Viel Zeit, aber wenig Geld – so manch Reisender oder Reisende steht vor diesem Problem. Backpacking hat Low-Budget-Touren jahrzehntelang ermöglicht. Vor allem Südostasien, aber auch Neuseeland und Island haben sich als Ziele etabliert.

Doch viele wollen weg von dem Image, Billigtourismus zu fördern. Stattdessen wird nun ordentlich gegen Backpackerinnen und Backpacker gewettert und mancherorts plant man gar, sie auszusperren. Wir stellen sieben Länder vor, die verstärkt auf Luxustourismus setzen.

1. Neuseeland

Man wolle keine Zwei-Minuten-Nudel-Reisenden, die nur zehn Dollar am Tag ausgeben wollen – mit diesen Aussagen sorgte Stuart Nash, Tourismusminister von Neuseeland, vor wenigen Tagen für Aufsehen.

Es ist indes nicht das erste Mal, dass Nash gegen Backpackerinnen und Backpacker wettert: Vor zwei Jahren sprach er davon, lieber Menschen ins Land holen zu wollen, die mit Helikoptern das Land erkunden und in Sterne-Restaurants speisen wollen.

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2. Kambodscha

Direkt hat sich Kambodscha noch nicht gegen Rucksackreisende positioniert. Doch die Entwicklungen in dem südostasiatischen Land sind eindeutig: Günstige Unterkünfte verschwinden, stattdessen werden Luxushotels gebaut, vor allem im Süden von Kambodscha. Dort werden seit einigen Jahren kleinere Inseln privatisiert – Investoren kaufen diese und bauen dort Luxus-Unterkünfte für Reisende mit Geld, berichtet „Der Standard“.

Reisende können im kommenden Jahr wieder die Tempelanlage Angkor Wat besichtigen.

3. Fidschi

Okay, für uns Deutsche gibt es nahezu keine Möglichkeit, wirklich günstig auf die Südsee-Insel Fidschi zu kommen. Dennoch: Wenn der Flug schon für Reisende aus nahezu allen Ländern teuer ist, wollten viele offenbar vor Ort sparen. Zugleich nahm die Anzahl von Kreuzfahrtgästinnen und ‑gästen zu – die wiederum nur wenig Geld bei Landgängen ausgeben.

Während der Corona-Pandemie hat Fidschi daher intensiv an einem neuen Image gearbeitet, und während die Grenzen für die meisten Menschen geschlossen blieben, gab es Ausnahmen für Superreiche

Rund 300 Inseln gehören zu Fidschi im Südpazifik – seit März waren hier keine Touristen mehr.

Der Inselstaat erlaubte Einreisen, wenn die Reisenden zwei Wochen Quarantäne auf einer eigenen Jacht rund um Fidschi verbracht hatten oder mit dem Privatjet kamen und direkt eine ganze Insel mieteten. Auch organisierte Reisen auf eine Insel für eine Woche waren möglich – für 400.000 Euro entfiel dann immerhin die zweite Woche Quarantäne. 

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4. Indonesien

Gleich zwei Inseln Indonesiens schicken sich an, Backpackerinnen und Backpacker auszuschließen. Die Insel Komodo hat am 1. August 2022 ein neues Ticketsystem eingeführt, damit Reisende die Komodowarane besuchen können. Das neue Ticket kostet 250 Euro – bis einschließlich Juli lagen die Kosten bei 10 Euro pro Person. Laut Behörden will man so die Anzahl der Touristinnen und Touristen regulieren und gleichzeitig die seltenen Tiere schützen. 

Auch Bali, jahrzehntelanges Sehnsuchtsziel vieler Rucksackreisender, bereitet sich auf eine neue Zielgruppe vor. Eigentlich schon bei der Wiedereröffnung nach Corona wollte man Backpackerinnen und Backpacker ausschließen, hatte Luhut Binsar Pandjaitan, indonesischer Minister für Maritimes und Investitionen, angekündigt. Es kam bekanntlich anders, doch Bali baut das Luxussegment aus. Fünf-Sterne-Hotels ziehen Luxusreisende wie Geschäftsleute an. 

5. Mallorca (Spanien)

Rucksackreisende per se sind nicht das Problem von Mallorca, sondern vielmehr Billigurlaub generell. Für wenige Euro gingen vor Corona täglich mehrere Flüge von Deutschland und Großbritannien auf die Balearen-Insel. Junge Reisende konnten sich für wenig Geld richtig austoben, Sangria und Bier bis zum Umfallen trinken und am Ballermann in Palma oder in Magaluf feiern und grölen. 

Doch Mallorca möchte weg vom Party-Image. Dafür tut die Insel einiges. So wurden Kleiderordnungen eingeführt, oberkörperfrei und ohne Schuhe ist das Betreten vieler Lokale nicht mehr gestattet. In Hotels und Clubs sind Alkohol-Flatrates verboten. Zudem gilt an vielen Stränden ein Rauchverbot.

Jachten sind auf Mallorca kein seltener Anblick mehr.

