Prunkvolle Fassaden, englische Mauern und ganz viel Geschichte: In Mecklenburg-Vorpommern warten viele Schlösser auf deinen Besuch. Im ganzen Bundesland schlummern versteckte Schönheiten und märchenhafte Anwesen.

Rund um und mitten auf der Mecklenburgischen Seenplatte bis hoch nach Rügen haben frühere Hoheiten malerische Schlösser errichten lassen, die bis heute erhalten geblieben sind. Der reisereporter stellt die schönsten Exemplare genauer vor.

1. Schloss Güstrow

Schloss Güstrow befindet sich südlich von Rostock im gleichnamigen Städtchen Güstrow. Laut den Kunstsammlungen Mecklenburg-Vorpommern gehört das Schloss zu den bedeutendsten in Nordeuropa. Nachdem 1557 die Güstrower Fürstenburg abgebrannt war, ließ Herzog Ulrich zu Mecklenburg das Schloss errichten. Der italienischstämmige Architekt Franz Paar ließ vor allem im West- und im Südflügel die Renaissance sprechen.

1586 brannte es erneut, und diesmal traf es den Burgflügel an der Nordseite. Daraufhin ließ der neue niederländische Hofbaumeister Philipp Brandin das Schloss um den Nord- und Ostflügel erweitern. Die Arbeiten dauerten bis 1598.

Das Schloss war auch viele Jahre unbenutzt, nachdem die Güstrower Herzogslinie 1695 endgültig ausstarb und die Stadt zur Nebenresidenz der Schweriner Herzöge degradiert wurde. Es begann zu verfallen.

Das Schloss Güstrow hat eine bewegte Geschichte hinter sich.

Zwischen 1817 und 1945 diente es als Landarbeitshaus, danach als Altenheim. 1963 begann schließlich die Restaurierung des Schlosses, sowohl innen als auch außen. Auch Anfang 2023 laufen umfassende Baumaßnahmen, deshalb ist die Dauerausstellung derzeit geschlossen.

Aktuelle Deals

2. Jagdschloss Granitz

Das Jagdschloss Granitz wird auch als Krone Rügens bezeichnet. Von hier kannst du über die Insel und das Meer blicken, bei gutem Wetter sogar bis zur Bucht von Binz. Das Schloss war einst der Jagdsitz der Putbuser Fürstenfamilie und wurde zwischen 1837 und 1846 erbaut. 

Schon davor ließ die Familien hier ein Belvedere errichten, um von dort aus zu ihren fürstlichen Jagden aufzubrechen. Doch das reichte irgendwann nicht mehr. Es musste mehr Prunk und Ansehen her, also begannen die Bauarbeiten für das Schloss. Schon damals wurde es schnell zum Besuchsmagneten und als schönstes Jagdschloss Deutschlands bezeichnet. 

Das Jagdschloss Granitz ist ein Highlight auf der Insel Rügen.

Das Schloss hat einen nahezu quadratischen Grundriss, und der runde Mittelturm ist bis heute der Star des Jagdschlosses. Besucherinnen und Besucher können die 154 Treppenstufen erklimmen und haben dann in 38 Metern Höhe einen spektakulären Blick über Rügen. Drinnen können sie sich eine Ausstellung zur Geschichte des Hauses anschauen.

3. Schloss Schwerin

Das Schloss Schwerin ist ein echtes Märchenschloss und ein absoluter Hingucker in der Stadt. Doch so majestätisch sah die Residenz nicht immer aus. Schon im slawischen Mittelalter des zehnten Jahrhunderts ließen die Obotriten, die Stammväter der mecklenburgischen Fürsten, auf der vorgelagerten Insel im Schweriner See eine Burg errichten. Auf Überreste des Burgwalls sind Archäologen Jahrhunderte später gestoßen. Es wird vermutet, dass die Wallanlage erst viel später, nämlich Ende des 14. Jahrhunderts, ausgebaut wurde. 

