Auf den größten Kreuzfahrtschiffen der Welt urlauben bis zu 7000 Menschen gleichzeitig. Laut einem Bericht der ARD produziert jede und jeder von ihnen pro Tag 2,5 Kilo Speisereste, 1,8 Kilo Verpackungsabfall und etwa ein Kilo Dosen- und Glasmüll. Hinzu kommt noch der Abfall der Crewmitglieder, die sich um das Wohl der Reisenden und die Maschinen kümmern.

Außerdem produzieren all diese Menschen nicht nur Abfälle, sie müssen irgendwann auch mal auf die Toilette und unter die Dusche. Bei der großen Anzahl an Urlauberinnen, Urlaubern und Crew kommt also täglich eine große Menge Unrat, Abwasser und Abfall zusammen. Was passiert damit auf den Kreuzfahrtschiffen?

Kreuzfahrt: Wo landen Unrat, Abwasser, Abfall und Co.?

Das Abwasser-Gebräu aus Fäkalien und Chemikalien, zum Beispiel aus Shampoo- und Sonnencreme-Resten, darf hierzulande nicht einfach ins Meer abgelassen werden. Zum Glück: Sie würden das Ökosystem belasten.

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Kreuzfahrtschiffe auf dem Meer. Urlauberinnen und Urlauber beobachten sie vom Strand aus.

An der Ostsee besteht für Kreuzfahrtschiffe daher seit 2021 die Pflicht, Abwässer an Bord nach bestimmten Kriterien vorab zu klären oder sie am Hafen abzugeben. Das ist unter anderem in Kiel möglich. Eine spezielle Anlage pumpt dort die Abwässer aus den Schiffen ab, bereitet sie auf und leitet sie dann in die Kanalisation – zu den Abwässern der Einwohnerinnen und Einwohner der Hafenstadt. 

Land wird zur „Toilettenschüssel der Kreuzfahrtindustrie“

Diese strengen Regelungen gibt es allerdings nicht überall auf der Welt. In manchen Regionen ist es erlaubt, das Abwasser auf hoher See abzulassen – wenn das Schiff je nach Regularien eine bestimmte Anzahl von Seemeilen vom Land entfernt ist. Lange Zeit war das auch vor Alaska möglich. 

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Weil die Wasserqualität sich dort jedoch immer weiter verschlechterte, zog der US-Bundesstaat Konsequenzen und verbot das Ablassen der Gewässer. Dadurch hat sich die Wasserqualität vor Alaska zwar verbessert, aber mit negativen Auswirkungen auf das Nachbarland Kanada, vor dessen Küste die Kreuzfahrtschiffe nun ihre Schleusen öffneten.

Aufregendes Reiseziel: Ein Kreuzfahrtschiff ist vor Alaska unterwegs.

Das Land habe sich in der Folge zur „Toilettenschüssel der Kreuzfahrtindustrie“ entwickelt, kritisierte die US-kanadische Umweltschutzorganisation „Stand.Earth“.

Daher ist jetzt auch die kanadische Regierung eingeschritten: Im April 2022 hat die Transportbehörde des Landes strengere Regeln für den Umgang mit Abwässern und Müll eingeführt. Dort heißt es unter anderen, dass das Wasser vor dem Ablassen nach bestimmten Kriterien gereinigt werden muss. 

Und was passiert mit festem Müll? Vorbildliche Reisende trennen ihn nach Möglichkeit genauso, wie sie es von zu Hause kennen. Maschinen zerkleinern und pressen diese Abfälle auf modernen Kreuzfahrtschiffen dann bereits an Bord, an Land übernehmen Entsorgungsunternehmen die weitere Arbeit. 

Rechtlich gesehen dürfen Bioabfälle, zum Beispiel Speisereste, in etwa sechs Kilometer Entfernung zur Küste legal ins Meer abgeführt werden. Dort schnappen sich die Meeresbewohner die Nahrung, die die Menschen übrig lassen. 

Kreuzfahrtschiff der Zukunft: Energie aus Abfällen? 

Doch womöglich gehört das alles bald der Vergangenheit an. Forscherinnen und Forscher vom Informations- und Bildungszentrum Hohen Luckow im Projekt „WAS2E – Waste and Sludge to Energy“ tüfteln gerade an einer Möglichkeit, aus den Abfällen der Kreuzfahrtschiffe Energie zu produzieren. „Wir wollen lieber Energie rausholen, statt sie reinzustecken“, zitiert das Portal „EU-Recycling“ das Projekt.

Bis zu 20.000 Megwattstunden könnten pro Jahr aus den Abfällen eines 2500-Passagierinnen-und-Passagiere-Schiffs produziert werden, schätzen die Forschenden.