Ob bei Arbeitern, Akademikern oder den Royals: Um 17 Uhr ist es in Großbritannien höchste Zeit für den Afternoon Tea. Dann entspannen die Briten ihre Gemüter bei einer beruhigenden Tasse Tee.

Vom Afternoon Tea zum High Tea

Die unerfreulich lange Zeit zwischen Lunch und Dinner schätzte 1840 bereits die Herzogin von Bedford mit einem Pausentee zu überbrücken. Die Hofdame und Freundin von Queen Victoria gilt als Erfinderin der Teatime. Danach entwickelte sich der 5 o’clock tea an den britischen Höfen zu einem edlen Ritual, das sich in den folgenden Jahrzehnten auch in der Bevölkerung etablierte. Anders als in den Adelshäusern erweiterte man den Afternoon Tea dort zwischen 16.30 und 17 Uhr allmählich zum High Tea, der zwischen 17 und 19 Uhr häufig zu deftigeren Snacks getrunken wird.

Ritual mit eigenen Gesetzen

In der Tea Time wird in der Regel kräftiger Schwarztee oder sanfter Darjeeling aufgegossen. Die Teeblätter verbleiben während der Tea Time grundsätzlich in der Kanne. Dazu werden in der Regel feines Gebäck, zum Beispiel Scones und Kuchen, oder Fingerfood und Sandwiches gereicht.

Die Feinheiten des Teerituals sind auch eine Charakterfrage: Ganz gleich, ob man die Milch auf den Tee („tea first“) oder den Tee auf die Milch („milk first“) gibt – die Engländer blicken bei der Teehandhabung gerne etwas verächtlich auf die jeweils andere Gruppe. Übrigens: Wer beim Umrühren des Tees das Porzellan mit dem Löffel berührt, entlarvt sich schnell als Teetrinker ohne Vorkenntnisse. Außerdem sollte der Tee nicht vom Löffel zurück in die Tasse tropfen. Wahre Teeprofis führen beim Teetrinken die Untertasse zum Kinn und kippen die Tasse nur leicht zum Mund.

Bei einem Besuch in London lassen sich die verschiedenen Blüten der britischen Teetradition bestens erkunden. In der englischen Hauptstadt gibt es zahllose legendäre Teestuben und Cafés, in denen sich die Tea Time stilecht zelebrieren lässt. Der Reisereporter hat eine Auswahl der schönsten Teehäuser in London zusammengestellt.

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1. Tea Time im Ritz

Der goldverzierte Festsaal des Ritz-Hotels in London bietet ein herzögliches Ambiente für die Tea Time. Teekennerinnen und Teekenner können sich zu Pianoklängen und ab und an auch zum Gesang einer Sopranistin durch 18 Teesorten probieren, die das geschulte Personal in aller Welt gezielt für den Afternoon Tea in England handverlesen hat. Kredenzt wird der Tee in der Variante „milk first“.

In der Mitte der festlich dekorierten Tische glänzen silberne Etageren mit verlockenden Teebeilagen aller Art, darunter warme Scones, Erdbeermarmelade, Schokoladenkurchen und fruchtige Torten. Zu Tee und Gebäck passt im Ritz natürlich auch ein Glas Champagner.

Für Herren schreibt der Dresscode Jackett und Krawatte und für Damen zumindest ein legeres Businessoutfit (smart casual) vor. Preis: ab 67 Pfund pro Person.

2. Tea Time im Harrods

In der vierten Etage des berühmten Kaufhauses Harrods findet sich eine der berühmtesten Tea Locations Londons. Um die „Tea Rooms“ ranken sich viele Legenden und Geschichten, zum Beispiel über die einstigen „Teetänze“ auf einer speziell gefederten Tanzfläche. Die im Art-déco-Stil verzierten Räume und Sitznischen wurden bereits 1911, im Jahr der Krönung von König Georg V., eingerichtet.

Teetrinkerinnen und Teetrinker können ihr Heißgetränk auf einer achtseitigen Teekarte auswählen, darunter klassischer Schwarztee, aber auch grüne und weiße Teesorten sowie Kaffee, heiße Schokolade, Champagner oder Cocktails auf Teebasis. Dazu werden krustenlose Sandwiches mit verschiedenen Belägen gereicht.

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Empfehlenswert ist beispielsweise der traditionelle Gurken-Minz-Frischkäse, das gepökelte „King George“-Rindfleisch oder ein Räucherlachs-Zitronen-Frischkäse von den Faröerinseln. Wer es zum Tee lieber süß mag, sollte die Schokoladenpralinen-Palette, den Wiesenhonigkuchen oder den „Pink Lady Apple Crumble“ kosten. Preis: ab 62 Pfund pro Person.

3. Tea Time im Prêt-à-portea

Gesehen und gesehen werden – dafür zählt das Prêt-à-portea zu den besten Adressen in der britischen Hauptstadt. Der Afternoon Tea ist in London wohl nirgendwo angesagter als am Wilton Place, denn im Prêt-à-portea versammelt sich die gut betuchte Modeszene, stets wohlbekleidet mit den neuesten Kreationen der Topdesigner.

