In den Flieger steigen und sich um nichts mehr kümmern müssen – für viele Menschen ist das die bevorzugte Art zu reisen. Verpflegung, die im Hotel rund um die Uhr zur Verfügung steht, und eine Absicherung, sollte es zu Zwischenfällen kommen, gehören oft zum Rundum-sorglos-Paket. 

Doch dabei verpasst man auch so manches – etwa lokales Essen außerhalb des Hotels, die lokale Kultur und Mentalität. Einige Reisende stellen ebenjenes in den Fokus ihrer Trips und wollen möglichst viel Zeit auch außerhalb der Anlage verbringen.

Wann sich welche Reiseform lohnt und welche Vor- sowie Nachteile sie jeweils haben, erklären wir dir im Überblick.

All-inclusive-Urlaub

Etwa die Hälfte aller Deutschen hat in den vergangenen Jahren einen Urlaub mit All-inclusive-Versorgung gemacht. Das ergab bereits 2017 eine Umfrage. Doch vor allem seit der Corona-Pandemie ist das Interesse an solchen Angeboten noch einmal gestiegen.

Mehr als die Hälfte aller Buchungen beim größten deutschen Reiseveranstalter Tui sind für Sommer 2023 All-inclusive-Reisen, bei Zielen wie Ägypten und der Türkei sind es bis zu 90 Prozent. Der Anteil liege so hoch wie nie, sagte Tui-Deutschland-Chef Stefan Baumert der „FAZ“. 

Du liegst am liebsten im Hotel am Pool? Dann ist ein All-inclusive-Hotel vielleicht das Richtige für dich.

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Für All-inclusive-Reisen ist typisch, dass der gesamte Urlaub vorab geplant ist. Reisende haben dadurch die volle Kostenübersicht und müssen sich um nichts kümmern – außer, aufzustehen und den Weg zum Pool oder zum Strand zu finden. Frühstück, Mittagessen und Abendessen sowie die Getränke sind durch eine Pauschale frei verfügbar, oft sind lediglich hochwertige alkoholische Getränke ausgenommen.

Wer wenig Zeit bei der Urlaubsplanung hat, gern alles organisieren lässt und den Urlaub am liebsten im Hotel am Pool oder am Strand verbringt, profitiert bei All-inclusive-Angeboten. Sie geben Planungssicherheit und erfordern wenig Eigeninitiative.

All-inclusive lässt sich zwar auch individuell buchen, die meisten nutzen aber Angebote von Veranstaltern, bei denen auch Flüge und Transfer inklusive sind. So ist die gesamte Reiseplanung in einer Hand – und häufig ist der Preis hierbei auch attraktiv.

Absicherung bei Pauschalreise mit All-inclusive-Verpflegung

Für viele Urlauberinnen und Urlauber ebenfalls entscheidend: Kommt es vor Ort (oder gar vor der Reise) zu Problemen, weil im Hotel etwas kaputt ist, es überbucht ist oder ein Flug ausfällt, ist der Reiseveranstalter in der Bringschuld. Er muss für einen gleich- oder höherwertigen Ersatz sorgen und im Zweifel bekommen Reisende einen Teil des Preises zurück.

Buffet in einem Hotel in der Türkei – so sieht es in vielen All-inclusive-Hotels aus.

Auch in Krisensituationen muss sich der Veranstalter um Reisende kümmern und einen schnellstmöglichen Rücktransport organisieren. All das ist in der EU-Pauschalreiserichtlinie europaweit geregelt.

Nachteil von All-inclusive-Urlaub

Der Nachteil am Konzept All-inclusive ist, dass Reisende ihr Urlaubsziel als Land häufig nicht kennenlernen. In den Hotels werden übliche Gerichte wie Pasta und Reis serviert, selten richtig lokale Küche. Oft sind die Hotels auch isoliert von anderen Städten, höchstens bei organisierten Ausflügen sehen die Urlauberinnen und Urlauber etwas mehr vom Land.

