Italiens Kulturhauptstadt 2023: Bergamos geheime Schätze
Im Schatten des Glanzes von Mailand und der Alpen verbirgt sich ein noch ungeschliffener Reise-Diamant: Bergamo. Italiens Kulturhauptstadt 2023 beherbergt etliche Schätze, die entdeckt werden wollen.
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Die gemütliche Stadt Bergamo liegt etwa 50 Kilometer nordöstlich von Mailand in der Lombardei. Trotz der zauberhaften Altstadt, des quirligen Kultur-Lebens und der ansteckenden Gemütlichkeit ist die Perle am Fuß der Alpen vergleichsweise unbekannt.
Doch das soll sich in Kürze ändern, denn 2023 darf sich Bergamo zusammen mit der Nachbarstadt Brescia als Italiens Kulturhauptstadt 2023 bezeichnen. Mit der Vergabe des begehrten Titels möchte die Jury eine „kulturelle Dynamik“ anerkennen, die während der Corona-Pandemie in beiden Städten entstanden sei.
Kulturfestival macht Bergamo zur Kunstgalerie
Eine große Kampagne soll nun dabei helfen, die kulturellen Schätze von Bergamo und Brescia bekannter zu machen. Dafür sollen 2023 etwa 100 Großprojekte und etwa 500 Initiativen ins Leben gerufen werden. Nach einer Eröffnungsfeier im Januar soll das ganze Jahr lang mit Events, Musik, Theater und Kunst gefeiert werden.
Das erste Highlight wird ein Festival vom 17. bis 26. Februar sein, das Bergamo zu einer Open-Air-Kunstgalerie mit „renommierten nationalen und internationalen Künstlern“ machen soll.
Doch welche Schätze verbergen sich denn nun in der neuen Kulturhauptstadt Italiens? Sieh selbst …
Citta Alta: Ein historisches Gesamtkunstwerk
Bergamo teilt sich in zwei Stadtbereiche auf: Die Altstadt (Citta Alta) liegt auf einem 380 Meter hohen Hügel, der zu den letzten Ausläufern der Alpen zählt. Der Rest der Stadt (Citta Bassa) liegt am Fuß der Erhebung.
Bei einem Spaziergang durch die autofreien Gassen der vollständig denkmalgeschützten Citta Alta drängt sich die Frage auf, warum Bergamo bei Reisenden noch immer als Geheimtipp gilt, denn die verspielten Paläste, quirligen Piazze und imposanten Kirchen stehen den Prachtbauten in Italiens Top-Reisezielen in nichts nach.
Der zentrale Platz von Bergamo: An der Piazza Vecchia drängen sich die schönsten Sehenswürdigkeiten, darunter das Rathaus (links) und der Stadtturm Campanone.
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Der Palazzo della Ragione – Bergamos Rathaus und zugleich der älteste Verwaltungssitz Italiens – stammt aus dem zwölften Jahrhundert und steht direkt neben dem prächtigen Dom. Der Bau der Cattedrale di San Alessandro mitsamt Marmorfassade und der prunkvollen Kuppel dauerte 234 Jahre. Noch länger dauert nur die Errichtung der unmittelbar benachbarten Basilika Santa Maria Maggiore – sie blieb seit Baubeginn 1137 unvollendet.
Auf der Rückseite der Basilika sticht das auffälligste Gebäude Bergamos hervor: Die Cappella Colleoni mit ihrer verspielten Renaissance-Fassade gilt als bedeutendes Zeugnis der lombardischen Architektur.
Schönste Fassade in Bergamo: Die Cappella Colleoni.
Einen Überblick über die Altstadt kann man sich auf dem 52 Meter hohen Stadtturm Campanone verschaffen. Die Spitze lässt sich entweder zu Fuß (230 Stufen) oder mit einem kostenpflichtigen Aufzug erreichen. Die große Glocke schlägt wie zu Zeiten der venezianischen Herrschaft jeden Abend um 22 Uhr ganze einhundert Mal – damals wurde damit die Schließung der Stadttore angekündigt.
Viel zu sehen gibt es auch bei einem Bummel durch die gepflasterten Altstadtgassen. Entlang der Hauptwege der Citta Alta gibt es überwiegend Cafés und Souvenirshops – in den Nebengassen lassen sich aber viele Geschäfte finden, die Spezialitäten und Produkte aus der Region anbieten.
