigene Faust tun oder sich einer der vielen angebotenen Führungen anschließen. Du bist schon genug durch Berlin gewandert und wünschst es dir etwas bequemer? Dann steig in die U- oder S‑Bahn, denn: Drei U‑Bahn-Linien und eine S‑Bahn-Linie führen direkt an den Hotspots vorbei. Einen Überblick über die verschiedenen Routen findest du auf der Berliner Street-Art-Map.
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Köln
Die Stadt am Rhein ist nach Berlin eine der größten Street-Art-Hochburgen in ganz Deutschland. Wer mit offenen Augen durch Köln läuft, wird an so ziemlich jeder Ecke auf Straßenkunst treffen: Von großen Wandgemälden bis zu kleinen Stickern oder Stencils, also Graffiti mithilfe von Schablonen – die Stadt sprüht nur so vor Kreativität.
Die größte Dichte an Murals findest du in Ehrenfeld. Auf Häuserfassaden haben sich hier internationale Street-Art-Künstlerinnen und ‑Künstler wie der Belgier ROA oder die Südafrikanerin Faith 47 verewigt, aber auch lokale Sprayerinnen und Sprayer sind hier zu finden. Eine gut sechs Kilometer lange Route führt dich durch den Stadtteil, vorbei an den buntesten Wänden. Start ist in der Liebigstraße.
Der „Bananensprayer“ von Köln
Eine Berühmtheit in der Kölner Street-Art-Szene ist der „Bananensprayer“ Thomas Baumgärtel, der mit seinen politischen Motiven provoziert. Fehlen darf dabei natürlich nie sein Markenzeichen: die Banane. Und so lässt er Kim Jong-un auf einer Atombanane fliegen, porträtiert einen an einen Affen erinnernden Donald Trump mit Banane im Mund oder zeigt den türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan mit einer Banane im Po.
Wladimir Putin in Sträflingskleidung mit Bananenmütze: Der Bananen-Künstler Thomas Baumgärtel nutzt seine Kunst gern für politische Äußerungen.
Die gelbe Banane im Pop-Art-Stil à la Andy Warhol hat mittlerweile ihren Weg über die Grenzen Kölns und Deutschlands gefunden und ziert auch Wände im Ausland – stets im Kampf für Kunst- und Meinungsfreiheit.
Hamburg
Typisch nordisch, geprägt vom Hafen, dem Rotlichtviertel und zwei Fußballvereinen: Die Hamburger-Graffiti-Szene ist sichtbar stolz auf ihre Heimat, was sie mit Leidenschaft auf den Mauern und Wänden der Hansestadt zur Schau stellt. Maritime Motive wie Schiffe, Möwen und alte Seebären prangen hier neben leicht bekleideten Frauen und wahlweise einer schwarz-weiß-blauen Raute oder Totenköpfen.
Das Herz dieses Sprayers schlägt offensichtlich für St. Pauli.
Egal, ob du durch Eimsbüttel, St. Pauli, Altona oder Ottensen streifst: Die Steet-Art-Szene ist bunt und hat sich über die gesamte Stadt verteilt. Neben großen Murals an Wänden oder Sticker-Kunst an Mülleimern und Ampeln findest du hier auch unzählige eher streitbare Graffiti-Schriftzüge auf S- und U‑Bahnen. Kaum sind die einen entfernt, sind die nächsten schon wieder da – die Kostenfrage nach der Reinigung ist immer wieder Thema im Senat.
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„Pimmelgate“: Graffiti wird deutschlandweit bekannt
Das autonome Zentrum Rote Flora in der Schanze ist über die Jahre selbst zu einem einzigen Kunstobjekt geworden: Plakate, Sprüche, Graffiti und politische Forderungen zieren so ziemlich jede Mauer des Gebäudes. Ein Graffito hat ganz besonderen Ruhm erlangt und wurde als „Pimmelgate“ berühmt.
Das Graffito an der Roten Flora in Hamburg wurde als „Pimmelgate“ deutschlandweit bekannt.
Von dem Spruch „Andy, du bist so 1 Pimmel“ fühlte sich Hamburgs Innensenator Andy Grote beleidigt und ließ es im Mai 2021 von der Polizei übermalen. Kurz darauf war es wieder da. Es folgte ein Katz-und-Maus-Spiel, bis sich die Polizei letztlich geschlagen gab und sich wieder anderen Aufgaben widmete.