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Antje Monshausen von Tourismus Watch der Organisation Brot für die Welt kommentierte bereits im vergangenen Jahr beim RedaktionsNetzwerk Deutschland: „All-inclusive ist mehr als eine Verpflegungsform. Da geht es auch um eine Haltung zum Tourismus.“

Oft handelt es sich bei All-inclusive-Hotels um große Anlagen mit Hunderten Zimmern, sprich: Die Individualität bleibt auf der Strecke – verächtlich wird hin und wieder von „Bettenburgen“ gesprochen.

Je nachdem, welche Getränke man im Urlaub bevorzugt, kann all-inclusive billiger oder teurer sein.

Für Familien mit Kindern kann das wiederum bereichernd sein – die Kinder finden oft schnell Anschluss und haben auch Spaß-Angebote wie Wasserrutschen vor der Tür. 

Wer sich also für Kultur und „Land und Leute kennenlernen“ interessiert, sollte eine andere Reiseart wählen. In einigen Ländern, etwa Spanien, sollen All-inclusive-Urlaube daher auch eingeschränkt werden. Ein Problem an der Reiseart ist nämlich, dass Touristinnen und Touristen das Geld nahezu ausschließlich an Reiseveranstalter und internationale Hotelketten zahlen und die lokale Wirtschaft so kaum profitiert.

Individuell reisen

Das genaue Gegenteil vom All-inclusive-Konzept ist das individuelle Reisen. Auf eigene Faust ein Land oder eine Region zu erkunden kann anstrengend, aber bereichernd sein. Reisende können lokales Essen probieren (und mehr Abwechslung als beim Buffet im Hotel bekommen), über lokale Märkte schlendern und mit Einheimischen ins Gespräch kommen.

Darin liegt auch ein Vorteil: Die Reise ist mehr als ein Urlaub, es geht in der Regel nicht nur um Entspannung an Meer und Pool, sondern darum, etwas zu erleben und den eigenen Horizont zu erweitern. Reisende, die ohne vorgegebenen Plan unterwegs sind, tauchen ganz anders in eine Kultur ein und müssen offener für Begegnungen sein.

Individuell unterwegs beim Wandern, zum Beispiel wie diese zwei Menschen in den Karpaten.

Individualreisen sind flexibler

Auch die Flexibilität schätzen viele Reisende, die auf eigene Faust unterwegs sind. Sie können spontan Pläne ändern und in den Tag hinein leben – und einfach an einem Ort bleiben, an dem es ihnen gefällt. Buchungsplattformen wie Booking oder Airbnb machen es möglich, individuelle und kleine, persönlich geführte Unterkünfte genau wie große Hotels zu finden. Oft können die Unterkünfte bis zum Tag vor der Anreise kostenfrei storniert werden.

Wer individuell reist, sollte sich schon vorab mit seinem Reiseziel auseinandersetzen, um beispielsweise eine ungefähre Route festzulegen und sich um Unterkünfte für die ersten Tage zu kümmern. Zudem gilt es, passende Flüge herauszusuchen. Wer etwas Zeit investiert, kann hier auch einige Schnäppchen machen. Vor allem bei Fernreisen ist es oft günstiger, individuell zu reisen, als pauschal zu buchen, schreibt „EU Claim“, ein Portal für Passagierrechte.

Außerdem sollten sich Urlauberinnen und Urlauber mit Gepflogenheiten an ihrem Reiseziel vertraut machen, um nicht unangenehm aufzufallen.

In manch einem Land kann es beim individuellen Reisen auch zu Sprachbarrieren kommen. Zwar kommen Reisende mit Englisch sehr weit, aber nicht in jedem Land und vor allem nicht in jeder Region wird Englisch gesprochen. Wer plant, individuell in ein nicht englischsprachiges Land zu reisen, sollte sich vorab über mögliche Sprachbarrieren informieren und gegebenenfalls ein Wörterbuch mitnehmen oder Apps zum Übersetzen nutzen.

Viele größere Hotels haben private Strandbereiche nur für die Gästinnen und Gäste der Anlage.

Nachteil: Fehlende Absicherung bei Individualreisen

Schwierig kann es bei individuell geplantem Urlaub werden, wenn es zu Problemen kommt. Fällt der Flug aus, müssen sich Reisende selbst mit der Airline in Verbindung setzen. Geht ein Ersatzflug erst Tage später und man hat möglicherweise für die ersten Tage schon ein Hotel oder einen Ausflug gebucht, bleibt man auf den Kosten sitzen.