Funicolare: Mit der Zahnradbahn in die Altstadt
Der Aufstieg von der Unterstadt in die höher gelegene Altstadt dauert zu Fuß etwa 20 Minuten. Viel schöner und weniger anstrengend ist die Auffahrt aber mit der Funicolare. Die Zahnradbahn von 1912 verbindet die Viale Vittorio Emanuele mit der Piazza Mercato delle Scarpe in der Citta Alta.
Die Fahrt überwindet 90 Höhenmeter, dauert nur wenige Minuten und kostet 1,50 Euro. Im Öffi-Tagesticket für Reisende (4 Euro) sind die Bahnfahrten inbegriffen.
Die putzige Zahnradbahn (Funicolare) bringt Einheimische und Reisende in die obersten Stadtebenen Bergamos.
Die Erkundung der schönen Altstadt lässt sich mit einer weiteren Funicolare-Fahrt wunderbar abrunden. Von der Piazza Mercato delle Scarpe fährt die Bahn noch ein Stückchen höher auf den Hügel von San Vigilio, dem Sitz einer überwucherten Burgruine. Von der gepflegten Anlage im Parco dei Colli aus eröffnet sich ein toller Ausblick über Bergamo auf die Voralpen.
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Venezianische Mauer: Spaziergang mit Weitblick
Die Schönheiten in der Oberstadt Bergamos werden seit vier Jahrhunderten von einer Mauer geschützt. Entlang des rund sechs Kilometer langen Steinwalls gibt es mehrere Bastion-Bollwerke und vier große, schmuckvoll ausgestaltete Stadttore.
Die bis zu zehn Meter hohe Befestigung ließen die venezianischen Herrscher einst zum Schutz vor feindlichen Angriffen errichten, zu denen es aber nie kam. Die Mauer hat aber bis heute einen hohen symbolischen Wert für die Stadt und ist ein beliebter Treffpunkt für die Einheimischen. Seit 2017 zählt die Mauer zum Weltkulturerbe der Unesco.
Einer von vier Durchgängen der mächtigen Stadtmauer: Die Porta San Giacomo.
Ein Spaziergang entlang der Mauer sollte auf jedem Reiseplan der Besucherinnen und Besucher von Bergamo stehen, denn von dort lässt sich die tolle Panorama-Aussicht auf Bergamo und die Lombardei ausgiebig genießen.
Kultur-Leuchttürme: Teatro Donizetti und Teatro Sociale
Bei einem Aufenthalt in Bergamo lohnt sich ein Blick in das aktuelle Konzert- und Opernprogramm. Die Stadt beheimatet zwei schöne Konzerthäuser und blickt auf eine bedeutsame Musikgeschichte zurück. Der bekannteste Vertreter ist der weltberühmte Komponist Gaetano Donizetti.
Benannt nach dem berühmten Komponisten: Das Teatro Donizetti.
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Erhalte deinen CodeDas nach ihm benannte Teatro Donizetti brannte schon vier Jahre nach der ersten Aufführung 1784 ab. Architekt Giovanni Francesco Lucchini wurde daraufhin damit beauftragt, das von ihm selbst erschaffene Gebäude in der Unterstadt mit einem Neubau zu ersetzen.
Dort wird seit 2016 immer im November das Donizetti-Opernfestival ausgerichtet. In Bergamo gibt es auch ein kleines Museum, dass sich mit der Lebensgeschichte des Musiktalents aus armem Hause beschäftigt. Außerdem wurde eine regionale Torte nach Donizetti benannt.
Etwas kleiner, dafür aber ein großes architektonisches Juwel, ist das Teatro Sociale in der Oberstadt. Der prächtige Saal wurde von Architekt Leopoldo Pollack entworfen – einem Schüler von Piermarini, der unter anderem das Opernhaus in Mailand entworfen hatte.
Das Theater Creberg legt seinen Schwerpunkt dagegen auf große Musicals, Konzerte und Kabarett. Im Bühnenhaus San Giorgio ist das Theaterensemble von Bergamo zu Hause.
