Mehr als ein Schloss: Das kannst du in Versailles entdecken
Versailles? Klar, das ist der prunkvolle Palast von Ludwig XIV. Nach dem Schlossbesuch solltest du aber unbedingt noch eine Weile in der französischen Stadt bleiben, denn es gibt eine Menge mehr zu sehen.
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Ein opulentes Barockschloss mit reich verzierten Sälen – das ist das Erste, woran die meisten bei Versailles denken. Mit rund fünf Millionen Besucherinnen und Besuchern im Jahr zählt das Versailler Schloss zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten in Frankreich. Nur eine gute halbe Stunde mit dem Zug von Paris entfernt, besichtigen viele das berühmte Bauwerk bei einem Tagesausflug während eines Urlaubs in der französischen Hauptstadt.
Aber nach einer Schlossbesichtigung direkt wieder in den Zug oder ins Auto steigen und die Rückreise antreten? Das wäre schade.
Denn die Stadt Versailles hat noch so viel mehr zu bieten als „nur“ die Palastanlage: historische Kulturschätze, zauberhafte Gärten und eine gut erhaltene Altstadt zum Flanieren und Entdecken. Nicht ohne Grund wurde sie von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt. Der reisereporter verrät dir, was du dir bei einem Besuch in Versailles auf keinen Fall entgehen lassen solltest.
1. Die Marché Notre-Dame
Wenn du heute nach Versailles reist, dann ist es nur schwer vorstellbar: Bis der Vater des Sonnenkönigs, Ludwig XIII., das Land 1623 kaufte, befand sich dort nur ein kleines Dorf mit rund 1000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Der französische König ließ ein erstes kleines Schloss bauen, das als Unterkunft bei seinen Jagdausflügen diente. Aber erst als sein Sohn Ludwig XIV. das Schloss zur Königsresidenz ausbauen ließ, begann auch die Stadt zu wachsen.
Der Marché Notre-Dame gilt als einer der schönsten Märkte Frankreichs.
Das älteste Viertel von Versailles trägt den Namen Notre-Dame. Dort ließ der Sonnenkönig vor knapp 400 Jahren einen Markt anlegen, der heute als einer der schönsten Märkte in Frankreich gilt: den Marché Notre-Dame. Die Aufschriften auf den vier Eingängen verraten, was damals in den Markthallen verkauft wurde: à la farine (Mehl), à la marrée (Meerestiere), à la viande (Fleisch) und aux herbes (Kräuter).
Heute findest du in den beiden Hallen sämtliche französischen Spezialitäten, die das Foodie-Herz höherschlagen lassen: von Käse über frischen Fisch und Würste bis hin zu französischen Weinen und Säften. Draußen vor den Markthallen bieten weitere Händlerinnen und Händler je nach Wochentag Lebensmittel oder Kleidung und Lederwaren an.
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Außerdem finden auf dem Marktplatz regelmäßig kleine Konzerte und Festivals statt. Nimm dir also etwas Zeit, um in Ruhe in das lebhafte Getümmel einzutauchen und dich über die kopfsteingepflasterten Straßen treiben zu lassen.
2. Das Quartier Notre-Dame und das Quartier des Antiquaires
Nach einem Bummel über den Markt lohnt sich ein Besuch in der Église Notre-Dame. Die neoklassizistische Kathedrale wurde im 17. Jahrhundert erbaut und war eine Pfarrkirche der französischen Könige, der königlichen Familie und der Mitglieder des Hofes. Im Inneren gibt es Glasmalereien, Skulpturen und andere Kunstwerken zu bewundern.
Wenn du mehr über die bewegte Geschichte der Stadt Versailles erfahren möchtest, bietet sich ein Abstecher in das nahe gelegene Museum Lambinet an. In dem Herrenhaus aus dem 18. Jahrhundert findest du Skulpturen und Gemälde ebenso wie Möbel und Kunstwerke und bekommst spannende Einblicke in das damalige Leben in der Stadt.