Im 16. Jahrhundert wuchs die Residenz unter Johann Albrecht I. weiter. In dieser Zeit entstanden die Fassaden mit den für die mecklenburgische Renaissance typischen Terrakotten. Manche Teile der Fassaden konnten während der Neugestaltung des Schlosses im 19. Jahrhundert renoviert und wiederverwendet werden.

Weiterlesen nach der Anzeige

Anzeige

In den Jahrhunderten nach dem Bau von Albrecht I. herrschte Stillstand im Schloss. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts wurde unter Großherzog Friedrich Franz II. weitergebaut. Der junge Monarch gab einen radikalen Umbau in Auftrag. 

Das Schloss Schwerin ist mit Abstand das prunkvollste in Mecklenburg-Vorpommern.

Der Bau, wie wir ihn heute kennen, entstand mithilfe zahlreicher Architekten zwischen 1843 und 1857. Die Inszenierung des Überwältigenden ist nicht nur von außen sichtbar, sondern setzt sich auch innen fort.

Das Schloss gilt heute als die größte und architektonisch wie künstlerisch anspruchsvollste Residenz des 19. Jahrhunderts. Heute beherbergt es ein Museum und das Parlament des Landes Mecklenburg-Vorpommern. 

4. Schloss Mirow

Im Vergleich zu Schloss Schwerin wird es in Mirow etwas gemütlicher. Auf einer kleinen Insel inmitten der Mecklenburgischen Seenplatte befindet sich das Schloss Mirow. Und hier stehen große Namen auf der Gästeliste, im wahrsten Sinne des Wortes: Friedrich der Große gastierte hier 1736.

Sympathisch verhielt er sich laut Überlieferung jedoch nicht. Die Schlossbewohnerinnen und ‑bewohner hielt er für einfach, urkomisch und ungebildet, gab ihnen den Spitznamen Mirokesen. 

Auf Schloss Mirow gastierte sogar schon Friedrich der Große.

Errichtet wurde Schloss Mirow 1709 als Witwensitz für Herzogin Christiane Aemilie Anthonie von Mecklenburg-Strelitz. Der hochbarocke Festsaal, gestaltet vom italienischen Stuckateur Giovanni Battista Clerici, ist heute noch erhalten und lässt sich angesichts der recht schlichten äußeren Hülle hier drin kaum vermuten.

Genauso wie friderizianische Rokokos, Kunstwerke aus der Zeit Friedrichs des Großen. Denn als Preußen in den Siebenjährigen Krieg eintrat, gab es für die Künstler im Nachbarland kaum noch Arbeit. Sie suchten sich anderswo neue Aufträge, unter anderem in Mirow.

So ließ Herzogin Elisabeth Albertine das Haus zwischen 1756 und 1761 ein weiteres Mal umgestalten und ihr Appartement bekam friderizianische Dekorationen. Deshalb gehört Schloss Mirow bis heute zu den berühmtesten Ausstattungsphänomenen Europas. Auch handgestickte Tapeten gibt es hier zu sehen.

Und auch für Mecklenburg-Vorpommern hat das Gebäude großen Wert. Denn gerade in der Region des ehemaligen Herzogtums Mecklenburg-Strelitz sind viele Verluste im 20. Jahrhundert zu beklagen gewesen, unter anderem das Residenzschloss Neustrelitz, das 1945 völlig zerstört wurde, ebenso das Neubrandenburger Palais.

5. Schloss Bothmer

Schloss Bothmer steht im Süden der Kleinstadt Klütz, die Ostsee ist gerade einmal vier Kilometer entfernt. Graf Hans Caspar von Bothmer hat dafür gesorgt, dass die Besucherinnen und Besucher heute durch Schloss und Park flanieren können.

Er lebte seinerzeit in London, genauer in der berühmten Downing Street. Von hier aus erteilte er 1726 den Auftrag, ein schickes Anwesen im Klützer Winkel errichten zu lassen. So kam Mecklenburg-Vorpommern zu seinem englischen Schlösschen.

Schloss Bothmer ist ein Stückchen England mitten in Mecklenburg-Vorpommern.