Auch wenn im Hotel etwas nicht passt, gibt es keinen Vermittler zwischen beiden Parteien. Hier kann allerdings helfen, ein Hotel erst einmal nur für einige Tage zu buchen und zu verlängern, wenn es einem zusagt.

Aber: Wenn es um eine mögliche finanzielle Entschädigung bei einem Flugausfall oder einer Flugverspätung geht, dann haben Individualreisende die gleichen Rechte wie Pauschalreisende (mit oder ohne All-inclusive). Die EU-Fluggastrechte gelten für alle Flugäste und ‑gästinnen.

Pauschalurlaub: Alternativen zum All-inclusive-Angebot

Pauschalurlaub kann ausschließlich all-inclusive sein, aber auch Elemente des individuellen Reisens beinhalten. So ist es etwa möglich, den Flug und einzelne Hotels eines Aufenthaltes über einen Veranstalter oder ein Reisebüro zu buchen und sich um den Rest selbst zu kümmern.

Beispiel: Der Reiseanbieter bucht den Flug von Frankfurt nach Südafrika, das erste Hotel in Kapstadt, das letzte Hotel in Johannesburg sowie den Mietwagen. Die Route, die Hotels unterwegs sowie die Safari buchen die Reisenden selbst. Vorteile sind eine gewisse Flexibilität sowie die Absicherung über den Veranstalter bei Flügen und Mietwagen. Für die beim Veranstalter gebuchten Teile der Reise gilt dann das Pauschalreiserecht, das finanzielle Risiko für Reisende wird also minimiert.

Frühstück in einem türkischen Hotel. Wer eine Pauschalreise bucht, kann sich zwischen verschiedenen Verpflegungskonzepten entscheiden.

Doch selbst wenn alle Bausteine über einen Reiseveranstalter gebucht sind – das Hotel für den gesamten Aufenthalt, die Flüge, der Transfer –, heißt das nicht zwangsläufig, dass man All-inclusive-Urlaub machen muss. Pauschalreisen können gar keine Verpflegung, nur Frühstück, Halbpension (Frühstück und Abendessen) oder Vollpension (Frühstück, Mittagessen, Abendessen, alles ohne Getränke) beinhalten.

Wer gern lokal isst und abends mal rauskommen möchte, kann einen Pauschalurlaub mit Frühstück buchen – so ist die Person auf der sicheren Seite bei möglichen Problemen, hat aber auch die Möglichkeit, das Land ein wenig kennenzulernen. Bei den Getränken ist entscheidend, auf was wert gelegt wird: Wird im Urlaub vor allem Wasser getrunken oder legt man auf hochwertige Produkte wert, ist all-inclusive finanziell mitunter nicht lohnenswert. 

All-inclusive oder individuell reisen: Was passt denn nun zu mir?

Reisende sollten sich vorab Gedanken machen, welche Art von Urlaub sie anstreben, und einige Fragen beantworten: 

  • Möchte ich meinen Urlaub in einem einzigen oder wenigen Hotels verbringen? 
  • Möchte ich mich hauptsächlich auf dem Hotelgelände aufhalten?
  • Möchte ich lokale Küche probieren oder die Komplettversorgung im Hotel? 
  • Möchte ich nur mal Ausflüge machen oder am liebsten das ganze Zielland kennenlernen? 
  • Wie viel (finanzielles) Risiko bin ich bereit, selbst zu tragen?
  • Wie viel Zeit habe ich, um mich um die Organisation meiner Reise zu kümmern? 
  • Gibt mir flexibles Reisen, bei dem ich spontan mit Herausforderungen umgehen muss, ein gutes Gefühl oder verdirbt mir das die Laune?

Wer vor allem am Pool oder Strand liegen will, ist mit all-inclusive gut bedient. Wer sich etwas mehr Individualität wünscht, aber gern gut abgesichert sein will, kann zwar auch pauschal buchen, dann aber vielleicht nur mit Frühstück. Wer gern dem Massentourismus entflieht, bucht hingegen individuell.