Schleswig-Holstein hat sie fast alle: die beliebstesten Strandorte Deutschlands, wie die Insel Sylt oder auch Sankt Peter-Ording, nicht zu vergessen die friesischen Inseln. Das nördlichste Bundesland hat aber auch Perlen zu bieten, die noch nicht auf jeder Urlaubsliste stehen.

Wusstest du zum Beispiel, dass es hier die kleinste Stadt Deutschlands mit gerade mal 260 Einwohnerinnen und Einwohnern gibt? Oder ein ganzer Ort unter Denkmalschutz steht, weil die Häuser mit ihren Reetdächern teilweise mehrere Hundert Jahre alt sind? Der reisereporter verrät dir die schönsten Orte und Städte in Schleswig-Holstein, die sich besonders lohnen.

1. Hohwacht

Wenn du ein kleines und gemütliches Fischerdorf in Schleswig-Holstein suchst, bist du in Hohwacht genau richtig. Denn trotz des jährlichen Touristenansturms im beliebten Ostseebad der Hohwacher Bucht hat sich das Örtchen seinen individuellen Charme bewahrt. Du kannst durch die kleinen Gässchen spazieren, vorbei an den ortstypischen Reetdachhäusern bis zur bewaldeten Steilküste, von der du einen herrlichen Blick über die Ostsee genießen kannst.

Viele der originalen Wohnhäuser in Hohwacht sind heute Ferienhäuser für Urlauberinnen und Urlauber.

Dabei werden dir sicher die kleinen bunten Häuschen auffallen. Das sind sogenannte Badehütten, die du so an keinem anderen Ort in Deutschland zu Gesicht bekommen wirst. Sie erinnern an kleine Gartenhäuschen und sind teilweise seit Generationen und bis heute in Familienbesitz. 

Auch die Geschichte des Fischerdorfes ist in Hohwacht noch immer sichtbar. Zwar hat das Dorf seine Bedeutung als Hafen schon Ende des 19. Jahrhunderts verloren, als die Bahnstrecke Malente–Gremsmühlen–Lütjenburg eröffnet wurde, die Fischerhütten stehen jedoch bis heute noch an Ort und Stelle. Mittlerweile haben sich darin unter anderem Surfschulen niedergelassen. 

Am Strand der Hohwachter Bucht gibt es natürlich auch die ostseetypischen Strandkörbe.

Am Strand gibt es außerdem die große Flunder. Dabei handelt es sich um eine Seeplattform, auf der sich regelmäßig Verliebte das Ja-Wort geben. Die Flunder ist das Wahrzeichen der Region und du findest die Plattform direkt am Hauptbadestrand von Hohwacht. Von oben erinnert sie tatsächlich etwas an eine Flunder. Hier finden neben Trauungen auch regelmäßig Konzerte, Strandgottesdienste und andere kulturelle Highlights statt. 

Aktuelle Deals

2. Arnis

Arnis hat einen ganz besonderen Titel: Es ist die kleinste Stadt Deutschlands! Und das ganz offiziell, es gibt gerade mal 260 Einwohnende auf einer Fläche von 0,45 Quadratkilometern. Die Geschichte hinter dem Stadtrecht ist jedoch in einem dunklen Kapitel angesiedelt: Als die Nationalsozialisten 1934 das preußische Gemeindeverfassungsgesetz änderten, wurde aus Arnis eine Stadt. Zuvor zählte sie zu den sogenannten Flecken, wie damals in Norddeutschland kleine, aber lokal durchaus bedeutende Ansiedlungen genannt wurden. 

Arnis ist die kleinste Stadt Deutschlands. Und auch die Häuser haben sich dem Titel angepasst...