Rocca di Bergamo: 360-Grad-Blick auf die Lombardei
Die beste Aussicht über Bergamo und die Lombardei haben Besucherinnen und Besucher vom Rocca-Ensemble, das auf dem Hügel von Sant Eufemia thront. Vom Turm der Befestigungsanlage aus dem 14. Jahrhundert aus hat man einen 360-Grad-Rundumblick von den Voralpen bis nach Mailand. Besonders eindrucksvoll ist die Aussicht bei Sonnenuntergang.
Das Schloss von Bergamo: Im Parco delle Rimembranze vor dem mächtigen Festungsturm stehen alte Artillerie-Geschütze.
Die Burg lässt sich entweder zu Fuß oder mit der Oberstadt-Seilbahn erreichen. Die dicken Mauern beherbergen auch ein Museum. Die Dauerausstellung beschäftigt sich mit dem 19. Jahrhundert und der Transformation von den alten Herrschern zum vereinten Italien.
Der Abstieg vom Hügel empfiehlt sich zu Fuß, denn der Weg führt an schönen Villen und Herrenhäusern entlang.
Ein Dessert wie ein Hauptgericht: Polenta
Bei einem Abendessen in Bergamo kann man sich ganz den kulinarischen Genüssen Italiens hingegeben. Es gibt eine große Auswahl an Restaurants, in denen auch regionale Spezialitäten kredenzt werden.
Ein Dessert, das satt macht: Polenta soll in Bergamo erfunden worden sein.
Ein besonders berühmtes Gericht wird aber erst nach dem Hauptgericht serviert: Polenta. Bergamo, so heißt es, soll die Heimat der süßen Maisgrießspeise sein. Sie wird gemäß einer alten Tradition oft mit Bergkäse verfeinert. Eine weitere Spezialität zum Ausprobieren: Casoncelli alla Bergamasca.
Die reichhaltige Vorspeise besteht aus mit Fleisch, Rosinen und Amaretti gefüllter Pasta und zählt zu den regionalen Delikatessen.
Bergamos Kunst-Tempel: Dinosaurier und alte Meister
In der Academia Carrara bewahrt Bergamo seine Kunstschätze auf. Zur imposanten Sammlung zählen etwa 1800 Gemälde aus der Zeit zwischen vom 15. bis zum 19. Jahrhundert – darunter sind Werke von Pisanello, Botticelli, Bellini, Mantegna und Raffael.
Die Accademia Carrara beherbergt bedeutende Kunstwerke.
Die einst auf Wunsch des Gründervaters Graf Giacomo Carrara eingerichtete Kunstschule ist in einem separaten Gebäude untergebracht und wurde 1988 zu einer staatlich anerkannten Akademie der schönen Künste ausgebaut. Gegenüber dem Museum liegt die Galleria d’Arte Moderna e Contemporanea für moderne und zeitgenössische Kunst mit Werken von Boccioni, Morandi, Campigli und Kandinsky.
Für Jugendliche und Kinder empfiehlt sich ein Besuch der Naturkundemuseums Bergamos: dem Museo Civico di Scienze Naturali Enrico Caffi an der Piazza della Cittadella.
Auf der 4000 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche gibt es unter anderem Skelette und Nachbildungen von Dinosauriern zu sehen. Die Begeisterung der Kinder wird schon bei der Ankunft geweckt, denn im Eingang begrüßt ein lebensgroßes Mammut die Besucherinnen und Besucher.
Brescia: Mit Rad oder zu Fuß in die zweite Kulturhauptstadt
Wer glaubt, in Bergamo genügend gesehen und erlebt zu haben, kann im Anschluss Italiens zweite Kulturhauptstadt 2023 erkunden: das benachbarte Brescia. Beide Städte werden bis zum Sommer mit einer 76 Kilometer langen Radstrecke und einem 120 Kilometer langen Wanderweg verbunden.
Unterwegs soll es viele Haltepunkte mit einem Schwerpunkt auf Natur, Kunst und Geschichte geben.
Die malerische Landschaft des Brembana-Tals macht die Region von Bergamo zu einem beliebten Wander-Ziel.
Für Wanderinnen und Wanderer gibt es in den Voralpen bei Bergamo bereits etliche reizvolle Wanderrouten, die zum Beispiel zu den idyllischen Bergseen Lago del Diavolo, Lago del Barbellino und Lago delle Trote führen.