Du magst Geschichte lieber zum Anfassen? Dann mach einen Spaziergang durch das Quartier des Antiquaires, das Stadtviertel der Antiquitätenhändler. Rund um die Rue Rameau findest du viele kleine Antiquitätengeschäfte, die antike Schätze wie Schmuck, Möbel, Spielzeug und Porzellan verkaufen. Auch wenn du kein Geld ausgeben möchtest, sind die malerischen Gassen ein echtes Highlight.
3. Das Quartier Saint-Louis
Schmale, kopfsteingepflasterte Gassen mit charmanten kleinen Häusern, versteckten Handwerksbetrieben und urigen Cafés findest du auch im Stadtteil Saint-Louis. Das Viertel südlich vom Schloss entstand ebenfalls unter dem Sonnenkönig. Seitdem scheint hier die Zeit stehen geblieben zu sein.
Besonders malerisch ist es an der Kreuzung der Rue Royale und der Rue Anjou. 1737 wurden dort Häuser für die Läden gebaut, die nicht in der Markthalle Notre-Dame Platz fanden. Einige Jahre später machte man daraus Wohnhäuser und erhöhte die Bauwerke mit einem Mansardendach. Einige der Häuser ließ die Stadtverwaltung abreißen, andere sind erhalten geblieben und stehen unter Denkmalschutz.
Über den Dächern des Viertels Saint-Louis thront die Kathedrale.
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Über den Dächern des Viertels thront die Kathedrale Saint-Louis mit ihren zwiebelförmigen Kuppeln. Eindrucksvoll sind vor allem die reich verzierten Kirchenfenster und die historische Orgel, die unter Denkmalschutz steht. Wenn du die Gelegenheit hast, dann besuch ein Konzert in der Kathedrale und lausche dem gewaltigen Klangvolumen.
Neben der Kathedrale findest du im Stadtteil Saint-Louis noch zwei weitere wichtige historische Orte: den Potager du Roi und die Salle du Jeu de Paume.
4. Der königliche Küchengarten (Potager du Roi)
Der Sonnenkönig Ludwig XIV. soll ein begeisterter Esser gewesen sein. Deswegen beauftragte er den Direktor der königlichen Früchte- und Gemüsegärten Jean-Baptiste La Quintinie, in Versailles einen königlichen Obst- und Gemüsegarten anzulegen. Fünf Jahre dauerte es, bis der neun Hektar große Garten am Schloss angelegt war.
Im Küchengarten des Königs werden heute noch jährlich mehrere Tonnen Gemüse und Obst angebaut.
Um das Schloss ganzjährig mit frischem Obst und Gemüse versorgen zu können, experimentierte La Quintinie mit verschiedenen Sorten und Kulturmethoden. So gab es Erdbeeren bereits im Januar und Spargel schon im Dezember. Der Garten brachte aber nicht nur Essen auf den königlichen Tisch, sondern war auch ein prächtiges Statussymbol.
Heute pflegen Studierende einer Gärtner-Hochschule den Garten. Vor allem alte Sorten aus 17. bis 19. Jahrhundert werden hier angebaut. Jährlich liefern die Gärten etwa 30 Tonnen Früchte und 20 Tonnen Gemüse. Ein Teil davon wird in der angeschlossenen Boutique du Potager du Roi verkauft, wo du die besonderen Sorten probieren kannst.
5. Das Ballhaus (Salle du Jeu de Paume)
Im Versailler Ballhaus wurde Geschichte geschrieben: Hier schworen sich Abgeordnete des dritten Standes und des Adels, nicht auseinanderzugehen, bis Frankreich eine neue Verfassung bekommen hatte. Damit begann die Französische Revolution.
Ursprünglich wurde im Ballhaus das beliebte Ballspiel Jeu de Paume gespielt, ein Vorläufer von Tennis. Doch weil Ludwig XIV. 1789 den Sitzungssaal im Schloss Versailles schließen ließ, um eine Versammlung des dritten Standes zu verhindern, mussten die Abgeordneten auf die Sporthalle ausweichen.
Heute findest du in dem großen Saal Marmorbüsten früherer französischer Politiker und viele Informationen über die Französische Revolution. Ein kurzer Besuch lohnt sich, denn du bekommst tolle Einblicke in die Geschichte von Versailles.