Nach der Gesetzesänderung erhielten erst mal alle Flecken Stadtrecht auf Probe. Der Regierungspräsident musste dies dann bestätigen und tat das bei Arnis auch, da seiner Meinung nach Hinweise auf eine städtische Struktur vorhanden waren. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs nahm die Stadt viele Menschen auf und die Einwohnerzahl erhöhte sich rasch auf über 1000 – was für einen kleinen Ort, der auf einer Halbinsel liegt, schon eine Menge ist. In den Sechzigern rauschte die Zahl jedoch wieder bergab, die Schule wurde geschlossen und der kleine Fischerort entwickelte sich allmählich zu dem winzigen touristischen Juwel, das er bis heute ist.

In der Mitte der lang gezogenen Halbinsel in der Schlei säumen die Häuser von Arnis eine Straße, die Touristinnen und Touristen allerdings nicht unbedingt befahren sollen. Die Stadt empfiehlt das Parken vor dem Ort und eine Erkundung zu Fuß. An der Langen Straße stehen die ältesten Häuser der Stadt und am südwestlichen Ende gibt es noch die historische Schifferkirche samt Friedhof. Arnis ist außerdem ein wunderbares Ziel zum Angeln und Entspannen.

3. Friedrichstadt

Gemütlich durch die Grachten schippern, die Idylle der Treppengiebelhäuser genießen und durch individuelle Geschäfte schlendern – du denkst, dass du das nur in Amsterdam erleben kannst? Falsch gedacht, du musst dafür nicht mal raus aus Deutschland, sondern nach Friedrichstadt in Schleswig-Holstein. 

Die Treppengiebelhäuser findest du auch am Marktplatz.

Friedrichstadt wurde vor rund 400 Jahren auf Initiative von Herzog Friedrich III. von Schleswig-Gottorf nach holländischem Vorbild erbaut, die Ähnlichkeit kommt also nicht von ungefähr. Außerdem sicherte er den Holländern Glaubensfreiheit zu, die aufgrund ihrer Religion verfolgt wurden. So gelangte Friedrichstadt als „Stadt der Toleranz“ in die heutigen Geschichtsbücher. Bis heute gibt es hier fünf verschiedene Gotteshäuser und die Remonstrantenkirche ist die einzige ihrer Art außerhalb der Niederlande

Im ersten Moment könntest du hier wirklich denken, du bist aus Versehen in den Niederlanden gelandet, denn du kannst sogar Grachtenfahrten buchen. Und die sind im Gegensatz zu Amsterdam nicht überfüllt und ausgebucht, sondern finden in gemütlichen Booten mit kleinen Gruppen statt. Auch mit dem Kanu lassen sich die Grachten prima erkunden. Im Sommer haben die kleinen Kanäle einen ganz besonderen Charme, dann sind sie im Rahmen des Friedrichstädter Lampionfestes romantisch beleuchtet. 

Weiterlesen nach der Anzeige

Anzeige

Friedrichstadt könnte die kleine Schwester von Amsterdam sein. Grachten und Treppengiebelhäuser gehören hier zum Stadtbild.

Friedrichstadt ist von den beiden Flüssen Eider und Treene umschlossen, die sowohl die Grachten speisen als auch ein wunderbarer Ort für eine Erfrischung sind. An der Treene gibt es sogar eine Badestelle mit Wasserrutsche und Badeinsel. 

4. Sieseby

Eine weitere kleine Schönheit in Schleswig-Holstein ist Sieseby. Rund zehn Kilometer südwestlich von Kappeln gelegen, ist der Ort vor allem für seine zahlreichen Reetdachhäuser bekannt. Das älteste Gebäude von Sieseby ist die Feldsteinkirche, die hier schon seit dem zwölften Jahrhundert steht. Der gesamte Ort steht übrigens seit 2000 unter Denkmalschutz. 

Die märchenhaften Reetdachhäuser in Sieseby stehen heute allesamt unter Denkmalschutz.

Das Dorf, das heute ein Ortsteil der Gemeinde Thumby ist, gehörte einst einem Kaufmann aus Hamburg, Gustav Anton Schäffer. Seine Initialen kannst du heute noch an vielen der denkmalgeschützten Häuser finden. Er übergab das Dorf im 19. Jahrhundert für 615.000 Reichstaler an die Herzogsfamilie Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg.

