Seit August 2016 lebe ich in Kopenhagen. Ich würde sagen, dass ich gerade einmal über den Touristenstatus hinweg bin, mich ganz langsam zu einem Insider mausere. Was ich aber eben nicht bin, ist eine Einheimische. Dennoch soll es in diesem Text darum gehen, was die Kopenhagener an ihrer Stadt lieben, wie sie ihre Zeit verbringen, wo sie sich mit Freunden treffen. Spielen die Touri-Hotspots dabei überhaupt eine Rolle?

Für mich war es extrem spannend, wie nahe Tourismus und das Leben der Einheimischen zusammenliegt. Um all meine Fragen beantworten zu können, habe ich mir eine Fachfrau gesucht. Maria ist Kopenhagenerin und liebt ihre Stadt. Die Dänin lebt, arbeitet und studiert in der dänischen Hauptstadt und lässt uns teilhaben, an ihrer Wahlheimat und Lieblingsstadt.

Platz 5: die Cafés

Ich habe Maria in einem Café getroffen – absolut typisch für die jungen Kopenhagener. Mit über 2000 Snackbars und Cafés ist die dänische Hauptstadt Spitzenreiter in Europa und die Einheimischen nutzen dieses Angebot ständig. Deshalb ist Marias Platz 5 im Ranking genau das: das Sitzen in Cafés mit Freunden. Schlicht, einfach und dennoch überzeugter Lebensstil der Dänen. Zusammensitzen, plaudern und das Leben genießen ist für die Kopenhagener Lebensqualität.

Bei schlechtem Wetter drinnen und bei jedem noch so kleinen Sonnenstrahl geht es nach draußen, für Wärmepilze ist natürlich gesorgt. Denn die Sonne allein reicht oftmals nicht, um das Thermometer nach oben zu treiben. Hier also Marias Top 5, was die Kopenhagener am liebsten in ihrer Heimatstadt tun. Natürlich auf Dänisch, diese Sprache muss man einfach lieben:

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Platz 4: der Tivoli Freizeitpark

Auf Platz 4 steht für die 24-Jährige der Tivoli Freizeitpark. Spätestens hier wurde ich stutzig, für mich absolut touristisch, jeder Besucher der Stadt sollte im Tivoli gewesen sein. Aber die Einheimischen nutzen den Park völlig anders. Mit den Saisontickets (Jahreskarten) kann man sich jeden Freitag tolle Konzerte auf dem Gelände des Parks anschauen. Dafür gibt es zahlreiche Bühnen und eine Vielzahl von internationalen Künstlern. Unter dem Begriff „Fridays Rock“ treffen sich also Musikliebhaber und ganze Freundeskreise im Touristenmagnet Nummer eins, um in lauen Sommernächten zu guter Musik zu tanzen.

Oftmals wissen Touristen nicht einmal um die zahlreichen Musikacts, weil bei ihnen Achterbahn und Fressbuden im Vordergrund stehen. Der Freizeit- und Erholungspark, mitten in der Innenstadt von Kopenhagen, wurde bereits 1843 eröffnet und umfasst eine Fläche von 8 ha. Der Park wechselt vier Mal im Jahr die Dekoration zwischen Frühling, Sommer, Halloween und Weihnachten.

Zwischen Achterbahnen und Fressbuden findet man riesige Blumenbeete und Springbrunnen. Damit ist der Tivoli weit mehr als nur ein Vergnügungspark. Auf gemütlichen Liegen und Bänken verbringen die Touristen und eben auch Dänen ganze Nachmittage in der grünen Oase. Der Park kann sich über 4 Millionen Besucher pro Jahr freuen. Für mich sogar der schönste Ort in Kopenhagen, eine Fantasiewelt. Ich habe bereits meine zweite Jahreskarte.

Tivoli Freizeitpark | Vesterbrogade 2 3, Kopenhagen | Sonntag bis Donnerstag von 11 bis 23 Uhr, Freitag bis Samstag von 11 bis 24 Uhr | geschlossen vom 25. September bis 12. Oktober, vom 6. bis 17. November, vom 1. Januar bis 5. April  

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Platz 3: die Parks

Kopenhagen ist grün und besonders umweltbewusst. Da wundert es nicht, dass es in der Hauptstadt unzählige Parks und Grünanlagen gibt. Ein besonders beliebter Treffpunkt für die Einheimischen ist der „King´s Garden“, im dänischen „Kongens Have“ genannt. Auch dieser Park liegt im Zentrum von Kopenhagen und beherbergt das Schloss Rosenborg.

Ähnlich wie beim Tivoli ist dieser Park ebenso ein Touristenmagnet und dennoch steht er auch bei den Einheimischen hoch im Kurs. Mit Decken liegen die Dänen auf den großen Grünflächen, nutzen die zahlreichen Bänke und genießen die Natur. Im Jahr 1606 wurde der Königsgarten als Privatgarten des Königs angelegt, seit den 1770er Jahren ist er auch für die Öffentlichkeit zugänglich.