Gruppentouren, aber auch individuelle private Führungen, bei denen du entscheidest, ob du eher mehr über Murals oder Stencils erfahren möchtest, findest du unter anderem hier.
Leipzig
Leipzigs größte Freiluftgalerie befindet sich in Plagwitz-Lindenau. Hier wurde gesprüht und geklebt, was die Fantasie hergab: Comic-Figuren, politische Aussagen oder auch Porträts auf Schallplatten. Neben großformatigen Werken teilen sich mehrere Künstlerinnen und Künstler die „Ausstellungsflächen“ – im bloßen Vorbeigehen ist oftmals gar nicht alles zu erkennen.
Das bunte Wandgemälde an der Hauswand des Marriott-Hotels in Leipzig wirbt für Frieden.
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Zum exklusiven GutscheinDoch auch in Connewitz oder der Südvorstadt bringen Graffiti und Murals Farbe in die Straßenzüge. Die Frage „Ist das Kunst oder kann das weg?“ stellt sich hier schon lange keiner mehr. Die Street-Art-Szene gehört ebenso zum Stadtbild wie die Gründerzeithäuser oder das Völkerschlachtdenkmal.
Dresden
Neue deutsche Szene trifft auf Graffiti mit Geschichte: In der Dresdner Neustadt findest du neben aktueller Street-Art wie die geklebten Paste-up-Motive der Berliner Künstlerin Liz Art auch noch vereinzelt Kunstwerke aus der DDR-Zeit. Sie haben die Jahre überdauert und dokumentieren die Anfänge der Graffiti-Szene der Stadt. Nach der Wende haben sich hier nach und nach viele graue Häuserblöcke in bunte Leinwände für Kunst aus der Dose verwandelt.
Graffiti in der Dresdner Neustadt: Es ist das Szene-, Kultur- und Ausgehviertel der Stadt. Entsprechend bunt sind hier die Wandgemälde.
Während südlich des Alaunparks vor allem Stencils, also Graffiti mithilfe von Schablonen, oder auch plakatierte Paste-ups zu finden sind, zieren im Stadtteil Friedrichstadt große Wandgemälde die Fassaden. Straßenkunst wird hier nicht nur toleriert, sondern wurde sogar gezielt in Auftrag gegeben: 2012 sind hier zehn großflächige Murals von internationalen Künstlerinnen und Künstlern entstanden. Seither sind einige weitere dazugekommen.
Hintergründe und Details zu Dresdens Street-Art-Szene erhältst du bei einer alternativen Stadtführung, zum Beispiel von Nightwalk. Die rund zweistündige Tour wurde mit einem lokalen Straßen-Künstler erarbeitet und führt dich zu den Hotspots der Stadt an der Elbe.
Frankfurt
Anstatt immer wieder aufs Neue gegen illegale Graffiti vorzugehen, hat man sich in Frankfurt dazu entschlossen, den urbanen Sprayern und Sprayerinnen eine eigene Fläche zur Verfügung zu stellen: Am Ratswegkreisel in der „Hall of Fame“ leben sich seit 2014 Street-Art-Künstlerinnen und ‑Künstler aus, mal beeindruckend, kreativ, satirisch, manchmal aber auch ganz profan und mit zweifelhaftem Talent.
Wachposten: Die zwei auf die Mauer gesprayten Terrier scheinen die Europäische Zentralbank im Hintergrund zu bewachen.
Doch auch abseits der Mauern im Osten der Stadt hat die Frankfurter Street-Art-Szene ihre Spuren im Straßenbild hinterlassen: Unübersehbar ist das Mural „Bulle und Bär“ an der Friedberger Landstraße, eine Hommage an den Finanzstandort Frankfurt. Während Bulle und Bär miteinander kämpfen, blickt einem Carl Friedrich Gauß unbeeindruckt von der daneben befindlichen Hauswand entgegen. Einen Überblick über die Frankfurter Murals findest du hier.
