Für Schwule und Lesben geht es bei der Reiseplanung nicht nur um die Frage, an welchem Ort es am schönsten ist. Wichtig ist auch, wo es für sie am sichersten ist. Denn nach wie vor gibt es in vielen Ländern und Regionen Anti-Homo-Gesetze, in einigen droht Homosexuellen sogar noch die Todesstrafe.

Der „LGBTQ+ Rights Index“ des Bildungsportals „Preply“ zeigt die aktuelle Gesetzeslage zur Gleichstellung in 50 Ländern. Anlass für das Ranking sei die angestrebte Reform des sogenannten Transsexuellengesetzes.

Betrachtet wurden mehrere Kriterien für die rechtliche Gleichstellung mit der heterosexuellen, cisgender Bevölkerung: gesellschaftliche Akzeptanz, Strafbarkeit homosexueller Aktivitäten, Ehe für alle, Adoption für alle, Schutz vor Diskriminierung, Schutz vor Diskriminierung am Arbeitsplatz und das Recht auf die Änderung des Gender-Eintrags in offiziellen Dokumenten. Berücksichtigt wurde auch, in welchem Jahr die Gleichstellung offiziell in Kraft getreten ist, und ob sie für alle Mitglieder der LGBTQ+-Community gleichwertig gilt.

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Niederlande und Norwegen vorne

Das Ergebnis ist eine Liste der historisch queerfreundlichsten Länder der Welt, in die LGBTQ+ sorgenfrei reisen können. Auf Platz eins liegen demnach die Niederlande mit einer gesellschaftlichen Akzeptanz von 9,5 (maximal 10 möglich), kurz dahinter folgt Norwegen mit 9,4. In beiden Ländern stehen Menschen der LGBTQ+-Community alle untersuchten Rechte und Schutzmechanismen zu. „Damit sind das weltweit die Länder, die die Gleichstellung von queeren Menschen am weitesten vorangetrieben haben“, heißt es in der Untersuchung.

Sich in der Öffentlichkeit küssen, das dürfen Schwule nicht in allen Ländern auf der Welt.

Deutschland belegt Platz zehn des Index. Als Begründung dafür heißt es, dass queere Menschen hier erst seit relativ kurzer Zeit rechtlich weitestgehend gleichgestellt sind, Schutz vor Diskriminierung genießen und das Recht auf eine Änderung des Gender-Eintrags haben. Vor allem das sogenannte Transsexuellengesetz aus dem Jahr 1980 steht in der LGBTQ+-Community stark in der Kritik. Eine Reform des Gesetzes wird derzeit debattiert. 

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Unsichere Länder für LGBTQ+

Im Ranking ganz hinten landen Afghanistan, Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate. Homosexuelle Handlungen stehen dort unter Strafe. Das Emirat Dubai, ein beliebtes Reiseziel, ahndet einvernehmliche Liebe unter Männern mit bis zu zehn Jahren Freiheitsstrafe.

Auch Südkorea, Japan, Türkei, Russland, Sri Lanka, China, Singapur und der Iran stehen nicht gut da, weil LGBTQ+ dort schutzlos gegenüber Diskriminierung in allen öffentlichen Bereichen sind. Als „lückenhaft“ bezeichnet der Index die Antidiskriminierungsgesetze in Dänemark, Argentinien, Italien, Taiwan, Estland, auf den Philippinen, in den USA, Thailand, im Vatikan und in Venezuela.

Queerfreundlichste Länder: LGBTQ+-Index im Überblick

  1. Niederlande
  2. Norwegen
  3. Spanien
  4. Schweden
  5. Südafrika
  6. Belgien
  7. Kanada
  8. Island
  9. Frankreich
  10. Deutschland
  11. Australien
  12. Dänemark
  13. Brasilien
  14. Portugal
  15. Irland
  16. Österreich
  17. Schweiz
  18. Finnland
  19. Vereinigtes Königreich
  20. Argentinien
  21. Kolumbien
  22. Chile
  23. Mexiko
  24. Kroatien
  25. Israel
  26. Griechenland
  27. Italien
  28. Indien
  29. Tschechien
  30. Taiwan
  31. Estland
  32. Philippinen
  33. Lettland
  34. Serbien
  35. Vereinigte Staaten
  36. Bosnien und Herzegowina
  37. Südkorea
  38. Thailand
  39. Venezuela
  40. Vatikan
  41. Japan
  42. Türkei
  43. Russland
  44. Sri Lanka
  45. China
  46. Singapur
  47. Iran
  48. Vereinigte Arabische Emirate
  49. Katar
  50. Afghanistan

„Gay Travel Index“ sieht Kanada vorne

In einem anderen Ranking, dem „Gay Travel Index“, landete zuletzt Kanada auf Platz eins. Spartacus, eine Marke für die internationale LGBTIQ+-Reise-Community, und die Redaktion von „männer*“ haben dabei im vergangenen Jahr 202 Länder und Regionen in 17 Kategorien verglichen. Dabei wurde etwa geprüft, ob es Antidiskriminierungsgesetze gibt, Homosexualität illegal ist, es Übergriffe auf Schwule und Lesben gab oder die Ehe für alle eingeführt wurde.

Der „International Gay Guide“ von Spartacus erschien zum ersten Mal im Jahr 1970, der „Gay Travel Index“ erscheint 2021 zum zehnten Mal. Seit vergangenem Jahr werden auch die Rechte von Intersexuellen geprüft und ob beispielsweise ein drittes Geschlecht in juristischen Dokumenten anerkannt wird.

Kanadas Premierminister Justin Trudeau beim Pride in Montreal 2019. Kanada gilt als sicherstes Reiseland für die LGBTIQ*-Community.

Maßgeblich dafür verantwortlich, dass Kanada den ersten Platz der sichersten Reiseländer für die LGBTQ+-Community belegt, sei Regierungschef Justin Trudeau. Der Premierminister feiere nicht nur seit Jahren öffentlich auf Pride-Paraden mit, er habe Kanada auch vielfältiger und liberaler gemacht.