6. Das Grand Trianon und das Petit Trianon
Geschichtsträchtig und absolut sehenswert sind auch die Trianonschlösser, die du ein Stück vom Schloss entfernt neben dem Petit Parc findest.
Das erste der Lustschlösser, das Grand Trianon, ließ Ludwig XIV. bauen, um dort abseits vom Hof Zeit mit seiner heimlichen Ehefrau Madame de Maintenon verbringen zu können. Das Anwesen ist weniger prunkvoll als das Schloss Versailles, mit seinen rosa Marmorplatten und den offenen Torbögen aber trotzdem ein wunderschöner Anblick.
Das Grand Trianon wurde mit edlen Marmorsorten gestaltet und deswegen auch Trianon de Marbre genannt.
Auch das Petit Trianon diente als Rückzugsort vom Leben am Hof. König Ludwig XVI. schenkte das Schlösschen seiner Frau Marie-Antoinette, die das Anwesen nach ihren Vorstellungen herrichten ließ. Drinnen kannst du dir die Wohnräume der Königin anschauen, draußen lädt ein eigener Schlosspark zum gemütlichen Spaziergang ein.
Marie-Antoinettes idyllisches Modelldorf: Das Hameau de la Reine.
Hinter dem Petit Trianon ließ Marie-Antoinette das Hameau de la Reine (Weiler der Königin) errichten. Das Anwesen wirkt wie eine Märchenkulisse: Verschlungene Wege führen durch ein Modelldörfchen voller kleiner Häuser und einer Mühle.
Von außen erinnern sie an einen Bauernhof, innen waren die Gebäude aber prächtig eingerichtet. Auf dem Gelände gab es auch eine echte Farm, auf der Tiere lebten. Nachdem das Dorf lange Zeit vernachlässigt wurde, kannst du heute wieder entlang der restaurierten Gebäude spazieren.
7. Die königliche Oper im Versailler Schloss
Der Besuch des Schlosses Versailles gehört bei einem Ausflug in die Stadt natürlich einfach dazu. Neben den königlichen Gemächern und den reich verzierten Sälen, allen voran natürlich der berühmte Spiegelsaal, gibt es aber auch hier noch eine Menge zu entdecken.
Reich verziert: Die königliche Oper im Schloss von Versailles.
Besonders beeindruckend ist das königliche Opernhaus. Es ist weltberühmt für seine außergewöhnliche Akustik und die Innenausstattung aus marmoriertem Holz. Du kannst die Oper im Rahmen einer Führung besichtigen, oder du besucht eine der Aufführungen, die hier regelmäßig stattfinden. Auch in der Schlosskapelle lohnt sich ein Besuch, ebenso wie in der Galerie des Carrosses, dem Kutschenmuseum.
8. Der Schlosspark und die Gärten von Versailles
Die Gärten von Versailles zählen zu den schönsten der Welt. Alleen, Kanäle und Haine ziehen sich durch den sorgfältig angelegten Schlosspark, Springbrunnen und Statuen schmücken die zahlreichen Wege, die strahlenförmig vom Schloss wegführen.
Das Schloss von Versailles.
Einer der exotischsten Teile des Gartens ist die Orangerie mit insgesamt 1.055 Bäumen und kompliziert gemusterten Rasenflächen rund um einen kreisrunden Teich in der Mitte.
Die Wasserallee führt dich vorbei an 14 aufwendig verzierten Brunnen, und auf dem Königsweg kannst du neben hohen Bäumen und Skulpturen vom Amphitheater von Leto bis zum berühmten Apollo-Brunnen schlendern.
Die Orangerie im Schlosspark von Versailles: Während des Sommers stehen hier rund 1055 Kübelbäume.
Ganz besonders schön ist ein Besuch der Gärten im Sommer, wenn während der musikalischen Wasserspiele die Springbrunnen zu den Klängen von barocker Musik sprudeln.
Tipp: Weil die Gärten so weitläufig sind, lohnt es sich, ein Fahrrad auszuleihen. Dann kannst du mehr vom Park erkunden und auch die Wege beispielsweise zwischen Schloss und Trianon schneller zurücklegen.