Wenig Beinfreiheit, schmale Sitzplätze: Ist das bald vorbei?
Beim Fliegen wird’s dir langsam zu eng? Flugsitze werden immer schmaler, die Beinfreiheit immer kleiner. Jetzt haben Reisende die Möglichkeit, sich bei einer offiziellen Stelle darüber zu beschweren.
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Wer erinnert sich noch? Früher war das Fliegen irgendwie bequemer. Es gab nicht nur frisches Bier vom Fass, sondern auch breitere Sitze und mehr Beinfreiheit. Okay, früher durften Passagierinnen und Passagiere auch noch rauchen. Alles war also nicht besser.
Aber vielleicht kommt zumindest ein bisschen vom ursprünglichen Komfort bald zurück. Zumindest bittet die Federal Aviation Administration (FAA) aus den USA jetzt Urlauberinnen und Urlauber sowie Reiseexpertinnen und ‑experten um ihre Meinung zum Thema Komfort auf den Flugzeugsitzplätzen – mit dem Ziel, am Ende vielleicht eine Minimalgröße bei Flugzeugsitzen durchzusetzen.
Das Thema stößt auf große Resonanz: Mehr als 11.000 Menschen haben bereits ein Statement bei der FAA abgegeben.
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Die meisten Kommentarschreiberinnen und ‑schreiber fordern dabei breitere Sitze und mehr Platz für die Beine. Auch eine breite oder zusätzliche Armlehne nennen einige Reisende als Wunsch.
Flugzeugsitze werden immer kleiner und enger
Doch ob die Airlines diesen Wünschen nachkommen, ist eine andere Frage. Hinter den immer schmaler werdenden Dimensionen in den Passagierflugzeugen steckt der Wunsch, mehr Geld einzunehmen.
Wenn sich der Nebenmann oder die Nebenfrau im Flugzeug breit macht, kommt vielen Reisenden der ohnehin knapp bemessene Sitzplatz noch kleiner vor.
Das zeigt sich in den Dimensionen, die eine einzelne Flugreisende oder ein einzelner Flugreisender im Schnitt zur Verfügung hat: Heute sind es 0,1 Quadratmeter weniger Platz als noch in den 1990er-Jahren. Auch die Passagierzahlen pro Flugzeug sind gestiegen: 2014 passten in eine Boeing 737 noch 186 Passagierinnen und Passagiere, im Nachfolgemodell 727 Max 8 sind es bis zu 200, berichtet der „Stern“. Und in einer Boeing 777 sitzen inzwischen elf statt zehn Reisende in einer Reihe nebeneinander.
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Geschrumpft ist auch der Abstand zu Vorder- oder Hintermann beziehungsweise -frau: Während Airlines ihren Gästinnen und Gästen in den 1980er-Jahren im Schnitt noch mehr als 85 Zentimeter Abstand gönnten, gibt es heute etwa bei Iberia oder TAP Flugzeuge, in denen er nur noch 71 Zentimeter beträgt. Das sind noch mal fünf Zentimeter weniger als der Durchschnitt.
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Zum exklusiven GutscheinRyanair wollte Stehsitze testen
Zwar klingt das schon nach ziemlich wenig Platz, vor allem auf Langstreckenflügen. Doch theoretisch ginge es noch enger: Im Jahr 2012 hatte Ryanair mit der Idee sogenannter Stehsitze in den Flugzeugen für Aufsehen gesorgt. Deren Sitzfläche ähnelt je nach Modell einem Fahrradsitz mit Rückenteil, an das sich die Passagierinnen und Passagiere anlehnen.
Reisende würden in diesem Fall stets den Atem ihres Hintermanns oder ihrer Hinterfrau im Nacken spüren. Besonders unangenehm könnte das werden, wenn diese Person sich zum Mittagessen eine Portion Zaziki einverleibt hat.
Eine Luftfahrtbehörde hat die geplanten Testflüge von Ryanair damals bereits im Vorfeld wegen Sicherheitsbedenken abgesagt. Einige Expertinnen und Experten sehen bei noch engeren Sitzabständen ein Risiko bei einer Evakuierung, schreibt der „Aerotelegraph“. Doch immer wieder gibt es neue Versuche, die schmalen Sitze flugtauglich zu machen. Bislang hatte kein Anbieter damit Erfolg.
Schmalere Sitze, schwerere Menschen
Hintergrund für die Befragung der FAA ist allerdings nicht der Komfort der Passagierinnen und Passagiere, sondern die Sicherheit, wie „The Points Guy“ berichtet. Die Behörde möchte wissen, ob Reisende das Gefühl haben, sich schnell aus ihren Sitzen und in Richtung des Notausgangs bewegen zu können. Denn weltweit gilt die Sicherheitsregel, dass ein Flugzeug im Notfall innerhalb von 90 Sekunden zu evakuieren ist.
Allerdings: Während die Sitze schmaler werden, werden die Menschen eher breiter. Laut dem US-Fluggastverband Flyersrights sind moderne Sitze für Menschen bis zu einer Größe von 1,79 Metern und einem Gewicht unter 81,65 Kilogramm ausgelegt. Diese Normen stammen allerdings aus den frühen 60er-Jahren.
Die Realität sieht heute anders aus. Zahlen der US-Gesundheitsbehörde CDC zeigen, dass zwischen 1960 und 2002 Männer und Frauen durchschnittlich elf Kilo schwerer geworden sind. 33 von 100 erwachsenen Amerikanerinnen und Amerikanern gelten sogar als stark übergewichtig. In Deutschland gelten laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung 23 Prozent der Männer und 24 Prozent der Frauen als adipös.
So kannst du selbst einen Kommentar abgeben
Um zu verhindern, dass in der Luftfahrt weiter am Komfort gespart wird, können sich Interessierte noch bis zum 1. November 2022 auf der Website Regulations.gov an der englischsprachigen Diskussion beteiligen. Durch Klick auf den blauen „Comment“-Button öffnet sich eine Maske, in der Kommentare eingegeben werden können.