Sieseby ist besonders für Naturliebhaber ein herrliches Fleckchen Erde. Durch die Lage im Westen der Halbinsel Schwansen ist das Panorama der Schlei fast allgegenwärtig und es gibt zahlreiche malerische Wander- und Radwege. 

5. Ratzeburg

Dass du in Schleswig-Holstein immer wieder dem Thema Wasser begegnen wirst, ist kein Wunder. Immerhin hat das Bundesland sowohl eine Ostsee- als auch eine Nordseeküste. Aber nicht nur das: Es gibt hier auch eine Stadt, die nahezu komplett vom Wasser umgeben ist, die Inselstadt Ratzeburg. Das Zentrum liegt auf einer Insel, die wiederum gleich von vier Seen umgeben ist. 

Du kannst Boote leihen, auf den Großen Ratzeburger See, den Großen Küchensee, den Kleinen Küchensee oder auch auf den Domsee rausfahren und einen besonderen Blick auf den Ratzeburger Dom erhaschen. Wenn du dich nicht selbst anstrengen willst, kannst du es dir auch auf einem Ausflugsschiff gemütlich machen. 

Idyllischer könnte eine Stadt kaum gelegen sein: Das Zentrum von Ratzeburg ist umgeben von vier Seen.

Den etwas seltsam klingenden Namen hat Ratzeburg einem slawischen Fürsten zu verdanken, nämlich Ratibor, der den Spitznamen Ratse trug. Nach ihm wurde vor fast 950 Jahren die Burg und später auch die Stadt benannt.

Zwar ist Ratzeburg nicht mehr weit vom 1000. Stadtgeburtstag entfernt, jedoch ist von der ursprünglichen Stadt nicht mehr allzu viel übrig, da sie während einer militärischen Auseinandersetzung mit Dänemark 1693 fast vollständig zerstört wurde. Danach erbaute man Ratzeburg nach barocken Vorstellungen neu. 

6. Mölln

Die kleine Stadt Mölln sagt dir im ersten Moment vielleicht nichts, sicher aber einer ihrer berühmtesten Bewohner aus vergangenen Tagen: Till Eulenspiegel verbrachte hier seine letzten Lebensjahre. Zumindest steht es so in der Geschichte rund um den Volksnarr geschrieben. Die gereimte Inschrift auf einem Gedenkstein aus dem 16. Jahrhundert besagt, dass Eulenspiegel 1350 in Mölln gestorben sein soll. 

Laut der Geschichte soll Till Eulenspiegel seinen Lebensabend in Mölln verbracht haben. Ihn würdigt eine Skulptur auf einem Brunnen in der Innenstadt.

Ausgedachte Geschichte hin oder her, Mölln bezeichnet sich selbst gern als Eulenspiegelstadt. Und dem Geist des kleinen Anarchisten wirst du auch heute noch in Mölln begegnen. Neben Till Eulenspiegel spielt auch die Natur hier eine große Rolle. Das Stadtzentrum ist umgeben von über 1000 Hektar Wald und du brauchst nie weit zu laufen, um dir eine Auszeit von der Stadt nehmen zu können. 

Ein Großteil der Häuser in der Möllner Innenstadt stehen unter Denkmalschutz.

Ähnlich verhält es sich mit dem Wasser, auch das ist rund um die Stadt vertreten und auf drei Seen gibt es Ausflugsschiffe, die regelmäßig am Stadtseeanleger starten. Mölln selbst beherbergt zahlreiche niedliche Fachwerkhäuser, von denen 77 denkmalgeschützt sind. Am historischen Marktplatz steht sogar das zweitälteste Rathaus Schleswig-Holsteins. 