Fliegende Pferde am Ostbahnhof
Wer am Ostbahnhof vorbeikommt, sollte hier unbedingt einmal aussteigen und sich in den Gang der „Fliegenden Pferde“ von Case Ma’Claim begeben. Die einst grauen Betonwände zieren mehrere Dutzend bunte und scheinbar schwebende Pferde, die die Reisenden auf ihrem Weg zur Bahn oder nach draußen begleiten. Ein weiterer Beleg dafür, dass Street-Art den öffentlichen Raum durchaus aufwerten kann.
München
München gilt als Vorreiter in Sachen Kunst aus der Dose: Als die Welle in den Achtzigern aus den USA nach Europa schwappte, griff man den Trend in der bayerischen Landeshauptstadt direkt auf, noch vor allen anderen deutschen Städten. Während sich die ersten Sprayer mit Geldstrafen abfinden mussten, wurde inzwischen der Wert der urbanen Kunst erkannt und ein eigenes Museum eröffnet.
Museum für urbane Kunst
Das Museum of Urban and Contemporary Art (Art) befindet sich im Herzen der Münchner Altstadt unweit des Marienplatzes. Auf 2000 Quadratmetern werden in den Räumen eines ehemaligen Umspannwerks immer wieder neue und auch vergängliche Werke gezeigt. Einen Überblick über die aktuellen Ausstellungen findest du hier. Und in dem Museum kannst du auch selbst aktiv werden: Es bietet Graffiti-Workshops mit Sprayerinnen und Sprayern aus der Münchner Szene an.
Ein Hauch von Amerika bringt dieses Graffito nach München.
Natürlich gibt es auch in München kostenlose Street-Art im freien Raum. Hierfür eignet sich besonders ein Ausflug in das ehemalige Olympiadorf und den verlassenen Olympia-Bahnhof. Oder du schaust auf der Street-Art-Citymap der Stadt, welche Orte sich mit deinem nächsten Besuch in München verbinden lassen.
Hannover
Egal ob Linden, List oder Nordstadt: In Hannover hat sich die Street-Art-Szene über die gesamte Stadt verteilt. Neben kleineren Graffiti, Postern oder Schablonen-Werken stechen vor allem die vielen Auftragsarbeiten ins Auge, die die Häuserfassaden zieren und das bunte Bild der niedersächsischen Landeshauptstadt unterstreichen. Für die einzelnen Viertel hat die Stadt sogar unterschiedliche Graffiti-Touren erstellt, die du auf eigene Faust unternehmen kannst.
Fast wie echt: Dieses aufwendige Werk in Hannover dürfte wohl nicht an einem einzigen Tag fertig gewesen sein.
Besonders die Gegend um das Kulturzentrum Glocksee und das Ihmezentrum ist in bunte Bilder gehüllt. In einem über hundert Meter langen Gang in der Glockseestraße dürfen sich Künstlerinnen und Künstler ganz legal ausprobieren. Im Sommer wechseln die Motive hier täglich, wobei besonders beeindruckende Motive eine etwas längere Überlebensdauer haben.
Zwei Festivals für Street-Art
Auch in der Ihme-Hall, einem Abschnitt entlang des Ihme-Ufers, darf seit Jahren legal gesprayt werden. Hier treffen sich im August während des Urban-Nature-Festivals für Graffitkunst Sprayerinnen und Sprayer zum Graffiti-Jam und zeigen, was in ihren Farbdosen steckt. Beim Hola-Utopia-Festival, das in der Regel im September stattfindet, darfst du in verschiedenen Workshops sogar selbst aktiv werden und dich an Hannovers riesigen öffentlichen Leinwänden ausprobieren.
Mannheim
Kunst für alle – jederzeit. Damit wirbt die Stadt Mannheim, die mit ihrem Projekt „Stadt Wand Kunst“ Urban Art im öffentlichen Raum fördert. Und seit 2013 hat sie sich tatsächlich mehr und mehr in eine Art Freiluft-Museum für internationale Street-Art verwandelt.
Gegen das Vergessen: Das riesige Mural in Mannheim soll an den Holocaust erinnern.
Mittlerweile zieren 35 Murals die Fassaden von Mannheims Häusern. Besonders viele Wandgemälde findest du im quadratisch angelegten Zentrum. Du kannst die Werke, die von Künstlerinnen und Künstlern wie Dmittri Aske aus Moskau oder The London Police umgesetzt wurden, auf eigene Faust erkunden oder eine von zwei unterschiedlichen Touren buchen. Eine Übersicht über alle Murals findest du hier.