Fast 70 Kilometer vom deutschen Festland entfernt befindet sich die Insel Helgoland. Ruhig ist es dort vor allem, wenn die Tagestouristinnen und Tagestouristen die Insel per Schiff verlassen haben – Helgoland ist von verschiedenen Nordseehäfen zu erreichen, ganzjährig von Cuxhaven.

Ist Stille eingekehrt, präsentiert sich Helgoland von seiner herb-maritimen und entspannten Seite. Dort gibt es viel Natur und Tiere zu bestaunen und ungeahnt viel Historisches zu entdecken. Was dir Helgoland alles zu bieten hat, verraten wir hier im Überblick.

Rote Naturschönheit in der Nordsee

Wärest du eine Möwe und würdest die Nordsee von Spiekeroog Richtung Sylt überfliegen, würdest du ein rotes Felsengebilde mitten im Meer entdecken. Zwei Kilometer lang und bis zu 600 Meter breit ist Helgoland.

Zweigeteilt sieht die Insel von oben aus: Es gibt einen riesigen roten Felsen, der einen Großteil der Insel einnimmt und mit über 50 Meter hohen Klippen auf der einen Seite ins Meer abfällt. Es wirkt schroff und abweisend und ein wenig wie das berühmte irische Cliffs of Moher – nur in Rot. Und es gibt flacheres Land zu Füßen des roten Riesen.

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Die Hochseeinsel Helgoland.

Je nach Tide liegt ein Teil des Felskliffs frei und präsentiert einen schmalen Streifen Felswatt – ein Paradies für Biologinnen und Biologen, denn die meisten der über tausend im Felssockel anzutreffenden Pflanzen- und Tierarten finden sich ausschließlich in diesem kleinen Stück Watt. Das ist interessant von oben aus zu beobachten. Am besten geht das bei einem Rundgang auf dem sogenannten Oberland.

Übrigens sind die Felsen gute Lande- und Brutplätze für Seevögel, unter anderem Trottellummen, Basstölpel und Dreizehenmöwen. Etwa 5000 Brutpaare sollen sich eingenistet haben. Das sind knapp 3,5-mal so viele, wie die Insel Einwohner und Einwohnerinnen hat.

Vom Lummenfelsen springen Trottellummen-Küken hinunter ins Meer: Das ist bekannt als der „Lummensprung“.

Um die 1400 Insulanerinnen und Insulaner sollen auf Helgoland leben, verteilt auf dem Ober- und dem Unterland. Letzteres Fleckchen Land befindet sich zu Füßen des Oberlands im Nordwesten und im Südosten der Insel. Im Süden befindet sich das idyllische Hafenviertel samt geschütztem Hafen, den die Besucherschiffe ansteuern.

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Ein paar Meter nördlich davon befindet sich ein zweiter, kleiner Hafen, von dem Boote ablegen und übers Meer zur kleinen Nachbarinsel Düne flitzen. Dieses Eiland entstand nach einer Sturmflut 1720, als das ursprünglich größere Helgoland zerbrach. Sie ist 0,7 Quadratkilometer groß und besteht größtenteils aus feinem Sand. Klar, dass die kleine Helgolandschwester viele Badegästinnen und Badegäste anlockt.

Helgoland – in vieler Hinsicht besonders

Deät Lun – wie Helgoland in der alten Helgoländer Inselsprache Halunder heißt – ist auto- und motorradfrei. Auch Fahrräder sind nicht gern gesehen, denn alles lässt sich gut zu Fuß erkunden. Vom Unter- zum grünen Oberland führen drei Treppen mit bis zu 260 Stufen oder ein kostenpflichtiger Aufzug. Oder aber du steigst in eines der wenigen E-Taxis oder in die Inselbahn, die Rundfahrten anbietet.

Oben angekommen, führt dich der Klippenrandweg drei Kilometer und etwa eine Stunde lang einmal auf dem Felsplateau rundherum – fantastische Ausblicke inklusive und garantiert, auf die Lange Anna beispielsweise. Dieser einzelne, rote Felsen steht mitten im Wasser und ist Helgolands Wahrzeichen. Seine rötliche Farbe verdankt der Felsen dem enthaltenen hohen Eisengehalt im Buntsandstein.

Nistende Basstoelpel auf Buntsandsteinfelsen auf Helgoland vor der Langen Anna und der Nordsee.

Nicht weit entfernt von der Langen Anna, befindet sich der Lummenfelsen. Dieser soll mit seinen 1,1 Hektar zu den kleinsten Naturschutzgebieten der Welt gehören.

Und das ist nicht der einzige Titel, mit dem Helgoland sich rühmen kann: Die Heinz-Sielmann-Stiftung hat die Insel 2012 zum schönsten Naturwunder Deutschlands gekürt, und die Briefmarke „100 Jahre Vogelwarte Helgoland“ wurde 2011 zur schönsten Briefmarke weltweit gewählt. Die Warte als die zweitälteste Vogelwarte auf der Erde.

Helgolands wechselhafte Zeiten

Allmählich wird klar, woher die Superlative, die zahlreichen Inselliebhaberinnen und Inselliebhaber sowie Stammgäste und Stammgästinnen kommen – und warum Helgoland bereits in der Vergangenheit ein beliebter Ort war: Die Insel liegt geopolitisch in einer günstigen und wichtigen Lage. Und so gehörte sie zu Dänemark und ab 1807 zu England, bis der deutsche Kaiser Wilhelm II. die Insel 1890 von Großbritannien erwarb.

Helgoland Düne – der Flugplatz.

Günstiges Klima lockt Erholungssuchende

Helgolands Lage hat einen weiteren Vorteil: Die Nordsee wird gut vom Golfstrom erwärmt. Das hat zur Folge, dass du dort im Herbst und Winter das mildeste Klima Deutschlands vorfinden kannst. Dazu ist das Hochseeklima ganzjährig ausgeglichen, die Luft enthält kaum Pollen – ideal für Allergiegeplagte.

Das Klima soll sich zudem günstig bei chronischen rheumatischen Beschwerden auswirken sowie bei Abnutzungserscheinungen des Bewegungsapparates, peripheren Durchblutungsstörungen und Hauterkrankungen.

Heidschnucken grasen im Oberland der Hochseeinsel Helgoland.

Neben der sauberen Luft soll es um Helgoland auch das sauberste Meerwasser Deutschlands geben. So ist es nicht verwunderlich, dass sich in den Gewässern Hummer besonders wohlfühlen – und natürlich die schwimmenden Gäste. Die kommen zur Erholung übrigens seit der Zugehörigkeit zu England im 19. Jahrhundert ins Helgoländer Seebad.

Darüber hinaus hat Helgoland einige berühmte Besucher beherbergt, etwa Dichter und Literaten wie Heine, Goethe, Hebbel, von Fallersleben, Kafka oder Maler wie Andreas Achenbach, Christian Morgenstern, Jordan, Bohrdt oder Radziwill.

Ganz in ihrem kulturellen Sinn werden auf Helgoland zahlreiche Konzerte, Kinovorführungen, Lesungen und Straßenfeste veranstaltet.