7. Glücksburg

In Glücksburg kannst du dänisches Lebensgefühl genießen und dich ganz hyggelig fühlen. Denn Dänemark und Glücksburg trennt gerade mal die Flensburger Förde, das macht sich in den Straßen und Gassen der Stadt bemerkbar. Die urigen kleinen Häuschen mit ihren Erkern und Backsteinen erinnern sofort an Dänemarks älteste Stadt Ribe. 

Die Stadt ist natürlich nicht einfach nur so nach einer Burg benannt, sondern hat auch eine märchenhafte zu bieten. Eigentlich ist diese ein Schloss, die Glücksburg. Umgeben von Wasser ist sie das Wahrzeichen der Stadt und gilt als Wiege der europäischen Königshäuser. 

Das Schloss Glücksburg ist Aushängeschild und Namensgeber des Ortes.

Bevor Herzog Johann zu Schleswig-Holstein-Sonderburg zwischen 1582 und 1587 die Glücksburg errichten ließ, stand an selber Stelle ein Kloster. Heute beherbergt das Schloss ein Museum, in dem zahlreiche Schätze präsentiert werden. „Gott gebe Glück mit Frieden“ war der Wahlspruch des Herzogs und ist gleichzeitig Namensursprung des Schlosses. 

Auf der Halbinsel Holnis nahe Glücksburg gibt es ein großes Naturschutzgebiet.

Wenn du lieber die Natur genießen möchtest, kannst du dich auf den Weg zur Halbinsel Holnis machen und durch das Naturschutzgebiet stromern. Nördlicher kannst du die Ostsee in Deutschland nicht erleben. Übrigens ist die Halbinsel auch ideal für einen Urlaub mit Hund, denn hier gibt es auch einen schönen Hundestrand für die vierbeinigen Freunde.

8. Schleswig

Die Wikingerstadt Schleswig hat dem Bundesland einen Teil seines Namens beschert. Der Name ist ungefähr so alt wie die Wikinger selbst, denn er stammt aus dem Altnordischen und bedeutet so viel wie Bucht der Schlei oder Hafen an der Schlei, angepasst an die lang gezogene Ostseebucht Schlei. Die Spuren der Wikinger sind in Schleswig bis heute sichtbar, der Grenzwall Danewerk und der Handelsplatz Haithabu sind seit 2018 sogar Unesco-Weltkulturerbe. 

Die Wikinger waren sich schon damals der Lage an der Schlei bewusst, schließlich lag hier das Zentrum der damaligen Handelsbeziehungen zwischen Nord- und Westeuropa. Aus dem Handelsplatz Haithabu wurde bis zum zehnten Jahrhundert eine reiche Stadt.

Du kannst den Spuren der Wikinger in Schleswig beispielsweise auf dem Lollfußer Mythenpfad folgen und dein Bargeld sogar in Wikinger-Taler eintauschen, die dann wiederum an mehr als 80 Orten eingelöst werden können.

Das Haithabu-Museum in Schleswig zeigt die bewegende Geschichte der Wikinger an diesem Ort.

Schleswig war sogar mal Hauptstadt, und zwar 1864, nachdem Preußen in den deutsch-dänischen Auseinandersetzungen Dänemark mithilfe von Österreich besiegte. Schleswig wurde daraufhin Hauptstadt der preußischen Provinz Schleswig-Holstein. Nach dem Zweiten Weltkrieg trat Schleswig den Titel an Kiel ab, als Ausgleich bekam die Stadt die obersten Gerichte des Bundeslandes, die Landesmuseen und das Landesarchiv. 

In Schleswig findest du immer wieder grüne Oasen mit Blick auf den Dom.

Abseits der Wikinger-Geschichten kannst du die Häfen von Schleswig entdecken, den Fischern beim Vorbereiten ihrer Boote zusehen oder einfach nur durch die maritime Idylle schlendern. Der Stadthafen und die Promenade liegen ganz in der Nähe der Altstadt und du hast überall einen herrlichen Blick aufs Wasser.