Für die Konzeption der Teebeilagen lässt sich Chefkonditor Mourad Khia von neuesten Laufstegshows inspirieren und kreiert aus den modischen Mustern und Formen essbare Leckereien. So landen die neuesten Trends von Gucci und Chanel auf dem Teeservice – zur Erheiterung weltberühmter Model-Stars, die im Prêt-à-portea ein- und ausgehen.

Ach, hervorragenden Tee gibt es im Prêt-à-portea übrigens auch. Preis: ab 75 Pfund pro Person.

4. Tea Time im Savoy

Ein Spaziergang an der Themse lässt sich beim Afternoon Tea im Savoy passend abrunden. Das Ambiente unter der herrschaftlichen Buntglaskuppel ist hochklassig, aber weniger hochtrabend als in anderen Teehäusern. Dafür lässt sich die Tea-Time-Atmosphäre bei ebenso exzellentem Service ungezwungener genießen.

Der Afternoon Tea im Savoy richtet sich streng nach der tradtionellen Tea Time. Scones, Sandwiches, Gebäck und Kuchen sind ebenso tadellos wie die Auswahl der Teesorten – auf der Karte tanzt dafür nichts aus der Reihe.

Wer einen Platz im blumenumrankten Pavillon unter der Glaskuppel ergatttert, darf sich zu Recht wie eine Königin oder ein König fühlen. Preis: ab 65 Pfund pro Person.

5. Tea Time im Claridige’s

Das Claridige’s zählt zu den besten Hotels in London. Der Afternoon Tea hat aber nicht nur wegen des luxuriösen Drumherums einen ganz besonderen Zauber.

Feinste Tee-Adresse: Das Claridge’s Hotel vereint luxuriöse Ansprüche mit britischer Teekultur.

Trotz des großen Namens und den damit verbundenen Erwartungen der Gästinnen und Gäste gelingt es dem Hotel, die klassische Teezeremonie ohne unnötigen Schnickschnack in den Mittelpunkt zu rücken. Gastro-Experten überhäufen die duftenden Scones mit Lobreden. Doch im Claridige’s, das seit 150 Jahren für seine Teekultur bekannt ist, wird daraus ein Brimborium gemacht.

Im Mittelpunkt steht stets der Tee, den Gästinnen und Gäste unter einem beeindruckenden Kronleuchter aus den berühmten, mintgrün und weiß gestreiften Tassen schlürfen. Wer trotzdem etwas Neues, zum Beispiel einen ausgefallenen Darjeeling, kosten möchte, wird vom Personal fachkundig beraten. Preis: ab 60 Pfund pro Person.

6. Tea Time im The Sketch

Beim Afternoon Tea geht es in den feinen Adressen Londons erwartungsgemäß ruhig und besonnen zu. Die feine englische Art lässt sich in der Hauptstadt Großbritanniens aber auch auf eine ganz andere Weise erleben. 

Im Zwei-Sterne-Restaurant Sketch finden sich Besucherinnen und Besucher in einer Welt wieder, die an „Alice im Wunderland“ und die Schokoladenfabrik von Willy Wonka erinnert. Die märchenhaften Themen-Räume, der Flur und sogar die Toiletten: Im Sketch ist die gesamte Einrichtung ein Hingucker.

Besonders skurril wirkt der Raum „The Gallery“. Den Saal zieren pinke Wände und rosafarbene Plüschmöbel. Zum Tee werden den Gästinnen und Gästen farblich passende Torten serviert.

Das Sketch bricht trditionelle Tea-Time-Tabus, macht dafür aber großen Spaß. Anders als in den traditionellen Teehäusern ist ein Glas Champagner im Sketch ein anerkannter Aperitif für den Afternoon Tea. Und auch wer Marshmallows oder Pistazientörtchen bestellt, wird nicht schief angeguckt. Das Personal, gekleidet in Uniformen von Fashion-Week-Stardesigner Richard Nicol, ist fachkundig geschult und berät Gäste in allen Teefragen. Preis: ab 45 Pfund pro Person.

7. Tea Time im Lanesborough Hotel

Das elegante Understatement macht das Lanesborough Hotel am Hyde Park zu einer der berühmtesten Tea-Time-Adressen in ganz England.

Um das Wohl der Gästinnen und Gäste bemühen sich Tee-Sommelier Karl Kessab und Patisserie-Chef Kevin Miller – sie entwerfen kleine Menüs und stimmen verschiedene Teesorten und Leckereien aufeinander ab. Dabei entfernen sich die Fachmänner aber nie zu weit von den britischen Teetraditionen und servieren neben Pistazienmousse in Milchschokolade und Kakaobutter immer auch klassischen Biskuitkuchen. Preis: ab 65 Pfund pro Person.