Der King's Garden in Kopenhagen.

Neben dem Botanischen Garten, Frederiksberg Have, Amaliehaven, dem Zoo und Amager Strandpark, ist der King´s Garden nur einer von unzählig vielen Grünflächen in der dänischen Hauptstadt. In den Parks kann man sich über Kaffee-, Crêpes- und Hot-Dog-Stände freuen. Gerade im späten Frühling und im Sommer findet man zahlreiche Einheimische, die in den Parks ihre Akkus laden und die Natur genießen – egal ob jung oder alt. Das grüne Kopenhagen schafft es bei Maria auf Platz 3:

Platz 2: die Food Street

Eine weitere Möglichkeit sich mit Freunden zu treffen, Leute kennenzulernen oder seinen Besuchern etwas Abwechslung zu bieten, ist die Food Street. In einer alten Fabrikhalle befinden sich 39 Lebensmittelstände und Bars. Die Lokalität liegt auf der sogenannten „Papirøen” (Papier-Insel) und ist umgeben von Nyhavn, der Oper und dem Royal Playhouse von Kopenhagen, absolut zentral. Besonders für junge Dänen und Touristen ist dieses etwas andere „Restaurant” ein Geheimtipp und Erlebnis.

Das „Copenhagen Street Food” hat jeden Tag ab 11 Uhr bis tief in die Nacht geöffnet und beschäftigt über 200 Mitarbeiter. Deutlich mehr Besucher kommen täglich in die Fabrikhalle. Vor allem im Sommer ist diese völlig überfüllt und auch im Außenbereich sitzen hunderte junge Menschen zum Essen, Feiern und Tanzen. Die Musik der kleinen Insel hört man sogar, wenn man mit einem der Sightseeing Schiffe an der Halle vorbeischippert.

Kleine Essens-Auswahl gefällig? Türkisch, Sushi, brasilianischer Grill, Hot Dogs, Burger, frische Säfte, organisch und glutenfreies Essen, koreanisch, Cheesecake, amerikanisch, Cocktails, belgische Pommes, BBQ, Wein, Ente, Falafel, italienische Bionudeln, Sandwiches, indisches Butterhuhn, Eis, Panini, Käse, Wurst, vegane Fusionsküche, hausgemachte Gourmet-Pizza, marokkanisch, thailändisch, Shawarma, Salate, Suppen und Eintöpfe, Bio-Bier, Desserts, Tacos, britische Pfannkuchen und Fish'n'Chips.

In Kopenhagen gibt es noch eine weitere vergleichbare Location, allerdings hat diese Halle nur am Wochenende geöffnet. Trotz der extremen Beliebtheit der Food Street, soll diese Ende des Jahres geschlossen werden. Der Grund bleibt offen, unserer Meinung nach ein riesiger Verlust. Maria und ich nutzen das Angebot mehrmals im Monat.

Copenhagen Street Food | Warehouse 7 & 8, Papirøen, Kopenhagen | Sonntag bis Donnerstag von 12 bis 21 Uhr, Freitag bis Samstag von 12 bis 22 Uhr 

Platz 1: das Fußballstadion

Die Dänen sind mindestens so fußballverrückt wie die Deutschen, deshalb wundert mich auch Marias Platz 1 nicht. Die junge Dänin trifft sich nämlich am liebsten im Stadion mit ihren Freunden. Auch mir ist es immer wieder aufgefallen, dass ganze Freundeskreise auf den Rängen sitzen und auch Familien ihren Sonntagnachmittag am liebsten mit Stadionwurst und Fußball verbringen.

Wenn ein Derby zwischen dem FC Kopenhagen und Brondby IF ansteht, gibt es am Gartenzaun und auf den Straßen kein anderes Thema. Fußball verbindet und lockt die Menschen ins Stadion. Durch die Anreise, die Stadionwurst und die Minuten vor und nach dem Spiel, wird der Fußball als Ganztagesevent gesehen, an dem eben nicht nur Ultras Spaß haben. Leider brennen auch in den dänischen Stadien ab und zu die Bengalos, dann aber nur in den Fanblöcken der Hartgesottenen. In Dänemark ist Fußball eine Familienangelegenheit mit einer langen Tradition und damit ein würdiger Platz 1. 

Das waren sie, Marias Top 5 Treffpunkte und Aktivitäten in ihrer Heimatstadt Kopenhagen. Frage ich einen anderen Dänen? Frage ich einen jüngeren oder älteren Einheimischen? Mann oder Frau? Frage ich im Sommer oder Winter? All diese Dinge beeinflussen das Ranking natürlich. Ich habe alle Lieblingsorte von Maria besucht und war begeistert, ich hoffe ihr habt auch ein paar interessante Einblicke bekommen. Überraschend, wie oft Tourismus und das Leben der Bewohner Kopenhagens zusammengepasst haben, nur die Beweggründe die Orte zu besuchen waren manchmal andere. Fakt bleibt, Kopenhagen ist eine unglaublich vielseitige, coole und dennoch hyggelige Stadt.