Graf Bothmer war tatsächlich der erste Premierminister Großbritanniens, der in der Downing Street 10 lebte. Damals hieß das Haus noch Bothmer House. Auf seinem Schloss in Mecklenburg-Vorpommern lebten die Grafen seiner Linie noch Generationen nach ihm, bis 1945. Nach Kriegsende wandelte man das Schloss in ein Altenheim um und bemühte sich erst 2015 um eine umfassende Sanierung und Wiederherstellung. Nun ist es Schlossmuseum und Kulturort.

Die Insel, auf der das Schloss gebaut wurde, ist von einem Wassergraben umgeben. Im Sommer dient der Garten als Veranstaltungsort für Konzerte. Wenn du zum Schloss Bothmer fährst, wird dir die Allee direkt auffallen: Die Festonallee ist einer der schönsten Anblicke in Mecklenburg-Vorpommern.

6. Schloss Wiligrad

Das Schloss Wiligrad befindet sich am Steilufer des Schweriner Sees zwischen Lübstorf und Bad Kleinen. Die Kunstsammlungen Mecklenburg-Vorpommern bezeichnen Wiligrad als unbekannte Perle des Bundeslandes, sogar als beinahe ungehobenen Schatz. Denn zwischen 1945 und 1989 hat sich aus politischen Gründen niemand für das Schloss interessiert. 

Das Schloss Wiligrad trägt einen eher ungewöhnlichen Namen und ist eines der weniger bekannten Schlösser in Mecklenburg-Vorpommern.

Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg-Schwerin hatte Wiligrad um 1900 errichten lassen, ganz nach seinen eigenen Vorstellungen, heißt es. Als Vorbilder nahmen sich er und sein Architekt Albrecht Haupt bereits bestehende Schlösser wie Gadebusch, Güstrow oder auch Schwerin.

Das Gebäude war in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg zwar als Schloss unbedeutend, wurde aber dennoch genutzt, unter anderem als Parteischule und als Ausbildungsstätte der Polizei. In der Parkanlage wurden sogar Schießstände, Bunker und Wohnblöcke errichtet. Nach 1990 wurde es wieder instand gesetzt, und auch der Kunstverein Wiligrad siedelte sich in dieser Zeit hier an. Bis heute veranstaltet er regelmäßig Ausstellungen mit zeitgenössischer Malerei, Bildhauerei und Grafik. 

7. Schloss Ludwigslust

Hier wird ordentlich mit Wasser gespielt: Das Schloss Ludwigslust ist ein echtes Erlebnis. Zahlreiche Wasserspiele und künstlich angelegte Wasserfälle ziehen Besucherinnen und Besucher in ihren Bann.

Das ist nur möglich, weil im 18. Jahrhundert ein stolzer, 28 Kilometer langer Kanal angelegt wurde. 1735 stand hier zunächst ein kleines Jagdschloss in dem Ort, der damals noch Klenow hieß und heute den Namen Ludwigslust trägt. 

Schloss Ludwigslust hat sich vom kleinen Jagdschloss zum prunkvollen Anwesen gemausert.

Das kleine Jagdschloss wurde mit der Zeit immer wieder erweitert, und Herzog Christian Ludwig II. gab ihm schließlich den Namen „Ludewigs-Lust“. Sein Sohn Friedrich vollendete sein Werk schließlich und ließ sich im Schloss nieder. Er ließ außerdem noch eine Siedlung bauen, eine Kirche, einen Garten und ganz nebenbei noch ein neues Schloss mit Sandsteinfassade. Das gesamte Ensemble kennen wir heute als Schloss Ludwigslust. 

Der Ostflügel des Schlosses wurde fünf Jahre lang saniert und zeigt den Besucherinnen und Besuchern heute 18 Räume, die die Welt des 18. Jahrhunderts im Schloss nachempfinden lassen. Star des Schlosses ist der Goldene Saal mit korinthischen Säulen, edlem Parkett und allerlei Nippes. Auch die Bildergalerie wurde aufwendig wiederhergestellt und gilt heute als spektakulärste Restaurierungsmaßnahme im ganzen Schloss.