Damit will man eine neue Zielgruppe erreichen, die nicht primär für Party und Saufen nach Mallorca reist, sondern um die schönen Seiten der Insel kennenzulernen. 

Das scheint zu funktionieren: Der Luxustourismus boomt, zahlreiche Privatjets landeten 2021 und 2022 auf der Balearen-Insel, die Vermietung von privaten Villen mit Pools ist gefragt. Allein im Sommer 2021 gaben Luxusreisende pro Tag 5000 Euro auf Mallorca aus – auch deshalb sind sie heiß begehrt.

6. Thailand

Vom Backpacking zum Begpacking– als Reisende aus dem globalen Norden für ihre Reise auf der Straße bettelten. Diese Bilder will Thailand nicht mehr. Das beliebte Backpacker-Ziel wirbt deshalb nun intensiv um wohlhabende Reisende. Nach der Wiedereröffnung forderte die Regierung die Reisebranche auf, nicht mit Rabattschlachten um Urlauberinnen und Urlauber zu buhlen. Stattdessen solle man den Wert als Premium-Destination erkennen, berichtet „Euronews“. 

Die Bemühungen Thailands zeigen sich auch an anderer Stelle. So will sich Thailand als Paradies für digitale Nomadinnen und Nomaden etablieren – allerdings sollen es keine Menschen sein, die nur wenig verdienen. Das „goldene“ Zehn-Jahres-Visum erhält nur, wer jährlich rund 80.000 Euro verdient. Bewerbungen werden ab September entgegengenommen, berichtet die „Deutsche Welle“.

7. Island

So richtig Low Budget ist auf Island kaum möglich – immerhin gilt die nordische Insel als eines der teuersten Länder der Welt. Doch vor allem günstige Flugtickets haben Billigreisende angelockt, die dann etwa mit Zelt ausgestattet rücksichtslos durch die Natur Islands stapften. Jüngster Eklat: Nach mehreren Vorfällen an Islands berühmtestem Strand Reynisfjara, darunter ein tödliches Unglück, droht dem Strand nun die Schließung.

Der schwarze Strand Reynisfjara auf Island liefert ein atemberaubendes Naturschauspiel.

Island hat reagiert. Nicht nur, dass Reisende vor dem Abflug online versichern können, dass sie gute Reisende sind, und erste Orte Verhaltensregeln für Reisende eingeführt haben, auch der Luxustourismus wird bewusst gefördert. Vor allem aber setzt Island darauf, dass Menschen wieder deutlich mehr Zeit auf der Insel verbringen: In Zeiten von Billigflügen kamen viele nur für ein Wochenende – auf diese Art von Touristinnen und Touristen will man im Zuge der Nachhaltigkeit gern verzichten.

Kritik am Luxustourismus: Bringt weniger Geld als erhofft

Zwar bemühen sich einige Länder – nicht nur die sieben aufgezählten – schon mehr oder weniger lange um Luxustourismus, doch unumstritten ist das nicht. Dass Luxustouristinnen und Luxustouristen per se mehr Geld in ein Land bringen, ist beispielsweise falsch. Zudem ist der ökologische Fußabdruck häufig deutlich größer als bei Backpackerinnen und Backpackern. 

James Higham, Professor für Tourismus an der neuseeländischen Universität Otago, sagte nach neuesten Äußerungen von Neueseelands Tourismus-Minister gegenüber „The Guardian“, dass die Strategie falsch und die neue Zielgruppe „nicht besonders vorteilhaft“ für das Land sei. 

Studien würden demnach zeigen, dass reiche Reisende viel weniger vor Ort beitragen, als man erwartet oder erhofft hatte. So wird Geld vor allem für Transport und für gute Unterkünfte ausgegeben, die aber nicht immer in einheimischer Hand sind. Stattdessen profitieren internationale Investoren oder internationale Konzerne mit Luxusprodukten wie Schmuck und Uhren. 

Luxusreisende sind deutlich weniger nachhaltig als Backpackerinnen und Backpacker

Als Beispiel nannte Higham Kreuzfahrtgästinnen und ‑gäste. Diese würden in Neuseeland 9 Prozent der Reisenden ausmachen, bei den Ausgaben, die alle Reisenden vor Ort tätigen, aber nur mit 3 Prozent ins Gewicht fallen. Ein weiterer Faktor: Backpackerinnen und Backpacker bleiben häufig viel länger im Land, während Luxusreisende nur wenige Tage vor Ort verbringen. Auch dadurch sind die gesamten Einnahmen durch Low-Budget-Reisende nicht zwingend geringer – zumal diese gern vor Ort bei lokalen Händlerinnen und Händlern kaufen und somit die einheimische Wirtschaft stärken. 

Und dann wäre da noch der ökologische Fußabdruck: Studien würden zeigen, dass „sehr reiche Menschen den Planeten zerstören“, sagt Higham dem „Guardian“. Reiche Menschen würden weiter und schneller reisen und kürzer an einem Reiseziel blieben – wodurch sie deutlich mehr CO₂ produzierten und eine schlechtere Ökobilanz hätten.